abseits.at-Leistungscheck, 11. Spieltag 2014/15 (Teil 1) – Werder-Legionäre spielen groß gegen den VfB Stuttgart auf
Deutschland 10.November.2014 Stefan Karger 0
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Im ersten Teil unseres Leistungschecks blicken wir auf die Partie zwischen dem SV Werder Bremen und dem VfB Stuttgart, bei der gleich vier Österreicher in der Startaufstellung standen. Die Heimmannschaft siegte letztendlich aufgrund der höheren Effizienz verdient mit 2:0, wobei bei beiden Treffern unsere ÖFB-Legionäre die Beine im Spiel hatten.
SV Werder Bremen – VfB Stuttgart 2:0
Unter Werder-Trainer Viktor Sripnik scheint der Erfolg nun zurückzukehren, denn nachdem im DFB-Pokal gegen den Chemnitzer FC und in der Meisterschaft gegen den 1. FSV Mainz 05 Siege eingefahren wurden, entschieden die Bremer nun das dritte Spiel in Folge für sich. In der gesamten Saison trafen die Werder-Spieler bis zu dieser Begegnung kein einziges Mal nach einem Eckball – gegen den VfB Stuttgart fielen gleich zwei Treffer nach einem Corner. Zlatko Junuzovic trat beide Ecken und darf sich somit zwei Assists gutschreiben lassen, wobei den ersten Corner Sebastian Prödl per Kopf verwandelte.
Zlatko Junuzovic wurde vom kicker zum Spieler des Spiels gewählt, da er nicht nur bei den Standardsituationen zu überzeugen wusste, sondern auch aus dem Spiel heraus viele Angriffe der Heimmannschaft nach vorne trug und zudem eine starke läuferische Leistung ablieferte. Der ÖFB-Teamspieler brachte es am linken Flügel auf eine Laufdistanz von 11,6 Kilometern, womit er mannschaftsintern nach Clemens Fritz an zweiter Stelle liegt. Er kam auf die zweitmeisten Ballkontakte (53) und spielte 34 Pässe, von denen 76% bei seinen Mannschaftskollegen landeten. Wenn er die Beine im Spiel hatte wurde es immer wieder gefährlich, denn er steuerte vier Torschuss-Assists bei und schoss selbst zweimal aufs Tor von Thorsten Kirschbaum. Er prophezeite übrigens Sebastian Prödl seinen Treffer voraus:
„Das erste Tor war eine Sache zwischen Sebastian und mir. Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass er heute ein Tor macht. Da meinte er, dass er es machen würde, wenn der Ball auch kommt. Er hat sein Wort gehalten.“
Der zweite Treffer fiel übrigens nach einer einstudierten Corner-Variante! Nachdem Junuzovic den Ball flach in den Strafraum spielte, schloss Fin Bartels sehenswert ab. Junuzovic erklärte nach dem Spiel:
„Die zweite Ecke war mit der Mannschaft einstudiert. Im Training ist das aber in die Hose gegangenen. Im Spiel musste es dann funktionieren.“
Der Mittelfeldspieler zeigte vor dem wichtigen Länderspiel gegen Russland eine starke Leistung, was umso wichtiger ist, da David Alaba verletzungsbedingt ausfallen wird und nun mehr Druck auf den Schultern des Werder-Legionärs lastet. Einzig seine Zweikampfquote von nur 27,8% gewonnen Duellen scheint verbesserungswürdig, was aber nicht seine tolle Leistung schmälern soll. Der kicker gab ihm die Note 2, sportal.de eine 2,5.
Sebastian Prödl begann im Abwehrzentrum neben dem Spanier Alejandro Gálvez und lieferte so wie Zlatko Junuzovic eine starke Vorstellung ab. Bei seinem Kopfballtor ging er energisch, aber mit fairen Mitteln, in den Zweikampf mit Florian Klein und verschaffte sich mit seinem Körper Platz. In der Abwehr klärte er zehnmal den Ball aus dem eigenen Strafraum und zeigte durchwegs Präsenz, auch wenn er nur fünf seiner zehn Duelle für sich entschied (50%). Auch die Präzision bei den weiten Pässen nach vorne war deutlich höher als in den Spielen zuletzt, insgesamt brachte Prödl 76% seiner Zuspiele an den Mann. Der kicker bewertete ihn ebenfalls mit der Note 2 und nominierte ihn in die kicker-Elf des Tages. Sportal.de gab ihm die Note 2,5.
Auf der Gegenseite muss sich Florian Klein Mitschuld am ersten Gegentor zuschreiben lassen, denn der Außenverteidiger ging nicht energisch genug in das Duell mit Sebastian Prödl hinein und ließ sich von diesem wegdrücken. Die Stuttgarter prolongieren damit ihre Schwäche bei Standardsituationen, denn gleich neun der 25 Gegentreffer fielen nach ruhenden Bällen. Coach Armin Veh stellte von Mann- auf Raumdeckung um, was aber nur im Training den gewünschten Effekt erzielte. Bitter für Florian Klein ist, dass er in der ganzen Partie bloß zwei Zweikämpfe verlor (77,8% gewonnene Duelle) und dass dann einer der beiden zum ersten Gegentreffer führte. Ansonsten machte der Abwehrspieler auf der rechten Seite einen soliden Eindruck und brachte in der Anfangsphase sogar einiges an Schwung in die Stuttgarter Angriffsbemühungen. Im Laufe der Partie wurde er jedoch zunehmend zurückhaltender. Klein kam auf 62 Ballkontakte und spielte 40 Pässe, von denen starke 88% ankamen. Einmal schoss er selbst aufs gegnerische Tor, verfehlte jedoch das Ziel. Klein bekam vom kicker eine sehr strenge 5, sportal.de bewertete ihn mit einer 3,5.
Lediglich bei Martin Harnik waren sich der kicker und sportal.de einig. Der Offensivspieler, der aufgrund der Personalsituation bei den Stuttgartern wieder als zentraler Angreifer begann, bekam von beiden die Note 3,5, was in erster Linie an seinem großen Einsatzwillen lag. Harnik bewegte sich viel und ging extrem engagiert in die Zweikämpfe. Er gewann 14 seiner 22 Duelle für sich (63,6%), was auf seiner Position durchaus als außergewöhnlich bezeichnet werden darf. Der Offensivspieler kam auf 47 Ballkontakte und spielte 32 Pässe, von denen 72% bei seinen Mannschaftskollegen landeten. Er schoss zweimal aufs Tor von Raphael Wolf und steuerte eine Flanke bei. Harnik hinterließ bei seinen Dribblings einen dynamischen Eindruck und gewann alle drei Eins-gegen-Eins-Situationen für sich. Lediglich im Kombinationsspiel mit seinen Mitspielern fehlte es an der letzten zündenden Idee, beziehungsweise der Genauigkeit.
Nach der Länderspielpause wird der SV Werder Bremen auch im Auswärtsspiel gegen den HSV seinen Erfolgslauf fortsetzen wollen. Die Stuttgarter stehen im Heimspiel gegen den FC Augsburg gehörig unter Zugzwang, da sie momentan den letzten Tabellenplatz bekleiden.
Stefan Karger, www.abseits.at
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