Im Viertelfinale der UEFA Champions League kam es zum Aufeinandertreffen der beiden Überraschungsmannschaften der heurigen Saison. Malaga empfing im La Rosaleda Borussia Dortmund. Knapp... Viele Chancen, aber keine Tore – Malaga und Dortmund trennen sich 0:0

Champions LeagueIm Viertelfinale der UEFA Champions League kam es zum Aufeinandertreffen der beiden Überraschungsmannschaften der heurigen Saison. Malaga empfing im La Rosaleda Borussia Dortmund. Knapp 29.000 Zuschauern sahen in einer über weite Strecken temporeichen Partie eine Reihe hochklassiger Torchancen. Da aber vor allem die beiden Torhüter glänzend drauf waren, trennte sich die Teams mit einem 0:0-Unentschieden.

Die ersten guten Möglichkeiten erspielten sich die Gäste aus dem Ruhrgebiet, scheiterten aber immer wieder an Malaga-Goalie Willy Caballero, der ohnehin auf der Linie zu den besten seiner Zunft zählt. Danach konnte sich sein Gegenüber Roman Weidenfeller bei Chancen von Javier Saviola, Welington und Isco auszeichnen. In der zweiten Halbzeit folgten noch weitere gute Einschussgelegenheiten, etwa für Robert Lewandowski und Mario Götze, die aber allesamt ungenützt blieben.

Offensivfluide Hausherren

Obwohl Malaga-Coach Manuel Pellegrini im Sommer der Geldhahn zugedreht wurde, kann der Chilene auf einen guten Kader zurückgreifen, der auf den meisten Positionen doppelt besetzt ist. Dennoch hat sich bei den Andalusiern mehr oder weniger ein klares Gerüst herauskristallisiert. Neben dem Torhüter sind dies die Innenverteidigung, Jeremy Toulalan als Stratege im zentralen Mittelfeld sowie die in diesem Spiel am Flügel agierenden Joaquin und Isco. Besonders Letzterer gilt als großes Juwel, kommt allerdings im Zentrum besser zur Geltung. Dementsprechend stark drängte der flinke Dribbler in die Mitte und rochierte viel.

Generell zeigte sich die Offensivabteilung sehr fluid und flexibel. So wich Stürmer Saviola oft auf die Seiten aus und öffnete so Räume im Angriffszentrum, in die dann Julio Baptista oder Joaquin hineinstießen. Im Spielaufbau wirkten sie am gefährlichsten, wenn sie ihn weit vorne aufziehen konnten, da die Defensivspieler – verglichen mit den sonstigen, im Turnier übriggebliebenen – technisch bestenfalls zum Durchschnitt zählen. Mit einer hohen Angriffslinie, auf der sich zeitweise auch Rechtsverteidiger Jesus Gamez postierte, wollten sie über kurze Pässe hinter die Abwehr kommen und die Schnelligkeit ihrer Angreifer ausnützen.

Auch Gäste flexibel

Diese Strategie bereitete den Borussen schon gegen Manchester City Probleme. Und auch in diesem Spiel hatten sie mit den wendigen Angreifern ihre Mühe, besonders in der Anfangsphase, in der unter anderem Saviola zu einer Torchance kam. Zugute kam den Gastgeber auch, dass beim deutschen Meister Abwehrchef Mats Hummels verletzt ausfiel und vom hüftsteiferen Felipe Santana ersetzt wurde. Ansonsten konnte Trainer Jürgen Klopp – mit Ausnahme des ebenfalls angeschlagenen Jakub Blaszczykowski – aus dem Vollen schöpften.

Das bedeutete, dass auch Linksverteidiger Marcel Schmelzer trotz Nasenbeinbruchs, den er erst am letzten Samstag erlitten hatte, auflaufen konnte. Wie bei Malaga agierten auch die BVB-Offensivspieler sehr flexibel. Die Außenspieler rückten immer wieder ein und bildeten mit dem zurückfallenden Robert Lewandowski und Mario Götze immer wieder Passdreiecke. Dies führte sogar so weit, dass selbst der sonst so positionstreue Kevin Großkreutz auch auf der „falschen“, rechten Seite zu finden war.

Zweigeteiltes Pressing

Malaga fuhr eine sehr interessante Pressingstrategie. Die offensiven Vier attackierten relativ früh, während sich die Viererkette und die Sechser weiter hinten positionierten. Dies hatte vor allem absichernde Gründe, da man so noch ausreichend Spieler hinter Ball hatte, wenn die Dortmunder hinter die erste Linie kamen. Besonders bei langen Bälle und einer geschlossen hohen Stellung lief man aber trotzdem noch Gefahr in Überzahlkonter des BVB zu laufen. Lewandowski konnte als sehr kopfballstarker Spieler oft auf Götze verlängern, der dann seine Schnelligkeit ausspielen konnte – so gesehen beispielsweise bei der ersten hochkarätigen Chance in Minute 14 oder beim 2:2 in Madrid.

Pressten die Gastgeber konservativer, boten sich den Dortmundern allerdings Räume zwischen Angriff und Mittelfeld – siehe rechts. Dadurch hatten die BVB-Sechser viel Zeit um sich bei Anspielen zu drehen und schnell nach vorne zu spielen. Besonders Gündogan kam dieser vergrößerte Platz zugute, was dazu führte, dass er drei Torchancen vorbereiten konnte. Zudem hatten sie dadurch mehr Kontrolle über den Ball, was auch für ihr Markenzeichen, das Gegenpressing, ein durchaus wichtiger Baustein ist – so kurios das auch klingen mag. Die Vorbereitung zum Gegenpressing findet nämlich schon in der Ballbesitzphase statt.

Umschaltspielkrimi entsteht

Im Spielaufbau steht ein Team in aller Regel geordnet und die Abstände untereinander sind abgestimmt. Bei Ballverlusten hat dann jeder Spieler kurze Wege zum Gegenspieler. Umso schwerer war es für die Klopp-Elf als Malaga gegen Ende der ersten Halbzeit das Tempo im Spielaufbau anzog. Der BVB hatte nicht mehr die Zeit, sich perfekt fürs Pressing aufzustellen und verlor den Zugriff. Das Mittelfeld wurde nun schneller überbrückt – jedoch von beiden Teams, was aus BVB-Sicht aufgrund der oben genannten Gründen durchaus zu hinterfragen ist.

Andererseits ist es bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehbar, da man die Chance auf Konter witterte. Da die Defensivspieler allerdings nicht geschlossen aufrücken konnten, litt die Kompaktheit der Schwarz-Gelben und damit war die Grundvoraussetzung fürs Gegenpressing nicht erfüllt. Es entstand ein wahrer Umschaltkrimi, aus dem Malaga zwar als Punktsieger hervorging, ein Tor konnten sie jedoch nicht mitnehmen. Dass die Borussen in dieser Phase keine zählbare Torchance erspielen konnten, lag aber auch daran, dass man die Möglichkeiten bzw. offenen Räume, die Malaga anbot, nicht nutzte.

Fehlende Impulse gegen Ende hin

Es waren dies besonders die Außenbahnen. Links ging man in der ersten Halbzeit zumindest phasenweise in die Räume, die von der hohen Stellung von Gamez und der zentralen von Joaquin her rührten. Auf der rechten Seite hielt sich Lukasz Piszczek jedoch aus Angst um die Offensivstärke Iscos stark zurück. Nach dem Seitenwechsel schaltete sich dann auch der Pole stärker ins Offensivspiel ein und war bei gefährlichen Aktionen vorne zu finden. Unterm Strich wurden aber dennoch nur 29% aller Ballkontakte auf der rechten Seite verzeichnet – links waren es 43%. Daneben gab es noch weitere, personelle Änderungen.

Beide Trainer stellten auf eine 4-4-2-Grundordnung, allerdings ohne sichtbaren Erfolg. Mit Julian Schieber als Prellbock vorne drinnen deckte Lewandowski größere Räume, unter anderem auch verstärkt auf den Seiten, ab. Die Torgefahr war somit verflogen. Pellegrini brachte mit Santa Cruz einen waschechten Neuer, der wieder für Tiefe sorgen sollte und die Dortmunder wie zu Spielbeginn zurückdrängen sollte. Da aber die anderen beiden Wechsel – Francisco Portillo und Sergio Duda – nicht griffen, blieben auch aufseiten Malagas kreative Impulse aus und die Partie trudelte ohne weitere Highlights aus.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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