Vor vier Jahren begegneten sich Manchester United und Bayern München zuletzt in der Champions League. Damals gingen die Bayern knapp als Sieger hervor, das... Welche Optionen hat David Moyes? Wie kann Manchester United dem FC Bayern München gefährlich werden?

TaktikVor vier Jahren begegneten sich Manchester United und Bayern München zuletzt in der Champions League. Damals gingen die Bayern knapp als Sieger hervor, das Duell fand jedoch auf Augenhöhe statt. Eher hatte United als Favorit gegolten. Doch seitdem haben sich die Vorzeichen verändert. Während es bei United kriselt, fahren die Deutschen einen Sieg nach dem anderen ein. Wir stellen drei Möglichkeiten vor, wie der englische Meister die Bayern eventuell dennoch ins Straucheln bringen könnte.

Viele Optionen, aber Schwächen in der Abwehr

Zu beachten ist dabei, dass Manchester United in vielen Basisaspekten des Fußballs nicht auf dem Niveau von Bayern München agiert. Selbst mit einer idealen Taktik Moyes‘ wären die Siegchancen über zwei Partien gering. Individuell ist Bayern ebenfalls überlegen.

Uniteds Abwehr besteht einerseits aus älteren Spielern, die ihre besten Tage womöglich bereits hinter sich haben, wie Evra, Vidic und Ferdinand, anderseits aus jüngeren Verteidigern, die nicht das höchste Niveau verkörpern. Bei allen Innenverteidigern zählt die flache Spieleröffnung nicht zu den Stärken, weswegen United sich auf das Umschaltspiel besinnen wird.

Evra wird im Hinspiel gesperrt sein, ihn vertritt Büttner. Das Tor wird De Gea hüten, auf der rechten Verteidigungsseite ist auf Rafael Verlass. Jones wird in der Innenverteidigung gesetzt sein, neben ihm konkurrieren Smalling und Vidic um einen Platz.

Auch das zentrale Mittelfeld mit Carrick, Cleverley, Fellaini, Giggs und Fletcher ist häufig harter Kritik ausgesetzt. Es zählt zwar von ihnen niemand zur Weltspitze, allerdings verfügen die „Red Devils“ hier über verschiedene Spielertypen, was mehrere taktische Varianten ermöglicht. Dasselbe gilt für die Offensive, wobei man dort deutlich höhere Qualität vorfindet. Jedoch ist Mata nicht spielberechtigt, außerdem wird Stürmerstar van Persie verletzt ausfallen. Demnach wird sich Moyes etwas einfallen lassen müssen.

Hohes Pressing mit Kagawa als Schlüsselspieler

Eine Idee wäre es, den bayrischen Spielaufbau schon im Spielaufbau unter Druck zu setzen. Dafür besitzt David Moyes in Kagawa den idealen Spieler. Er bewegt sich im Pressing extrem geschickt, indem er die Innenverteidiger anläuft, und zugleich einen oder mehrere gegnerische Spieler in seinen Deckungsschatten verbannt. Aber es ist nicht nur seine Intelligenz im Pressing, die beeindruckt, sondern auch seine Ausdauer. Zu seiner Zeit in Dortmund gehörte er statistisch stets zu den laufstärksten Ligaspielern.

Im Sturm könnte Rooney Kagawa ergänzen, dahinter böte sich ein Mittelfeld aus Carrick und Fellaini zentral sowie Januzaj und Welbeck auf dem Flügel an. Rooney könnte situativ zurückfallen, um seine präzisen und weitsichtigen Spielverlagerungen einzustreuen. Fellaini würde die Kopfballduelle bestreiten. Das Mittelfeld und die Verteidigung würden ihre Gegenspieler sehr mannorientiert verfolgen. Das ist der simpelste Weg, hohes Pressing zu organisieren, außerdem hat Freiburg den Münchnern mit so einer Spielweise in der Hinrunde einen Punktverlust zugefügt.

Wenn man das konsequent praktizieren würde, könnte sich die Fluidität der Bayern nicht entfalten, weil sie den Ball gar nicht ins Mittelfeld passen könnten. Auch Arsenal konnte sie mit einem hohen und etwas chaotischen Pressing im Hinspiel überraschen. Die Gunners hatten in den ersten zehn Minuten einige Torchancen kreiert, bevor Özils vergebener Elfmeter ihre Drangphase beendete. Wenn man es schafft, in hohen Zonen Bälle zu erobern, erleichtert das natürlich das Konterspiel erheblich.

Allerdings hat diese Spielweise auch Nachteile. Zum einen ist sie sehr kraftraubend, was es nötig macht, diesen Ansatz mit anderen zu kombinieren. Zum anderen ist diese Taktik riskant, da sich den Bayern große Räume eröffnen würden, falls es ihnen gelänge, ihren Gegenspieler einen Moment abzuschütteln. Zudem agieren die Verteidiger im Stellungsspiel nicht immer optimal, wenn sich viel Freiraum hinter der Abwehrkette befindet, man muss dabei auch die Geschwindigkeitsdefizite der Innenverteidigung erwähnen. Des Weiteren muss man sich auf Bayerns Mechanismen einstellen, dieses Pressing auszumanövrieren. Ein Mittelfeldspieler kippt dann oft ab oder sie fächern im Aufbau weit auf, positionieren sich sehr tief und nutzen Neuer als Spieleröffner.

Dreifachsechs mit Kompaktheit im Zentrum

Um mehr Stabilität zu erreichen, könnten sie aber auch ein Mittelfeldpressing umsetzen und dabei auf den Zehner verzichten. Ferguson hat das gegen starke Kontrahenten häufig, wie zum Beispiel letzte Saison gegen Real Madrid, so probiert. Wo Ferguson auf ein 4-1-4-1 setzte, könnte Moyes aber versuchen, sogar mit einer Fünferkette im Mittelfeld das Zentrum verschließen. Aus dieser könnten immer wieder Mittelfeldspieler herausrücken, um die Ballzirkulation zu stören und die Bayern womöglich in Zweikämpfe zu verwickeln.

Da Bayern ebenso über die Flügel angreifen kann, müsste United den Verbund jeweils schnell verschieben, um auf den Außen Überzahl gegen Robben und Ribery zu schaffen. Situativ würden die zentralen Mittelfeldspieler Manchesters die Läufe von Bayerns Außenverteidigern aufnehmen, die durch variable Wege, häufig durch die Zentrale, bestechen. Wenn die Mittelfeldspieler es schafften, flexibel herauszurücken und sich wechselseitig abzusichern, besäße diese Taktik Erfolgschancen. Allerdings wäre es diffizil, selbst Torgefahr zu erzeugen, da bis auf Rooney alle Spieler voll in die Abwehrarbeit eingebunden wären. Sie müssten bei Kontern jeweils lange Wege in die Spitze zurücklegen.

Personell würde dieses System wohl ähnlich wie das vorherige aussehen, hingegen würde ein weiterer zentraler Mittelfeldspieler Kagawa ersetzen. Cleverley eignet sich am besten, weil er mit seiner Beweglichkeit und Ballbeherrschung das Gegenpressing des FCB vor Aufgaben stellen könnte. Rooney wäre weiterhin der vielseitige Stürmer, der auch fähig wäre, die schnellen und trickreichen Außen einzusetzen.

Abwehrpressing im 4-4-1-1 mit Fellaini als Zielspieler

Oder United begräbt frühzeitig alle Hoffnungen auf ästhetisches Offensivspiel und fokussiert sich stattdessen ganz auf Spielzerstörung und lange Pässe. Als Zielspieler würde Fellaini fungieren, der diese Rolle unter Moyes bei Everton hervorragend ausfüllte. Er ist groß, unheimlich kopfballstark und robust, besitzt aber zudem die technische Raffinesse, um anspruchsvolle Bälle weiterzuleiten. Manchester könnte damit das Pressing der Münchener einfach überspielen, damit Fellaini lange Pässe verarbeitet und dann innerhalb ihrer Formation verteilt. Allerdings müssten seine Mitspieler schnell genug nachrücken, um ihm Anspieloptionen zu ermöglichen.

Defensiv könnten sie extrem tief stehen und den eigenen Strafraum zumauern. Hinter ihrer Abwehrkette wäre kein Platz, die Stürmer mit Lochpässen zu bedienen. Die hohen Flanken müssten die kopfballstarken Innenverteidiger abwehren, deshalb könnte Vidic in diesem System glänzen. Sie müssten dabei in den Zweikämpfen passiv agieren und möglichst die eigene Position halten, damit sich keine Lücken im Defensivverbund öffnen. Gegnerische Distanzschüsse würde man somit zulassen, diese könnten aber durch die Ballung im Abwehrdrittel meistens abgeblockt werden. Personell könnte Jones mehr Zweikampfstärke im Zentrum liefern, außerdem wäre die Disziplin und Ausdauer von Antonio Valencia, der sogar schon phasenweise als Rechtsverteidiger diente, von Vorteil. Jedoch wäre es ebenfalls kaum möglich, über einen längeren Zeitraum Entlastung zu generieren. Die „Red Devils“ müssten sich also auf sporadische Nadelstiche beschränken.

Fazit

Unabhängig davon, mit welchem Konzept Moyes seine Mannen auf den Rasen schickt, wird er Bayerns Überlegenheit maximal kaschieren aber nicht vollständig ausmerzen können. Manchester wird aus der Außenseiterrolle heraus vor allem auf Konter und vermutlich eine tiefe Defensive setzen. Es könnte aber wichtig sein, das mit situativ hohem Pressing zu kombinieren, um sich immer wieder selbst Spielanteile zu erkämpfen. Wenn es ihnen gelingt, das auf höchstem Niveau umzusetzen, haben sie eine Chance. Denn ein rein destruktiver Ansatz wird gewöhnlich bestraft, da die schiere Quantität an Schusschancen normalerweise mindestens ein Tor garantiert. Wer ausschließlich destruktiv auftritt, verlässt sich auf ein Glücksspiel, das in der Regel verloren wird.

Obwohl United über interessante Spielertypen verfügt, die einige Schachzüge Moyes` erlauben, bleiben Zweifel bestehen. Bayern war bisher unglaublich konstant, des Weiteren muss er den Ausfall van Persies kompensieren. Die letzten Spiele haben dabei nicht unbedingt den Glauben an Uniteds taktische Flexibilität befeuert. Gegen Manchester City starteten sie anfangs mit einem 4-3-3, das dermaßen scheiterte, dass Moyes es schon nach zehn Minuten ad acta legte. Doch auch danach nutzte City die offenen Lücken in ihrer Formation, was sich nach der Versetzung Rooneys ins zentrale Mittelfeld noch verschärfte. Deswegen endete die Partie, wie schon gegen den FC Liverpool, 0:3. Also wird Manchester United, da sie in dieser Saison auch durch Konteranfälligkeit, langsame Verschiebebewegungen mit Unkompaktheit zwischen den Linien und unkreatives Flügelspiel auffielen, über sich hinauswachsen müssen, um den FC Bayern zu bezwingen.

Leonard Dung, abseits.at

Leonard Dung

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