In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren,... Abseits.at-Leistungscheck, 01. Spieltag 2012/13 (Teil 1) – Trotz knapper Niederlage starke Leistungen aller österreichischen Werder-Legionäre

In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Im Auftaktspiel der neuen Saison musste der SV Werder Bremen zum Auswärtsspiel gegen Meister Borussia Dortmund anreisen. In der Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf standen erfreulicher Weise gleich drei Legionäre aus Österreich, die bei der knappen 1:2-Niederlage eine gute Figur hinterließen.

Nach der Pleite im Pokal gegen Drittligist Preußen Münster stellte der Werder-Trainer seine Mannschaft um, wovon Marko Arnautovic profitierte, der gegenüber Petersen den Vorzug bekam. Der ÖFB-Legionär spielte am rechten Flügel, Junuzovic kam im zentralen Mittelfeld zum Zug und Prödl besetzte neben Sokratis den zweiten Platz in der Innenverteidigung. Eine ausführliche taktische Analyse der Partie könnte ihr hier lesen – in diesem Artikel beschäftigen wir uns ausschließlich mit den Leistungen der ÖFB-Legionäre.

Sebastian Prödl mit ausgezeichneten Zweikampfwerten

Der österreichische Innenverteidiger wirkte während der Partie äußerst präsent und ging entschlossen in seine Zweikämpfe hinein. Die Leistungsdaten bestätigen seine starke Performance, denn der Abwehrspieler gewann 24 seiner 31 Zweikämpfe (77,4%). Ein ausgezeichneter Wert, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass er es aus dem Spiel heraus mit Spielern wie Lewandowski, Reus und Błaszczykowski zu tun bekam . Insbesondere in den Luftduellen wirkte er äußerst souverän und ließ nichts anbrennen, er gewann starke 83% seiner Kopfballduelle. Insgesamt gelangen ihm sieben Interceptions und er klärte ganze 14 Mal den Ball aus der Gefahrenzone – beides sehr starke Werte!

Das einzige was man bemängeln kann ist, dass er beim Spielaufbau nicht den sichersten Eindruck machte. Von 28 Pässen landeten 82% bei seinen Mitspielern, womit er von allen Innenverteidigern am Spielfeld die deutlich schlechteste Passquote erzielte. Sein Mannschaftskollege Sokratis brachte von 33 Zuspielen 94% zu seinen Mitspielern. In der ersten Halbzeit machte Prödl am Ball einen starken Eindruck, im zweiten Durchgang nahm er am Spielaufbau praktisch nicht mehr teil und wirkte auch ein wenig unsicher. Die Zahlen belegen diese Beobachtung: In der ersten Hälfte kamen von 21 Pässen 19 an (90.5%), im zweiten Durchgang spielte er lediglich sieben Pässe, von denen nur vier bei seinen Mitspielern landeten (57%).

Alles in allem aber eine sehr starke Darbietung in einem schwierigen Auftaktspiel. Mit solchen Leistungen muss sich Prödl keine Sorgen um einen Stammplatz in der Innenverteidigung machen.

Zlatko Junuzovic wieder mit riesigem Laufpensum

Zlatko Junuzovic beeindruckte bereits in der vergangenen Saison mit sensationellen Laufwerten und bewies gleich im ersten Bundesligaspiel der neuen Saison, dass er anscheinend eine gute Vorbereitung absolvierte. Der ehemalige Austria-Spieler kam im zentralen Mittelfeld neben Aaron Hunt zum Zug und lief mit 13.21 Kilometer mehr als einen Kilometer mehr als jeder andere Akteur am Spielfeld. Sebastian Kehl lief nach Junuzovic am meisten und kam auf 12.09 Kilometer, der fleißigste Mannschaftskollege vom österreichischen Nationalspieler war Clemens Fritz, der es auf 11.66 Kilometer brachte, also fast eineinhalb Kilometer weniger. Junuzovic absolvierte die drittmeisten Sprints (24) seiner Mannschaft und die mit Abstand meisten intensiven Läufe (87). Anhand dieser Zahlen kann man schon erahnen, dass der Österreicher pausenlos in Bewegung war. Er versuchte die Passwege so gut wie möglich zuzustellen und arbeitete unermüdlich gegen den Ball.

Spielerisch war seine Leistung keineswegs schlecht, allerdings kann man sich von einem Spieler seines Kalibers ein wenig mehr erhoffen. Es gelangen ihm kaum Schlüsselpässe und zwingende Aktionen, dazu kam der eine oder andere Ballverlust nach unpräzisem Abspiel. Seine Zweikampfquote, die in der letzten Saison ein großes Manko war, war halbwegs in Ordnung, denn er gewann immerhin 9 seiner 19 Zweikämpfe (47.4%) – kein hervorragender Wert, aber man sah letzte Saison teilweise weitaus schlechtere Zahlen in dieser Wertung gegen weniger starke Gegner. Junuzovic war von den ÖFB-Legionären in diesem Spiel vermutlich der unauffälligste, was aber in erster Linie an den starken Darbietungen von Prödl und Arnautovic lag, die absolute Top-Leistungen zeigten. Alles in allem darf auch Junuzovic mit seiner Leistung zufrieden sein.

Marko Arnautovic mit einem seiner besten Spiele für den SV Werder Bremen

Arnautovic zeigte im rechten offensiven Mittelfeld eine ganz starke Leistung und war der auffälligste Spieler seiner Mannschaft. Er befand sich in bester Spiellaune, war stets unberechenbar, bewegte sich gut und setzte seinen Körper hervorragend ein. Auch Werder-Trainer Thomas Schaaf wird aufgefallen sein, dass er gut nach hinten arbeitete und Neuzugang Theodor Gebre Selassie auf der rechten Abwehrseite gut unterstützte. Er krönte seine Leistung mit einer präzisen Flanke auf den Kopf des rechten Außenverteidigers, der den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:1 erzielte. Hie und da sah man allerdings leider auch die bekannte negative Körpersprache, etwa wenn ein Mitspieler einen Fehlpass produzierte. Insgesamt überwiegte allerdings auch was die Körpersprache angeht der positive Eindruck – sein Siegeswille war insbesondere in der zweiten Halbzeit deutlich spürbar.

Neben seinem Assist produzierte er drei Torschüsse (ein Stangenschuss) und zwei weitere Vorlagen, die leider zu keinem Treffer führten. Er flankte sechs Mal den Ball in den Strafraum und erzeugte damit große Gefahr, denn seine Flanken kamen meistens sowohl scharf, als auch präzise in die Gefahrenzone. Arnautovic hatte 51 Ballkontakte und spielte 27 Pässe, von denen 85% bei seinen Mitspielern ankamen. Eine wirklich starke Vorstellung des Österreichers, der so seinen Platz im rechten offensiven Mittelfeld behalten sollte.

Fazit:

Sebastian Prödl:
+:
zweikampfstark, gutes Stellungsspiel, stark in der Luft
– : Schwächen beim Spielaufbau

Zlatko Junuzovic
+:
enormes Laufpensum, gut im Spiel gegen den Ball
– :
kaum Schlüsselszenen in der Offensive

Marko Arnautovic:
+: Unberechenbarkeit, stark im Eins-gegen-Eins, hohe Spielfreude, gute Defensivarbeit, Siegeswille, starke Flanken
– : in manchen Situationen negative Körpersprache bei Fehlern von Mitspielern

Kommenden Samstag trifft der SV Werder Bremen zu Hause auf den Hamburger SV. Im morgigen Leistungscheck sehen wir uns an, wie sich die restlichen österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga schlugen.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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