Am Donnerstag wird UEFA-Präsident Aleksander Čeferin im schweizerischen Nyon das obligatorische Kuvert öffnen. Darin wird der Ausrichter der Europameisterschaften 2024 zu finden sein. Auf... Deutschland oder Türkei | Wer erhält den Zuschlag für die Euro 2024?

Am Donnerstag wird UEFA-Präsident Aleksander Čeferin im schweizerischen Nyon das obligatorische Kuvert öffnen. Darin wird der Ausrichter der Europameisterschaften 2024 zu finden sein. Auf der Karte wird dann entweder „Germany“ oder „Turkey“ gedruckt sein. Grund genug für uns, dem Vergabeprozess etwas auf den Zahn zu fühlen. Wie läuft die Entscheidung ab, wer ist wahlberechtigt bzw. wer könnte bei Parität zum Zünglein an der Waage werden? Und danach noch: Wie stehen die Chancen der beiden Bewerber?

Die Kandidaten

Der Deutsche Fußballbund (DFB) und das türkische Pendant „Türkiye Futbol Federasyonu“ – kurz TFF – reichten eine Bewerbung für die Ausrichtung der 17. Fußball-Europameisterschaften im Jahr 2024 ein. Egal ob Deutschland oder die Türkei, der Verlierer dieses sportpolitisch durchaus brisanten Zweikampfs wird wohl politische Gründe samt Verschwörung wittern. Da die mit sportlichen Großereignissen schon erfahrenen Deutschen, dort die selbstbewusste Türkei, die bislang noch keine fußballerische Großveranstaltung ausrichten durfte. Beide Bewerber zogen zuletzt noch einmal alle Register um den prestigeträchtigen Zuschlag zu erhalten. Mehr zu den beiden Kandidaten findet ihr am auf abseits.at in zwei separaten Folgeberichten zu den Bewerber-Ländern.

Eine vorübergehend im Raum schwebende Bewerbung einer Allianz aus Nordländern (Schweden, Finnland, Norwegen, Dänemark und vielleicht Island) wurde aufgrund fehlender Stadien dann nicht mehr weiterverfolgt. So kam es zu einem Duell um die Ausrichtung.

Die Vorzeichen – in aller Kürze…

Deutschland möchte dabei mit Stabilität, Erfahrung und Sicherheit punkten. Die Unterstützung für den aktuellen UEFA-Präsidenten bei dessen bevorstehende Wiederwahl kann gegen die Konkurrenz in diesem Fall Fluch und Segen zugleich sein. Die Türkei geht selbstbewusst in den Vergabeprozess und erwartet sich nach drei Vergabeniederlagen den Zuschlag. Nachdem zuletzt bei großen Sportveranstaltungen (Welt- und Europameisterschaften, Olympische Spiele) immer seltener der sporttechnische Favorit den Zuschlag erhielt, ist auch „Turkey 2024“ gar nicht so unrealistisch, wie es manche deutschen Medien teilweise sehen. Zu sehr sollte man sich dort nicht auf die türkischen Defizite punkto Meinungs- und Pressefreiheit stützen, diese sind bei geheimen Abstimmungen von Sportfunktionären schon lang kein Wahl-Hindernis mehr.  Eine detaillierte Analyse der beiden Kandidaten folgt auf abseits.at

Wer entscheidet?

Stimmberechtigt sind in Summe 18 Mitglieder des UEFA-Exekutiv-Komitees. Die Abstimmung ist geheim, im Nachhinein kann man das Wahlverhalten der Funktionäre also nicht einsehen. Deutschland und die Türkei sind nicht wahlberechtigt. Ist jemand verhindert, kann stattdessen kein Vertreter geschickt werden. Bei einer möglichen Stimmengleichheit wird der UEFA-Präsident zum Zünglein an der Waage. Die Präferenz des Slowenen würde den Ausrichter festlegen und dann wohl eher pro Deutschland tendieren.

Die Stimmberechtigten im Konkreten neben UEFA-Präsident Aleksander Čeferin aus Slowenien sind: Karl-Erik Nilsson (Schweden), Fernando Gomes (Portugal), Grigori Surkis (Ukraine), Michele Uva (Italien), David Gill (England), Zbigniew Boniek (Polen), Sandor Csanyi (Ungarn), John Delaney (Irland), Peter Gilliéron (Schweiz), Florence Hardouin (Frankreich), Borislaw Michailow (Bulgarien), Jan Luis Larrea Sarobe (Spanien), Davor Suker (Kroatien), Michael van Praag (Niederlande), Andrea Agnelli (Italien), Ivan Gazidis (England), Lars Christer Olsson (Schweden).

Donnerstag, 27.9. – Tag der Entscheidung

Der lange Sitzungstag der UEFA beginnt in Nyon um neun Uhr morgens. Das UEFA-Exekutiv-Komitee wird zuerst allgemeine, für uns eher unspektakuläre Punkte der Tagesordnung abarbeiten. Richtig interessant wird es dann erst am Nachmittag.

Beide Bewerber beenden ab 13 Uhr – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – in einer Abschluss-Präsentation mit einer darauffolgenden Frage-Antworten-Session den monatelangen Bewerbungsprozess. Über die Reihenfolge entscheidet übrigens das Los. Für Deutschland werden Joachim Löw und Philipp Lahm als Gesichter der Bewerbung in Nyon vertreten sein. Die Türkei schickt unter anderem dem ehemaligen Fußballer und EM-Botschafter Baris Telli.

Im Anschluss findet dann die mit Spannung erwartete, geheime Abstimmung statt. Das Ergebnis wird am späten Nachmittag erwartet. Dann wird Präsident Ceferin vor die Kameras treten und die Karte mit dem Ausrichter in diese halten.

Mehr zu den beiden Kandidaten und was eine Europameisterschaft im jeweiligen Land bedeuten würde, findet ihr noch im Laufe dieser Woche in zwei separaten Berichten auf abseits.at.

Werner Sonnleitner, abseits.at

Werner Sonnleitner

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