abseits.at-Leistungscheck, 08. Spieltag 2014/15 (Teil 1) – Klein und Harnik treffen bei spektakulärer Stuttgarter Aufholjagd
Deutschland 20.Oktober.2014 Stefan Karger 0
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Im ersten Teil unseres Leistungschecks blicken wir zur Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen, die einen kuriosen Spielverlauf nahm.
VfB Stuttgart – Bayer Leverkusen 3:3
Die Aussage, dass die Zuschauer zwei gänzlich verschiedene Halbzeiten gesehen haben, trifft selten so zu wie bei der Meisterschaftspartie zwischen dem VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen. Der VfB lief bereits nach neun Minuten, nach zwei Treffern des starken Heung-Min Son, einem 2:0-Rückstand nach und kassierte vier Minuten vor der Pause durch Karim Bellarabi das dritte Gegentor. Es hätte wohl kaum ein Zuschauer einen Euro auf die Stuttgarter gesetzt, da sie abgesehen von den Gegentoren auch überhaupt nicht im Spiel waren und sich die Gäste in allen Belangen überlegen zeigten. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild, denn Bayer Leverkusen schien die Partie schon abgehakt zu haben und war wohl im Gedanken schon bei der Champions-League-Partie gegen Zenit St. Petersburg. Es fehlte komplett der Biss und es machte sich eine Überheblichkeit breit, die es den nun stark aufpielenden Stuttgartern erlaubte, wieder zurück in die Partie zu finden. Nachdem Timo Werner nach einem Klein-Assist in der 57. Minute den Treffer zum 1:3 erzielte, gelang den beiden österreichischen Legionären auch jeweils ein Tor. Klein verkürzte zehn Minuten später per Distanzschuss zum 2:3, Harnik gelang in der 76. Minute der vielumjubelte Ausgleich. In den letzten Minuten hatte Harnik zweimal den Siegtreffer am Fuß bzw. Kopf, doch Leverkusen-Keeper Bernd Leno hielt das Unentschieden fest. Das letzte Mal holten die Stuttgarter einen 3:0-Rückstand übrigens am 27. September 1980 beim Meisterschaftsspiel gegen Borussia Dortmund auf.
Florian Klein begann in der ersten Hälfte auf der ungewohnten linken Abwehrseite und hatte in den ersten 45 Minuten in der Defensive jede Menge zu tun. Leverkusen feuerte im ersten Durchgang ein spielerisches Feuerwerk ab und der österreichische Abwehrspieler, war so wie seine Teamkollegen, ständig unter Druck, machte aber im Gegensatz zum schwachen Antonio Rüdiger, der diesmal in der Innenverteidigung auflief, keinen Fehler der zu einem Gegentor führte. Wesentlich besser lief es aber auf seiner gewohnten Spielposition im zweiten Durchgang, denn gemeinsam mit seinem Nationalteam-Kollegen Martin Harnik sorgte er für viel Druck auf der rechten Seite und trieb den VfB unermüdlich nach vorne. Durch den Leistungsabfall des Gegners und der Auswechslung von Antonio Rüdigers, standen die Hausherren auch in der Defensive viel kompakter, sodass sich der Außenverteidiger die Ausflüge nach vorne auch ohne weiteres genehmigen durfte. Florian Klein hatte die meisten Ballkontakte aller Stuttgarter (74) und spielte 40 Pässe, von denen 73% bei seinen Mannschaftskollegen ankamen. Er bereitete zwei Torschüsse seiner Mitspieler vor, wobei einer seiner Torschuss-Assists durch Timo Werner verwertet wurde. Den zweiten Treffer steuerte er selbst mit einem schönen Distanzschuss bei, womit ihm das erste Tor in der deutschen Bundesliga glückte. Er schlug zudem vier Flanken, fing zwei gegnerische Pässe ab und gewann 11 seiner 13 Duelle (84,6%)! Alles in allem ein sehr starkes Spiel des Außenverteidigers, wobei man natürlich insbesondere die zweite Halbzeit herausheben muss. Klein war sicherlich einer der Hauptgründe, dass die Stuttgarter doch noch einen Punkt aus der Partie mitnahmen. Dies sah auch sportal.de so, die den Österreicher mit der Note 2 bewerteten. Der kicker zeigte sich kritischer und gab Klein die Note 3, die sicherlich ein wenig zu streng ausfiel.
Im Unterschied zu seinen Mannschaftskollegen zeigte Martin Harnik auch in der ersten Hälfte eine verhältnismäßig starke Leistung und warf gegen die stark aufspielenden Bayer-Spieler alles auf die Waagschale. Er rackerte sich in den ersten 45 Minuten wie kein anderer VfB-Spieler ab und zeigte sich insbesondere im Zweikampfverhalten verbessert gegenüber seinen bisherigen Auftritten. Im zweiten Durchgang klappten dann auch seine Offensivbemühungen wesentlich besser und er übte mit seinen zahlreichen Flankenläufen enorm viel Druck auf den Gegner aus. Mit 11,33 Kilometern bewältigte er von allen Akteuren die größte Laufdistanz und kam ebenfalls auf die meisten Sprints (39) und intensiven Läufe (87) aller Spieler. Beeindruckend ist diesmal auch seine Zweikampfbilanz, denn trotz seines Offensivdrangs gewann er 18 seiner 32 Duelle (56,3%). Seine Entschlossenheit konnte man auch bei seinem Kopfballtor sehen, das den Ausgleich zum 3:3-Endstand markierte. Der einzige Wermutstropfen war, dass er in den letzten Minuten der Partie keine der beiden Chancen zum Matchgewinn nutzen konnte – ein weiterer Treffer hätte ihm ohne Frage zum Spieler des Spiels gemacht. Der kicker bewertete ihn, so wie Florian Klein, mit der Note 3, sportal.de gab ihm eine 2,5.
Obwohl der kicker strenger als sportal.de bewertete, waren die beiden Österreicher auch im Fachmagazin die stärksten Akteure ihrer Mannschaft. Die nächstbesten VfB-Spieler mussten sich mit der Note 4 begnügen. Kommendes Wochenende treffen die Schwaben auswärts auf Eintracht Frankfurt. Mit solchen Leistungen muss sich Martin Harnik keine Sorgen um einen Stammplatz machen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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