Die Wiener Austria ist am Donnerstagabend im Rahmen der 2. Qualifikationsrunde für die UEFA Conference League bei Ilves Tampere in Finnland zu Gast. Wir wollen euch den Verein kurz vorstellen und eine Einschätzung auf das Spiel liefern.
Der finnische Luchs
Das Erste, das bei Ilves Tampere auffällt, ist das ungewöhnliche Vereinswappen, das ausschließlich aus dem Kopf eines Luchses besteht. Das erklärt sich aus dem Vereinsnamen, denn Ilves bedeutet auf Finnisch Luchs. Tampere steht wiederum für die Heimatstadt, die im Süden des Landes liegt und die drittgrößte Stadt des Landes ist.
Frühere Eishockey-Großmacht
Ilves Tampere betreibt zahlreiche Sportarten, ist aber vor allem für die Eishockey-Sektion bekannt. Der 1931 gegründete Klub war lange Zeit die erfolgreichste Mannschaft im eishockeyverrückten Land und holte insgesamt 16 Meistertitel, wobei der letzte nun schon im Jahr 1985 zurückliegt.
Ein Meistertitel und vier Cup-Siege
Die Fußballmannschaft von Ilves Tampere wurde erst nach der Fusion mit Tampellan Palloilijat im Jahr 1975 richtig konkurrenzfähig und holte im Jahr 1983 den ersten und bis heute einzigen Meistertitel. Allerdings konnte man vier Mal den Cup gewinnen. 1979, 1990, 2019 und 2023 stemmte man am Ende der Saison den Pokal in die Höhe. Der Cuptitel in der vergangenen Spielzeit ermöglichte auch die Teilnahme an der Conference-League-Qualifikation. In der Liga holte man hingegen im Grunddurchgang nur 20 Punkte in 22 Partien und war mehr mit einem möglichen Abstieg beschäftigt als an einer Qualifikation für den Europacup. Nur vier von 22 Spielen konnten vergangenes Jahr gewonnen werden. Neben acht Unentschieden musste man auch vier Niederlagen hinnehmen.
Aufsteigende Formkurve
Ilves Tampere spielte aber eine starke Abstiegsrunde und holte aus fünf Partien vier Siege und ein Unentschieden. Auch in der aktuellen Saison, die als Ganzjahresmeisterschaft ausgetragen wird und dadurch bereits in der 17. Runde ist, zeigt sich der Klub verbessert und liegt auf Platz 4. Nach 17 Spieltagen steht man bei starken 29 Punkten und hat damit schon eine wesentlich bessere Bilanz als in der vergangenen Spielzeit.
Neues Stadion
Die Heimspiele werden im Tammela Stadion ausgetragen, das zwischen 2020 und 2023 renoviert wurde und nun ein Fassungsvermögen von 8.000 Zuschauern aufweist, womit es ein Stadion der UEFA Kategorie 4 ist. Gespielt wird auf einem Kunstrasenplatz.
Erstes internationales Kräftemessen mit Sturm Graz
Die erste Europacup-Partie des Vereins fand im Rahmen des Messestädte-Pokals statt, eine Art Vorgänger des UEFA Cups. 1970/71 traf der Sturm im allerersten Kräftemessen mit einem Verein außerhalb von Finnland auf den SK Sturm Graz und gewann das Hinspiel 4:2. Die Grazer drehten allerdings die Partie mit einem 3:0-Heimsieg und warfen die Finnen damit aus dem Bewerb.
In den 80er-Jahren traf man in den ersten Runden des Europapokals auf starke Gegner und flog gegen Feyenoord, Juventus und den Rangers aus dem Bewerb. Gegen die Rangers feierte man immerhin einen Achtungserfolg, da man nach einer 0:4-Niederlage im Auswärtsspiel zu Hause mit 2:0 gewann.
Der erste (und letzte) Europacup-Aufstieg gelingt
In der Saison 1991/92 war es dann aber endlich soweit und die Finnen bezwangen ihren ersten Gegner in einem Europapokalspiel. Gegen den Glenavon FC aus Nordirland war der Gesamtscore nach zwei Spielen 4:4, allerdings schoss der finnische Klub mehr Auswärtstore, sodass er in die nächste Runde aufstieg, wo man gegen die AS Roma mit einem 1:1-Unentschieden zuhause ein großes Erfolgserlebnis feiern durfte. Auswärts setzte es aber eine klare 2:5-Niederlage und man schied aus dem Bewerb aus.
In den Saisonen 2018/19 und 2020/21 war in der 1. Qualifikationsrunde der UEFA Europa League jeweils Schluss. Gegen Slavia Prag schied man mit einem Gesamtscore von 1:3 aus und gegen die Shamrock Rovers verlor man 2020/21 knapp im Elfmeterschießen, wo man mit 11:12 den Kürzeren zog. Heuer stieg man in der 2. Runde der UEFA Conference League ein und ist gegen die Wiener Austria der klare Außenseiter.
Junger Trainer
Ilves Tampere setzt mit Joonas Rantanen auf einen sehr jungen Trainer, der seine Karriere als Nachwuchskoordinator bei HJK Helsinki startete und selbst kein aktiver Profi-Fußballer war. Zwischen 2016 und 2019 trainierte er die HJK-Frauenmannschaft, mit denen er einmal die Meisterschaft und zwei Mal den Cup gewann. Er übernahm das Trainerzepter bei der zweiten Mannschaft von HJK Helsinki, dem Klubi 04 und wurde nach einem Meistertitel zum Co.-Trainer der Kampfmannschaft befördert.
Er wechselte als Cheftrainer in die zweite Liga, wo er Idrottsföreningen Gnistan beinahe in die Veikkausliiga brachte. In den Playoff-Spielen musste er sich aber IFK Mariehamn geschlagen geben. Sein Klub stieg dennoch auf, da der FC Honka aus finanziellen Gründen keine Lizenz erhielt.
Anfang 2024 unterschrieb er bei Ilves Tampere einen Zweijahresvertrag und fabrizierte einen starken Punkteschnitt von 1.71. Vergleichsweise kam der Klub in der vergangenen Saison im Grunddurchgang nur auf einen Punkteschnitt von 0.91.
Vergangene Saison spielte der Klub so gut wie immer mit Viererkette und setzte meistens auf eine 4-2-3-1-Grundordnung. Unter Joonas Rantanen ist man etwas flexibler und greift oftmals auf eine Dreierkette zurück. Gegen HJK Helsinki feierte man beispielsweise Anfang des Monats in einem 3-4-2-1 einen klaren 3:0-Heimsieg. Letztes Wochenende kehrte man allerdings beim 3:2-Sieg gegen VPS zu einem 4-2-3-1 zurück.
Die Schlüsselspieler
Im Wyscout-Player-Index, der laufend die beste Liga-Elf nach ausgewählten Daten-Kriterien zusammenstellt, findet man aktuell drei Akteure der Finnen.
Santeri Haarala ist aktuell sicherlich der torgefährlichste Spieler der Mannschaft und steht nach 23 Pflichtspielen in der aktuellen Saison bei 16 Toren und sechs Assists. Der 24-jährige Rechtsaußen, der in der Offensive vielseitig einsetzbar ist, kam Anfang 2023 ablösefrei von KuPS zu seinem jetzigen Arbeitgeber.
Juhani Pikkarainen ist der Abwehrchef in der Innenverteidigung. Aufmerksame Fans aus Österreich werden den 1.95 Meter langen Abwehrspieler kennen, da er zu Beginn seiner Karriere in der U18-Akademie von RB Salzburg stand und später unter anderem auch für Blau-Weiß Linz spielte. Seine Karriere nahm aber erst nach seiner Rückkehr in sein Heimatland wieder Fahrt auf.
Oiva Jukkola ist ein junger Spieler, der überall dort eingesetzt werden kann, wo Not am Mann ist. Er kann auf beiden Flügeln agieren und kam beispielsweise sowohl als Linksverteidiger als auch als Rechtsaußen zum Einsatz., in 17 Liga-Spielen steuerte er vier Tore und fünf Assists bei.
Neben diesen drei Spielern gibt es einige weitere Akteure, die wir euch kurz vorstellen möchten.
Anton Popovitch ist die dominante Figur im zentralen Mittelfeld und sowohl im Spiel gegen als auch mit dem Ball wichtig. Er ist insgesamt wohl der wichtigste Spieler der Mannschaft, der den Takt im Mittelfeld diktiert und auch nach vorne gute Situationen erzeugen kann. Mittelstürmer Roope Riski kennen wir noch aus seiner Zeit beim SKN St. Pölten, als er in 33 Bundesliga-Einsätzen immerhin fünf Tore und drei Assists in Österreichs höchster Spielklasse sammelte. Heuer traf er in 16 Liga-Einsätzen fünf Mal, ist aber in spielerischer Hinsicht ein wenig schwächer als seine Nebenleute, weshalb er nicht ganz unumstritten ist. Joona Veteli ist ein weiterer Spieler, auf dem man achten muss, da er nach einer Knieverletzung immer besser in Form kommt und in den letzten drei Ligaspielen zwei Tore und zwei Assists beisteuerte. Insgesamt steht Veteli, der sowohl im offensiven Mittelfeld als auch Linksaußen spielen kann, in diesem Jahr bei zwei Treffern und fünf Assists. Der Kapitän der Mannschaft ist der 30-Jährige 1.96 Meter große Torhüter Otso Virtanen, der im vergangenen Meisterschaftsspiel bereits nach 13 Minuten nach einer Notbremse die rote Karte sah. Diesem Fehler ging ein grober Schnitzer voraus, als er nach einem weiten gegnerischen Pass den Ball mit der Brust außerhalb des Strafraums schlecht annahm und sich nur noch mit einem Foul zu helfen wusste. Die Austria täte gut daran den Tormann intensiv anzulaufen, da er mit dem Ball am Fuß fehleranfällig ist.
Fazit
Allgemein wirkte Ilves Tampere beim letzten Liga-Spiel in der Defensive sehr anfällig. Die Mannschaft bemüht sich spielerische Lösungen zu finden, machte aber unter Druck teilweise haarsträubende Fehler und verlor viele Bälle im eigenen Drittel, was zu großen gegnerischen Chancen führte. Nicht unterschätzen darf man allerdings die doch vorhandene spielerische Qualität in der Offensive, wo man sich stellenweise auch im letzten Drittel sehendwerte, schnelle Kombinationen sah. Hier ist auch das größte Fragezeichen zu finden, wie die Wiener Austria mit dem vielleicht doch etwas ungewohnten Kunstrasen zurechtkommen wird.
Die Favoritenrolle liegt am Donnerstag jedenfalls klar bei der Wiener Austria, die dem Gegner mit einem guten Anlaufverhalten vor große Probleme stellen könnte. In der finnischen Liga hält sich die Intensität im Spiel gegen den Ball in Grenzen und Rantanens Mannschaft könnte große Probleme bekommen, wenn die Austria ein ordentliches Pressing aufzieht. Speziell Innenverteidiger Tatu Miettunen wirkte in einigen Szenen unkonzentriert und eine Klasse schwächer als sein Nebenmann Juhani Pikkarainen. Es ist sicherlich kein Nachteil, dass es sich bei den Finnen um eine Mannschaft handelt, die im Normallfall das Spiel gestalten will und sich nicht bloß destruktiv hinen hineinstellen kann. Man darf allerdings nicht den Fehler machen den Gegner spielen zu lassen, da die individuelle Qualität der offensiven Flügelspieler und von Mittelfeldspieler Popovitch durchaus in Ordnung ist.
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