Trotz eines frühen Schreckmoments fuhren die Bayern am Sonntagnachmittag einen souveränen und ungefährdeten Sieg gegen den VfL Bochum ein. Für den Tabellenletzten werden die... 5:0-Kantersieg: Standardstarke Bayern verteidigen die Tabellenspitze

Trotz eines frühen Schreckmoments fuhren die Bayern am Sonntagnachmittag einen souveränen und ungefährdeten Sieg gegen den VfL Bochum ein. Für den Tabellenletzten werden die Herausforderungen nun nicht kleiner.

Als am Sonntagnachmittag die Partie des VfL Bochums gegen den FC Bayern München angepfiffen wurde, konnte man vorsichtig von einem „Krisenduell“ sprechen. Auf der einen Seite das Tabellenschlusslicht mit nur einem mageren Pünktchen aus den ersten sieben Spielen und der ersten Trainerentlassung der Saison. Auf der anderen Seite die spielerisch attraktiven und dominanten Bayern, die aus den letzten fünf Partien jedoch nur eine gewinnen konnten. Für beide Mannschaften war die Bedeutung des Ergebnisses demnach hoch. Ein möglicher Brustlöser für den VfL und die erste Krise von Vincent Kompany bei den Bayern? Ein Szenario, dass es aus Münchner Sicht tunlichst zu vermeiden galt.

Doch bereits nach acht Minuten sollte es zur ersten Großchance für den Gastgeber kommen. Nach einem langen Ball von Masovic lief Broschinski alleine auf Neuer zu. Letzterer eilte aus dem Tor heraus, kam aber deutlich zu spät und musste feststellen, wie Bochums Stürmer den Ball an ihm vorbei in Richtung leeres Tor schob. Das 1:0 lag schon auf den Lippen der Bochum-Fans, doch in letzter Sekunde eilte Bayern Abwehrchef Min-jae Kim heran und kratzte den Ball von der Linie. Ein echter Schockmoment, der die langsam aufkeimenden Kontroversen um Bayerns Schlussmann nicht zum Erliegen bringen dürfte.

Olise besorgt die frühe Führung

Ähnlich turbulent ging es weiter, dieses Mal stand der Unparteiische im Mittelpunkt. Nach einem Foul an Harry Kane ließ Schiedsrichter Florian Exner weiterlaufen. Die Aktion führte unmittelbar zu einem Abschluss Konrad Laimers, der jedoch von Bochums Torwart Drewes pariert wurde. In der Folge entschied Exner auf Freistoß für die Bayern wegen des vorausgegangenen Fouls an Kane. Eine ungerechte „Doppelchance“ für die Bayern? Eine berechtigte Frage in einer richtungsweisenden Szene. Schließlich versenkte Michael Olise den Freistoß per Chip mustergültig in der rechten Ecke – ein wahrer Leckerbissen (16.).

Und nur drei Minuten bot sich die nächste Möglichkeit. Jamal Musiala, nach Verletzung wieder in der Startelf, wurde steil geschickt und schob den Ball nach einer geschickten Ballan- und mitnahme zurück zu Olise, dessen Abschluss aber in den Armen von Drewes verpuffte (19.). Auf der anderen Seite blieb der VfL Bochum couragiert. Nach einem intensiven Lauf fand Sissoko Broschinski über links. Dieser nahm sich aus zwanzig Metern ein Herz, doch der abgefälschte Ball rauschte knapp rechts vorbei (23.).

Es bahnte sich ein leidenschaftlicher Kampf an, in dem die von Interimstrainer Markus Feldhoff trainierten Bochumer zumindest Paroli bieten konnte. Doch die Funken Hoffnung, die in dieser Phase aufkamen, wurden jäh im Keim erstickt.

Musiala erhöht, Bochum gibt nach

Wieder war es ein Standard, den die Bayern zu nutzen wussten. Kimmich lupfte einen Freistoß über die sichtlich verdutzte Bochumer Verteidigung. Musiala, vollkommen verwaist, lief ein und köpfte den Ball in die Maschen – das 2:0 in der 26. Minute.

Dieses Tor war ein echter Wirkungstreffer für die Bochumer. Die Bayern-Dominanz wuchs und mit ihr auch die hochkarätigen Gelegenheiten. Zunächst war es Kane, der aus zwanzig Metern nur knapp über das Tor schoss (30.), später verzog Musiala rechts vorbei (40.).

An dieser Gemengelage ändert auch Durchgang zwei und ein personeller Wechsel nichts. Nach einem langen Abschlag von Neuer kombinierten Musiala, Olise und Coman, sodass letzterer frei vor Drewes einnetzte. Der Entscheidung stand nur der Linienrichter, der zu Recht die Fahne hob, im Wege (54.), weshalb nur drei Minuten später der nächste Angriff aufs Bochumer Tor rollte. Musiala war es, der mehrere Bochumer auf sich zog und per Tunnler an ihnen vorbei in den Sechzehner dribbelte. Nach einem feinen Steckpass brauchte Goalgetter Harry Kane nur noch Drewes zu überwinden. Links oben schlug der Ball ein, die endgültige Entscheidung war herbeigeführt (57.).

Bayern erhöht traumhaft

Als Reaktion wechselte Kompany dreifach, die dominierenden Akteure Olise und Musiala verließen den Platz. Dies änderte am Torhunger des Rekordmeisters nichts. Nach einem Fehlpass holte sich der eingewechselte Leroy Sané den Ball zurück und schlenzte ihn aus zwanzig Metern halbrechter Position ins lange Eck, das 4:0 (65.). Nahezu spiegelverkehrt tat es ihm Kingsley Coman nur sechs Minuten später gleich. Sein maßgeschneiderter Abschluss landete perfekt oben rechts, es war schon längst ein Traumtorfestival.

Doch die Bayern waren noch nicht fertig. Nach einem Bochumer Annäherungsversuch schalteten die Rot-Weißen schnell um, am Ende genügte ein Zuspiel von Müller, um Goretzka freizuspielen. Dieser zeigte jedoch Erbarmen mit seinem Ex-Club und scheiterte mit seinem Abschluss an Drewes (81.). Ähnlich ging es eine Minute später Matthys Tel, der aus spitzem Winkel ebenso kein Durchkommen fand.

Das Statistikpanel von Overlyzer sprach nach der Partie eine klare Sprache – der Sieg der Bayern war schlussendlich nie gefährdet.

So blieb es letztlich beim verdienten 5:0-Sieg der Bayern, die nur in der Anfangsphase einen Hauch von Instabilität vermuten ließen und sich ansonsten nur vorwerfen lassen können, dem VfL Bochum nicht auch in der vierten Bundesligasaison in Folge ein 7:0 zugefügt zu haben.

Für den VfL Bochum bedeutet diese empfindliche Niederlage hingegen weiterhin die rote Laterne und ein schneller Umbruch. Nicht nur ein Trainerteam, auch ein neuer Vorstandsvorsitzender wird nun gesucht. Immerhin, aufgrund der Erstrundenniederlage bei Jahn Regensburg muss der VfL Bochum sich erst am nächsten Wochenende in Leverkusen beweisen. Anders ist es bei den Bayern, die am Mittwoch ihre Pflichtaufgabe in Mainz erfüllen müssen, um sämtliche Spekulationen um eine Krise nach diesem Galaauftritt endgültig ausradieren zu können.

Clément Testa

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