In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für... Abseits.at-Leistungscheck – Überraschend viel Bewegung im Spiel von Marko Arnautovic

In dieser neuen Serie nehmen wir die Statistikwerte unserer Legionäre in der ersten deutschen Bundesliga ganz genau unter die Lupe. Zuerst arbeiten wir für jeden einzelnen Spieler die bisher gespielten Runden auf, danach ergänzen wir nach jedem Spieltag die Werte für unsere österreichischen Exporte. Heute richten wir unsere Augen auf Marko Arnautovic, der in der achten Runde gegen Hannover 96 die rote Karte sah und sich so selbst um wichtige Einsatzminuten brachte.

Marko Arnautovic bestritt in den bisherigen 14 Meisterschaftsrunden der heurigen Saison insgesamt 608 Minuten für den  SV Werder Bremen. Es hätten wesentlich mehr sein können, wenn der 22-jährige Offensiv-Allrounder in der achten Runde gegen Hannover 96 nicht in der 78. Minute die rote Karte gesehen hätte. Der Tritt gegen Sergio Pinto brachte ihm drei Spiele Sperre ein, sodass er erst in der 12. Runde gegen den 1. FC Köln wieder zum Einsatz kam. In den letzten drei Runden stand er zumindest immer in der Startelf, wurde aber in der Endphase stets ausgewechselt. Lediglich beim 2:1-Heimsieg gegen Hertha BSC durfte der Österreicher die Partie komplett zu Ende spielen. In der sechsten Runde gegen den 1. FC Nürnberg wurde der Nationalspieler bereits in der 18. Minute ausgewechselt, was allerdings nicht an seiner Leistung lag – Trainer Thomas Schaaf musste umstellen, nachdem Torhüter Tim Wiese wegen einer Notbremse schon früh vom Platz gestellt wurde. Arnautovic hat in dieser Saison zwar bereits drei Tore erzielt, muss aber dennoch an seinem Abschluss arbeiten, da er vor dem gegnerischen Tor oftmals überhastet reagiert und große Chancen auslässt.

Die große Systemfrage

Die älteren Semester werden sich noch an Werder Bremens Raute aus der Saison 2003/04 erinnern, in der Thomas Schaaf und sein Verein mit sechs Punkten Vorsprung auf den FC Bayern München die Meisterschaft holte. Insbesondere die Offensivkraft der damaligen Meistermannschaft war überragend, denn die Bremer erzielten mit 79 Toren die meisten Treffer aller Vereine in der damaligen Saison. Dass Ailton auf 28 Treffer kam, lag am fantastischen Mittelfeld: Thomas Schaaf ließ ein 4-4-2-System mit einer Raute spielen, an dessen Spitze der geniale Franzose Johan Micoud zauberte. Auf den Seiten spielten Krisztian Lisztes und Fabian Ernst, während Frank Baumann den defensiven Part perfekt meisterte.

Thomas Schaaf blieb bis heute diesem System treu, auch wenn er das eine oder andere Mal Alternativen ausprobierte, die jedoch nicht gut funktionierten. Spätestens in dieser Saison meinen allerdings viele Werder-Bremen-Fans, dass Thomas Schaaf mit der Zeit gehen und die Raute im Mittelfeld aufgeben sollte. Nicht unbedingt weil das System nicht modern ist, sondern weil der SV Werder Bremen einige Leistungsträger im Kader hat, die sich in einer 4-2-3-1-Formation wohler fühlen würden.

So lässt Thomas Schaaf momentan spielen:

 

 

 

 

 

 

 

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Diese Aufstellung wünschen sich viele Fans:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Sowohl Arnautovic, als auch Marin zeigten ihre besten Leistungen, wenn sie über die Seiten kamen. Mit Pizarro verfügen die Bremer sowieso über einen Mittelstürmer, den man sich in einem 4-2-3-1-System nur wünschen kann. Während in der Offensive dieses System dem 4-4-2 klar überlegen sein dürfte, ist die Frage, wie gut Marin und Arnautovic auf den Seiten nach hinten arbeiten können, wenn sich der Gegner im Ballbesitz befindet. Einen Versuch wäre es wohl auf alle Fälle wert.

20 Sprints pro 90 Minuten

Arnautovic hat bei vielen Fans den Ruf einer launischen Diva. Wenn man sich jedoch seine Laufleistungen ansieht und sein Tempo beachtet, dann sollte man Aussagen, die in diese Richtung gehen, überdenken. In vier Runden absolvierte der österreichische Nationalspieler die meisten Sprints seiner Mannschaft, obwohl er in drei Fällen vorzeitig vom Platz musste! Seinen Spitzenwert erreichte er mit 27 Sprints gegen den VfB Stuttgart. In dieser Partie absolvierte er außerdem zusätzlich 66 intensive Läufe und spulte 10,71 Kilometer ab. Pro 90 Minuten absolviert der Offensiv-Allrounder im Schnitt knapp 10 Kilometer, wobei er beim 2:1-Sieg gegen Hertha BSC sogar 12,14 Kilometer lief. Arnautovic lockt seinen Bewacher oft vom Strafraum weg und läuft dem ballführenden Mitspieler entgegen. Wenn er ein Zuspiel bekommt, lässt er den Ball nicht selten schnell zurückprallen, sprintet Richtung gegnerisches Tor und hofft auf den langen Pass, weshalb er in der Sprintwertung auf so hohe Werte kommt.

Wenn man eine Heatmap von Arnautovic mit der von Pizarro vergleicht, dann sieht man, dass der österreichische Nationalspieler sich mehr Bälle von hinten holt, während der peruanische Goalgetter vorwiegend im gegnerischen Strafraum auf seine Chancen lauert.

 

 

 

 

 

Heatmap von Marko Arnautovic (12. Runde gegen den 1. FC Köln)

 

 

 

 

 

Heatmap von Claudio Pizarro  (12. Runde gegen den 1. FC Köln)

 

33 Prozent gewonnene Zweikämpfe – kein Assist in der Meisterschaft

Es ist immer einfacher einen Ball zu erobern, als einen Gegner zu überspielen, weshalb Stürmer in der Regel schlechte Zweikampfwerte haben. Marko Arnautovic verlor in der bisherigen Saison zwei von drei Zweikämpfen, was auch für einen Angreifer eine schwache Statistik ist. Nur in der siebenten Runde gegen Hertha BSC gewann er mehr als 50% seiner Zweikämpfe. Arnautovic wirkte in den letzten Einsätzen, abgesehen vom 0:5-Debakel gegen Borussia Mönchengladbach, bei dem alle Werder-Spieler schlecht aussahen, körperlich in einer guten Verfassung und es gelingt ihm immer wieder den Ball auch gegen mehrere Gegenspieler zu behaupten. Die schlechte Zweikampfquote liegt wohl auch daran, dass er sich selbst oft in ausweglose Situationen bringt, in denen er dann den Ball trotz seiner ausgezeichneten Technik verlieren muss.

Von 162 Pässen landeten 38 bei den Gegenspielern, was eine Fehlpassquote von 23,4 Prozent ergibt, was für seine Position absolut in Ordnung ist. Enttäuschend ist jedoch, dass ihm in der bisherigen Meisterschaftssaison kein einziger Assist gelang. Durchschnittlich schießt Arnautovic in 90 Minuten 3,55 Mal auf das gegnerische Tor. Die meisten Torschüsse feuerte er in der fünften Runde gegen Hertha BSC ab, als er gleich acht Mal sein Glück versuchte.

Fazit

Abgesehen vom Ausschluss kann Trainer Schaaf mit Marko Arnautovic recht zufrieden sein. Arnautovic bewegt sich für seine Verhältnisse richtig gut und versucht sich immer in Positionen zu bringen, in denen er für seine Mitspieler anspielbar ist. Es fehlt in dieser Saison die Unterstützung aus dem Mittelfeld, weil Marin an Hüftprobleme litt und zudem zentral spielen muss und Neuzugang Ekici noch nicht die Leistungen bringt, die er beim 1. FC Nürnberg ablieferte. Beim letzten Meisterschaftsspiel gegen den VfB Stuttgart zeigte Arnautovic ansatzweise wieder sein großes Talent und wenn er im Abschluss noch ein wenig stärker wird (und seine jetzige Einstellung beibehält), dann muss man sich keine Sorgen um den österreichischen Nationalspieler machen. Wir hoffen, dass er in den nächsten Partien wieder erste Wahl sein wird und es ihm gelingen wird, die Anzahl seiner Scorerpunkte in die Höhe zu schrauben – der österreichische Nationalspieler wartet schließlich noch immer auf seinen ersten Assist in dieser Saison.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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