Abseits.at-Leistungscheck – Sebastian Prödl und der ewige Kampf um einen Stammplatz
Deutschland 29.November.2011 Stefan Karger 1
In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für jeden einzelnen Spieler die bisher gespielten Runden auf, danach ergänzen wir nach jedem Spieltag die Werte für unsere österreichischen Exporte. Heute analysieren wir die bisherigen Leistungen des Werder-Bremen-Legionärs Sebastian Prödl, der trotz des Abgangs von Per Mertesacker weiterhin um einen Stammplatz kämpfen muss.
In den bisherigen 14 Meisterschaftspartien kam Innenverteidiger Sebastian Prödl zu neun Einsätzen, wobei er acht Mal die ganze Partie durchspielen durfte und einmal erst in der Nachspielzeit eingewechselt wurde. Für seine Leistungen bekam er vom Fachmagazin Kicker die Durchschnittsnote 3,5. In der sechsten und der elften Runde erhielt er beide Male eine 2,5 – seine besten Bewertungen in dieser Saison. Beim 0:5-Debakel in der 13. Runde gegen Borussia Mönchengladbach erhielt er eine glatte 6 und wurde von Trainer Thomas Schaaf für die folgende Runde aus der Startelf eliminiert. In dieser Saison erzielte der österreichische Innenverteidiger bisher jeweils einen Treffer (in der 14. Runde gegen den FSV Mainz) und einen Assist (in der 12. Runde gegen den 1.FC Köln).
Der Kampf ums Stammleiberl
Zu Beginn der Saison fehlte der brasilianische Innenverteidiger Naldo wegen eines Knochenödems aus und Prödl musste sich mit Neuzugang Andreas Wolf um den Platz neben Per Mertesacker streiten, der nach dem vierten Spieltag an Arsenal FC verkauft wurde. Naldo fehlte aufgrund einer Bronchitis auch im November eine Zeit lang aus, sodass Prödl und Wolf im Abwehrzentrum zusammenspielen konnten. In der vergangenen Runde gegen den VfB Stuttgart war Naldo wieder einsatzbereit und Thomas Schaaf entschied sich für Wolf als zweiten Mann neben dem Brasilianer. Beim 0:5-Debakel in der Runde davor zeigten beide Innenverteidiger eine katastrophale Leistung und bekamen vom Kicker die Note 6. Wolf sah dabei jedoch noch schlechter aus, als der Österreicher – insofern kann man die Entscheidung von Schaaf in Frage stellen.
Viele Werder-Bremen-Fans kritisieren, dass sich Wolf wesentlich mehr Fehler erlauben kann, als Sebastian Prödl. Der österreichische Nationalspieler wird in den nächsten Runden den Kampf aufnehmen müssen und alles daran setzen, dass er nicht wieder zum dritten Innenverteidiger im Team der Bremer degradiert wird. Wolf befindet sich nicht gerade in bestechender Form und liegt definitiv in Prödls Reichweite, der aufgrund seines Alters auch die besseren Entwicklungsaussichten hat.
Zweikampfstark und wenige Fehlpässe
Die Zweikampf-Statistiken sehen auf den ersten Blick durchaus ansehnlich aus. Insgesamt absolvierte Prödl 132 Zweikämpfe, von denen er 90 gewann. Das entspricht einem Schnitt von 68% gewonnen Zweikämpfen, was auch für einen Innenverteidiger eine sehr starke Leistung ist. Mit diesem Wert übertrifft er zahlreiche Top-Abwehrspieler der vergangenen Saison – man muss allerdings abwarten, ob diese Statistik im Laufe der Saison nicht noch ein wenig sinken wird. Bei der 1:3-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 gewann er 80% aller Zweikämpfe, was sein bester Wert in der heurigen Saison ist. Nur in der siebenten Runde gegen Hertha BSC verlor er mehr als 50% seiner Zweikämpfe (47,5%).
Von 230 Pässen landeten 28 beim Gegner, womit er auf eine Fehlpassquote von 12% kommt. Damit hat er etwa den gleichen Wert wie Emanuel Pogatetz, der 11% aller Pässe zum Gegner spielt. Auch was die Ballkontakte angeht, nehmen sich diese beiden Spieler nicht viel. Während Pogatetz im Schnitt auf 58 Kontakte in 90 Minuten kommt, kommt Prödl bei diesem Wert auf 55,5 Ballkontakte pro Partie.
Prödl oft nicht energisch genug
Sebastian Prödl läuft pro Partie durchschnittlich 9,9 Kilometer, was für einen Innenverteidiger absolut in Ordnung ist. Pro Partie absolviert er im Schnitt etwa 300 Meter mehr als Emanuel Pogatetz, der dafür jedoch ein höheres Tempo geht und sechs intensive Läufe pro Partie mehr hat. Bei der 0:5-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach machte es in einigen Szenen den Eindruck, dass Prödl nicht mit dem allerletzten Einsatz versuchte, in die Zweikämpfe zu kommen und in kritischen Situationen selbst für seine Verhältnisse nicht spritzig genug war. Die Zweikämpfe, die man nicht bestreitet zählen nicht zur Statistik, was auch erklärt, warum sein Zweikampfwert wohl um ein paar Prozent höher ist, als er sein sollte.
Während Prödl in den ersten fünf Spielen, die er über 90 Minuten bestritt, nur einen Schuss (bzw. Kopfball) auf das gegnerische Tor abfeuerte, testete er bei seinen letzten drei Einsätzen je zwei Mal den gegnerischen Torhüter.
Fazit
Thomas Schaaf scheint sich selbst nicht im Klaren darüber zu sein, welches Paar in der Innenverteidigung am besten zusammenpasst. Wenn Naldo gesund ist, dann ist der Brasilianer gesetzt – den zweiten Platz machen sich Prödl und Wolf untereinander aus. Dieser Zweikampf war auch schon in den ersten Runden ein Thema, als Naldo verletzt und Mertesacker noch bei Bremen war. Schaaf stellte Prödl und Wolf abwechselnd in die Startelf, was der Kontinuität nicht gerade gut tat. Wenn man sich die deutschen Diskussionsforen anschaut, dann sieht man, dass die Werder-Fans klar hinter Sebastian Prödl stehen. Bleibt zu hoffen, dass Thomas Schaaf dem 24-jährigen Österreicher in den nächsten Runden wieder sein Vertrauen schenken wird.
Stefan Karger, www.abseits.at
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Stefan Karger
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