In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für... Abseits.at-Leistungscheck – Emanuel Pogatetz gewinnt 72% seiner Zweikämpfe

In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für jeden einzelnen Spieler die bisher gespielten Runden auf, danach ergänzen wir nach jedem Spieltag die Werte für unsere österreichischen Exporte. Nachdem wir in den letzten beiden Tagen mit Christian Fuchs und Martin Harnik den Anfang gemacht haben, schenken wir nun Hannover-96-Legionär Emanuel Pogatetz unsere volle Aufmerksamkeit.

So wie Christian Fuchs hat auch Emanuel Pogatetz in der bisherigen Saison alle 13 Meisterschaftsspiele über die volle Distanz absolviert. In der elften Runde gelang ihm gegen Borussia Mönchengladbach sein bislang einziger Treffer – in der heurigen Saison konnte er noch keinen Assist für sein Team beisteuern. In allen bisherigen Meisterschaftsspielen stand der tunesische Nationalspieler Karim Haggui neben ihm im Abwehrzentrum. Während Pogatetz in den ersten 13 Runden auf einen Kicker-Notendurchschnitt von 3,53 kommt, bekam der Tunesier mit einem Schnitt von 3,42 die geringfügig besseren Noten. In den ersten zehn Runden zeigte Haggui zum Großteil die stärkeren Leistungen, lediglich in der 12. Runde beim 2:2-Unentschieden gegen Schalke 04 war Pogatetz deutlich besser. Von den bisher absolvierten 13 Runden liegen leider nur von neun Partien ausführliche Tracking-Werte vor. Von der zweiten, achten und zwölften Runde liegen, wohl aufgrund technischer Schwierigkeiten, nur eine begrenzte Anzahl von Daten vor. Dennoch bieten zehn absolvierte Runden genug Material, um sich ein Bild von den Leistungen des österreichischen Nationalspielers zu machen.

72,6% gewonnen Zweikämpfe

Ein Innenverteidiger gewinnt im Schnitt natürlich mehr Zweikämpfe als ein Stürmer – die Werte, die Emanuel Pogatetz in der bisherigen Saison erreichte, sind aber auch angesichts dieser Tatsache äußerst zufriedenstellend. In den neun Runden, für die uns Tracking-Daten vorliegen, gewann der Österreicher 72,6% seiner Zweikämpfe. Dieser Wert ist auf den ersten Blick spektakulär, besonders wenn man ihn mit den Werten der besten Innenverteidiger der Vorjahressaison vergleicht:

Mats Hummels gewann letzte Saison 63% seiner Zweikämpfe, sein Kollege im Abwehrzentrum, Neven Subotic, 65%. Benedikt Höwedes vom FC Schalke 04 gewann 69% seiner Duelle, genauso wie Nürnberg-Verteidiger Philipp Wollscheid. Nikolce Noveski ging in 67% aller Fälle als Sieger aus einem Zweikampf hervor, Martin Stranzl gewann 66% seiner Duelle. Köln-Abwehrspieler Geromel kam auf 63% gewonnene Zweikämpfe und hatte somit einen Prozentpunkt mehr, als Emanuel Pogatetz, der vergangene Saison 62% seiner Zweikämpfe für sich entschied – also um ganze zehn Prozent weniger als in der bisherigen Spielzeit.

Beim 3:1-Sieg gegen Nürnberg in der dritten Runde und bei der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln am neunten Spieltag erreichte er mit 87,5% gewonnen Zweikämpfen seine bisher besten Saisonleistungen in dieser Wertung. Nur gegen den FC Bayern München verlor er mehr als 50 Prozent seiner Duelle (42,8%).  In sieben von zehn Partien gewann er mehr als 70% seiner Zweikämpfe – ein ausgezeichneter Wert.

Sehr wenige Fehlpässe – was nicht immer positiv sein muss

In den bisherigen zehn Partien, in denen das Tracking funktionierte, landeten nur 11% aller Pogatetz-Pässe beim Gegner. Innenverteidiger erreichen in dieser Statistik im Normalfall bessere Werte, als Mittelfeldspieler und Stürmer, insbesondere wenn das Spiel hinten gemächlich aufgebaut und der Ball in der Viererkette hin und hergeschoben wird. Trotzdem ist es eher Pogatetz, der im Falle des Falles die langen Bälle nach vorne schlägt, denn im Vergleich mit Haggui übernimmt er meist mehr Verantwortung und Risiko beim Spielaufbau. Im Schnitt spielt der österreichische Legionär 30,5 Pässe pro Partie, von denen durchschnittlich nur 3,3 beim Gegner landen. Vergangene Runde zeigte er gerade bei der 1:4-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg seinen mit Abstand besten Wert in dieser Kategorie. Statt 30,5 Pässen pro Partie zeigte er sich gleich für 65 Pässe verantwortlich, von denen nur 4% beim Gegner landeten. In dieser Partie hatte Pogatetz zum ersten Mal in dieser Saison auch die meisten Ballkontakte seiner Mannschaft: Er berührte während der 90 Minuten gleich 91 Mal den Ball, während er sonst im Schnitt auf 52,8 Ballkontakte kommt. Diese Statistik ist allerdings ein klares Zeichen dafür, dass Hannover 96 den Weg nach vorne nicht fand und Schwierigkeiten im Spielaufbau hatte. Trotz dieser hohen Werte bekam Pogatetz seine bisher schlechteste Kicker-Note in dieser Saison, nämlich eine 5. Insbesondere der katastrophale Stellungsfehler beim 3:1 durch Chris dürfte sich äußerst negativ auf seine Bewertung ausgewirkt haben. Die niedrige Fehlpassquote wird von den Hannover-Fans mittlerweile eher kritisch bewertet. Bei Ballgewinnen in der Abwehr wird dem Österreicher vorgeworfen, dass er zu langsam umschaltet. Anstatt mit einem eher riskanten Pass schnell einen Konter einzuleiten, verschleppt er oft das Spiel und sucht eine sichere Anspielstation.

Läuferisch in Ordnung – wenige Szenen in der Offensive

Spieler im Abwehrzentrum spulen allgemein weniger Kilometer ab, als ihre Kollegen auf den Außenbahnen. Pogatetz lief pro Partie bisher durchschnittlich 9,53km, was für einen Innenverteidiger durchaus in Ordnung ist. Er kommt auf 9,5 Sprints pro Partie und auf 35,8 intensive Läufe. Sein Kollege Haggui läuft in den meisten Partien ein wenig mehr, allerdings halten sich die Unterschiede in Grenzen. Auffallend ist, dass Pogatetz in den zehn vom Tracking erfassten Partien insgesamt nur drei Schüsse bzw. Kopfbälle aufs gegnerische Tor abgab. Immerhin konnte er  mit einem dieser drei Versuche gleich sein erstes Saisontor in der heurigen Meisterschaft erzielen.

Daten sind nicht immer alles

Wenn man sich seine Zweikampfwerte und die geringe Fehlpassquote ansieht, müsste man meinen der österreichische Innenverteidiger spielt die Saison seines Lebens. Leider sagen die Werte jedoch nicht immer die gesamte Wahrheit aus. Die Nachteile der geringen Fehlpassquote werden oben beschrieben. Was die Zweikampfwerte angeht, muss man davon ausgehen, dass diese Statistik im Laufe der Saison sinken wird, da die Anzahl der Spieltage noch zu gering ist und die üblichen Werte in dieser Statistik darauf hindeuten, dass dieser Schnitt nur schwer zu halten sein wird. Viele Hannover-Fans kritisieren, dass sein Stellungsspiel im Vergleich zu Vorsaison schwächer geworden ist und er in manchen Situationen (wie etwa beim Treffer zum 3:1 für Wolfsburg) gar nicht in einen Zweikampf hineinkommt. Diese Situationen werden dann nicht von der Zweikampf-Statistik erfasst, sind aber dennoch spielentscheidend.

Pogatetz ist natürlich noch immer gesetzt und zählt zu den Leistungsträgern im Verein. Im Vergleich zur Alternative in der Innenverteidigung, dem Schweizer Mario Eggimann, hat der Österreicher klar die Nase vorne und muss wohl keine große Angst um seinen Stammplatz haben. Dennoch ist der Pogatetz der heurigen Saison nicht der Pogatetz der vergangenen Spielzeit. Es fehlt ein wenig der „Mad-Dog-Faktor“ – der Österreicher ist am Platz leiser geworden und wirkt weniger dominant als im Vorjahr. Das soll nicht heißen, dass er eine schlechte Saison spielt – es wäre nur noch wesentlich mehr drinnen.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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