Der zweite Teil der Vorschau auf die Rückrunde ist allgemeiner gehalten. Hier gibt es einen kurzen Check der wichtigsten Wintertransfers, dann einen ausführlichen Blick auf unsere Legionäre und im Anschluss daran noch eine vage Prognose für das Frühjahr.
Die Winter-Transfers
Die namhaftesten Verstärkungen präsentierte der Tabellenzweite, denn die Kölner verpflichteten mit Geis und Kainz zwei gestandene Bundesligaprofis und haben ebenfalls Ex-Torgarant Modeste unter ihren Fittichen, wobei bei letzterem ob der verzwickten Vertragssituation noch keine Spielberechtigung vorhanden ist. Hamburg blieb recht ruhig, einzig Özcan steht neuerdings bei den Hanseaten unter Vertrag. Kiel ersetzt gestandene Profis mit Perspektivspielern, Bielefeld holt Yabo zurück und Regensburg, Heidenheim und Dresden verzichteten auf Neuverpflichtungen. Ansonsten ließ St. Pauli aufhorchen, denn Fußballgott Alex Meier läuft in Zukunft in Braun-Weiß auf. Bei der Union aus Berlin ist Schösswendter weg, für ihn ging es ab in die Heimat zur Admira. Neu hingegen ist mit Mane ein Mann mit herausragender Qualität für Liga Zwei, er soll die Jungs aus Köpenick in die Bundesliga bugsieren.
Die Kellerkinder aus Ingolstadt und Magdeburg ließen mit namhaften Transfers aufhorchen (unter anderem Tschauner zum FCI und Kirchoff zum FCM), Diekmeier heuert bei Sandhausen an und Duisburg leiht Wiedwald und Nielsen aus der Bundesliga. In Aue verlief es recht unspektakulär, dafür holt Paderborn zwei US-Boys und einen Ghanaer und Greuther Fürth, ebenfalls nicht zufrieden mit der Hinrunde, verstärkt sich mit Sarpei, Redondo und Seguin. Bei Darmstadt ist der Abwehrchef weg, ein stämmiger Isländer soll ihn ersetzen. In Bochum darf man einen neuen Legionär begrüßen, Baumgartner kickt ab jetzt an der Castroper Straße. Außerdem darf man Laura Wontorra wohl in Zukunft oftmals im schönen Bochum begrüßen, denn ihr Göttergatte Simon Zoller kickt ab sofort für den VfL.
Situation der Legionäre
Nach einem starken Herbst dürfte Schaub auch in der Rückrunde eine tragende Rolle in Köln spielen, jedoch bremst ihn ein Knochenmarksödem zurzeit aus. Wann er wieder am Platz stehen wird ist noch unklar. Sein Neo-Teamkollege Kainz will in der Domstadt wieder zu alter Stärke finden. Die Konkurrenz für ihn ist stark, aber mit seinen Qualitäten wird er sich wohl durchsetzen und viel Spielzeit bekommen. Hinterseer bleibt Stürmer Nummer Eins in seinem Team, das ist auch angesichts seines herausragenden Herbsts auch nur wenig verwunderlich. Interessant könnte die Personalie Baumgartner werden. Der junge Innenverteidiger verfügt zwar über enormes Potential und bringt körperlich beste Voraussetzungen mit, ob der eigentlich funktionierenden Bochumer Hintermannschaft dürfte ihm anfangs wohl nur ein Platz auf der Bank bleiben. In der Hauptstadt sieht es so aus, dass Edelreservist Schösswendter den Verein verlassen hat, der Kapitän Trimmel wie schon in den letzten Spielzeiten rechts hinten gesetzt sein wird und Zulj sich wohl Woche für Woche durchbeißen muss, um im starken Berliner Kollektiv einen Platz zu finden.
Die Dresden-Legionäre Möschl und Horvath, beide auf den offensiven Außenbahnen beheimatet, haben eine Herkules-Aufgabe vor der Brust, um auf Spielzeit zu kommen. Die Vorbereitung konnte Möschl ob einer Muskelverletzung nur spärlich absolvieren, dürfte aber im Laufe der Rückrunde zu seinen Spielen kommen. Anders sieht es bei Horvath aus, der einen schweren Stand hat und mit einem möglichen Wechsel per Leihe kokettiert. Die Chancen von Wydra auf Einsatzzeit dürften ob der Abgänge von Rapp und Tiffert gestiegen sein, denn auch aufgrund der Verletzung von Breitkreuz agierte der Österreicher im letzten Test auf der zentralen Position in der Verteidigung und wird diese wohl auch im ersten Punktspiel einnehmen. Für Gartner kommt der Rückrundenauftakt noch zu früh, er fehlt seinem MSV weiterhin mit einem Kreuzbandriss.
In Ingolstadt sieht es so aus, dass Knaller endgültig am Abstellgleis steht und wohl nur noch Nummer Vier in der Torhüterhierarchie ist. Obwohl seine Hinrunde nicht ganz zufriedenstellend war, bleibt Kerschbaumer der zentrale Mann im Mittelfeld, soll seine Mitspieler führen und als Bindeglied zwischen Offensive und Defensive fungieren. Röcher kommt noch nicht so recht vom Fleck, kann sich nicht ganz in der ersten Elf etablieren und dürfte zu Beginn der Rückserie erneut zwischen Bank und Startelf switchen. Trotz der neuen Konkurrenz dürfte Gugganig im ersten Spiel wieder in der Startelf stehen, jedoch hat er von vorhinein Druck, denn es streiten sich mehrere ambitionierte Kicker um die Position vor der Abwehr. Wieder genesen präsentierte sich Kulovits in der Vorbereitung, welche Pläne der Trainer des SV Sandhausen mit ihm hat hängen wohl mit seiner Fitness und der taktischen Ausrichtung des Gegners zusammen. Er wird schon auf seine Spiele kommen, Stammspieler über einen längeren Zeitraum wird er wohl keiner mehr sein.
Nach einem tollen Herbst bleiben Prietl bei Bielefeld und Dovedan bei Heidenheim gesetzt und werden auf ihren angestammten Positionen in die Rückrunde starten. Bei Honsak sieht es vermutlich so aus, dass der polyvalente Mittelfeldmann, der auch schon im Sturmzentrum und auf der defensiven Außenbahn zum Einsatz kam, meist als Edeljoker sein Dasein fristet. Dennoch ist zu erwarten, dass er das ein oder andere Mal in die Startelf rutscht und diesen Platz möglicherweise mit guten Leistungen behaupten kann.
Prognose für das Frühjahr
Prognosen sind immer schwierig zu stellen, ganz besonders wenn es sich bei dem zu prognostizierenden Objekt um die Endtabelle der zweiten deutschen Bundesliga handelt. Dennoch ist davon auszugehen, dass Köln und Hamburg wohl direkt wieder in Liga Eins marschieren und sich die beiden ersten Plätze unter sich ausmachen. Spannender wird es im Hinblick auf den Relegationsrang: Stand jetzt steht St. Pauli in der Pole Position, jedoch dürfte Union Berlin ob der Qualität ihres Kaders am Ende ein ganz heißer Tipp auf diesen Rang sein. Außenseiterchancen kann man dem Vorjahresdritten Kiel und Bochum einräumen, wenngleich der VfL schon eine Siegesserie braucht, um noch einmal Druck auszuüben. Die Wundertüte aus Paderborn und der FC Heidenheim spielen zwar beide eine starke Saison, um in den Aufstiegskampf aktiv einzugreifen fehlt ihnen aber vermutlich das letzte Quäntchen.
Im Anschluss an diese Teams wird sich wohl das Mittelfeld weiter von der Abstiegszone absetzen. Wenn nicht ein unverhoffter Negativlauf eintritt, können sich Fürth, Dresden, Regensburg und wahrscheinlich auch Aue auf ein ruhiges Frühjahr freuen.
Im Kampf um den Klassenerhalt wird es wieder eng, wobei der aberwitzige Akt ums Überleben aus dem letzten Jahr wohl ausbleiben wird. Die besten Chancen der letzten sechs Teams haben die Jungs aus Bielefeld, bei denen die Formkurve nach dem Trainerwechsel stimmt. Ebenso gute Karten haben die Darmstädter, die aber den Verlust ihres Abwehrchefs verkraften müssen und nicht in einen Abwärtsstrudel geraten dürfen, wie es im Herbst 2017 der Fall war.
Den Abstieg werden sich vermutlich die letzten vier Teams untereinander ausmachen, die zurzeit binnen drei Punkten liegen. Hier hat, obwohl aktuell Letzter, Ingolstadt die besten Karten, da sie über den qualitativ hochwertigsten Kader verfügen und mit Keller einen mehr als fähigen Mann an der Seitenlinie haben, der im Winter wohl die richtigen Methoden gefunden hat, was der überzeugende Sieg im letzten Testspiel bestätigt. Für Duisburg, Magdeburg und Sandhausen wird es wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss. Wer am Ende tatsächlich runter geht ist natürlich nur schwer vorherzusagen, denn alle drei Teams verfügen über ähnliche Kader und Qualitäten.
Thomas Schützenhöfer, abseits.at
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