Abseits.at-Leistungscheck, 18. Spieltag (Teil 2) – Daniel Royer zum ersten Mal in der Startaufstellung von Hannover 96
Deutschland 24.Januar.2012 Stefan Karger 1
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Nachdem wir uns gestern mit der schweren Verletzung von Sebastian Prödl beschäftigten und das Österreicher-Duell zwischen Fuchs und Harnik analysierten, schauen wir uns heute die Einsätze der restlichen österreichischen Legionäre an.
Die größte Aufmerksamkeit bekommt Daniel Royer, der zum ersten Mal von Beginn an in der Kampfmannschaft von Hannover 96 stand. Der 21-Jährige wurde gegen die TSG Hoffenheim 1899 in einem flachen 4-4-2-System im rechten Mittelfeld aufgestellt, während Landsmann Pogatetz natürlich wie gewohnt in der Innenverteidigung zum Zug kam. Royers Bundesligadebüt verlief leider nicht spektakulär, denn die Fans sahen eine Partie mit wenigen Höhepunkten, die ohne Tore endete. Aufgrund der Personalsituation schien sich Hannover mit einem Punkt in der Ferne zufrieden zu geben. Die Viererkette im Mittelfeld stand oftmals tief in der eigenen Hälfte und war in erster Linie damit beschäftigt einen zweiten Abwehrriegel vor der Abwehr-Viererkette zu bilden. Während der Kicker Royers Wertung mit einer eher schwachen 4,5 benotet, lobte sein Trainer Mirko Slomka die Leistung des Debütanten:
„Er hatte defensiv einen schwierigen Job und setzte einige Akzente nach vorne.“
Bemüht, aber noch schwach in den Zweikämpfen
Mirko Slomka nahm den jungen Bundesliga-Neuling natürlich in Schutz, aber Fans, die Royer noch von der österreichischen Bundesliga kennen, wissen, dass er mehr kann, als er bei seinem Debüt zeigte. Insbesondere bei den Entlastungsangriffen in der Offensive fehlte es ihm an Durchsetzungskraft, was man auch gut an seiner Zweikampfstatistik sehen kann. Von 19 Zweikämpfen konnte Royer nur fünf für sich entscheiden, wobei er die meisten tief in der gegnerischen Hälfte verlor, wie diese Grafik zeigt:
Die blauen Punkte symbolisieren die gewonnenen, die roten Punkte die verlorenen Zweikämpfe von Daniel Royer. (Klick zum Vergrößern).
Viel unterwegs, aber nervös
In den 68 Minuten bis zu seiner Auswechslung spulte der Mittelfeldspieler 8,96 Kilometer ab. Auf 90 Minuten aufgerechnet wären das 11,86 Kilometer Laufdistanz, ein Wert mit dem der junge Österreicher sehr zufrieden sein kann. Dazu kommt, dass er immer ein hohes Tempo ging und 21 Sprints und 63 intensive Läufe absolvierte, was für 68 Minuten Spielzeit ein fantastischer Wert ist. Zum Vergleich: Die meisten Sprints aller Hannover-96-Spieler absolvierte Moritz Stoppelkamp, der in dieser Wertung auf 25 kam, aber auch 22 Minuten länger am Platz stand. Hätte Royer durchgespielt, hätte er wohl den Bestwert aller Mannschaftskollegen in dieser Kategorie. Royer schoss in der Partie einmal aufs gegnerische Tor und kann sich eine Torschussvorlage gutschreiben lassen, die jedoch leider nicht zu einem Treffer führte. Insgesamt war das zwar alles andere als ein Debüt, nach dem man sich verstecken muss, aber Royer und Slomka wissen wohl beide, dass da noch Platz nach oben ist. Hoffentlich kann Royer nach seinem Debüt nun die Nervosität ein wenig ablegen, denn man merkte doch deutlich, dass er in manchen Situationen noch unsicher wirkte. Gut Ding braucht eben doch Weile.
Pogatetz zweikampfstark wie gewohnt
Pogatetz spielte wie in den 17 Runden davor über 90 Minuten durch und war der beste Mann in der Hannover-Viererkette. Diesmal kam er neben dem Schweizer Innenverteidiger Mario Eggimann zum Zug, da der Tunesier Karim Haggui beim Afrika-Cup weilt. Der Kicker gab dem österreichischen Nationalspieler die Note 3 für seine Leistung, in der Bild-Zeitung stand er hingegen im Team der Runde. Pogatetz gewann 15 von 22 Zweikämpfen (68,18%) und bewies erneut, dass er zu den zweikampfstärksten Verteidigern der deutschen Bundesliga zählt. Auch bei Standardsituationen in der Offensive strahlte er Gefahr aus und brachte es immerhin auf zwei Torschüsse. In den Spielaufbau wurde er hingegen kaum eingebunden – Eggimann spielte fast doppelt so viele Pässe wie er und ansonsten wurde meist schnell über die Außenverteidiger direkt nach vorne gespielt. Pogatetz erwischte alles in allem einen Rückrundenstart, mit dem er persönlich sehr zufrieden sein kann.
Pogatetz und (hoffentlich auch) Royer empfangen bereits diesen Freitag den 1. FC Nürnberg.
Krimi in Leverkusen – Baumgartlinger mit durchschnittlicher Leistung
Der 1. FSV Mainz war in Leverkusen zu Gast und Julian Baumgartlinger stand erfreulicher Weise, im Gegensatz zum verletzten Andi Ivanschitz, in der Startaufstellung der Gäste. Die Fans sahen zwei völlig unterschiedliche Leistungen, denn nach der ersten Halbzeit führte Bayer verdient und souverän mit 2:0. Zwei schnelle Tore brachten die Gäste jedoch wieder zurück ins Spiel und es entwickelte sich ein Schlagabtausch, den die Heimmannschaft schlussendlich für sich entscheiden konnte. Nach einem Eckball erzielte Lars Bender in der 70. Minute den entscheidenden Treffer zum 3:2 – eine Schlussoffensive der Mainzer brachte nichts mehr ein.
Julian Baumgartlinger überzeugte einmal mehr mit einer läuferischen Top-Leistung, denn der Mittelfeldmotor lief mit 11,78 Kilometern mehr, als jeder andere Mainz-Akteur. 16 Sprints und 70 intensive Läufe bringen ihm in diesen Kategorien den zweiten Platz ein. Leider verlor er wieder viele Zweikämpfe, denn von 26 Duellen konnte er nur 10 für sich entscheiden (38,46%). In Runde 15, beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg kam er endlich auch in der deutschen Bundesliga auf über 100 Ballkontakte, bei seinem nächsten Einsatz gegen Borussia Mönchengladbach waren es immerhin noch 68. In den 90 Minuten gegen Bayer Leverkusen berührte er leider nur 49 Mal den Ball, was in etwa seinem bisherigen Schnitt in Deutschland entspricht. Es wäre schön, wenn er im Laufe der Rückrunde zweikampfstärker und dominanter im Spielaufbau wird. Aus seiner Zeit bei der Wiener Austria wissen wir, dass das seine großen Stärken waren und auch wenn ein großer Qualitätsunterschied zwischen der österreichischen und der deutschen Liga besteht, hat er in dieser Hinsicht noch viel Verbesserungspotential. Aber so wie die gesamte Mannschaft steigerte sich auch der Österreicher im Laufe des Spieles, was Hoffnung für die nächsten Runden macht.
Am kommenden Sonntag wartet jedenfalls das ganz wichtige Heimspiel gegen den SC Freiburg auf Thomas Tuchel und sein Team. Drei Punkte sind Pflicht.
Alaba kann Niederlage nicht abwenden
Zum Rückrundenauftakt gab es eine kleine Überraschung, denn Borussia Mönchengladbach schlug den FC Bayern München mit 3:1 und machte damit die Meisterschaft extrem spannend. Bei den Gästen begann der wiedergenesene Schweinsteiger neben Tymoshchuk im defensiven Mittelfeld, weshalb Alaba zunächst nur auf der Ersatzbank einen Platz fand. Der österreichische Nationalspieler kam erst in der 57. Minute für den schwachen Tymoshchuk beim Stand von 0:2 in die Partie. Alaba konnte jedoch keine großen Akzente setzen und der Partie neue Impulse geben. Er lief in den verbleibenden 33 Minuten starke 4,71 Kilometer und absolvierte 10 Sprints und 28 intensive Läufe. Von seinen elf Zweikämpfen entschied er leider nur vier für sich (36,36%). Immerhin kam er auf 30 Ballkontakte und spielte 19 Pässe, von denen 17 bei den Mitspielern landeten (89,47%). Vom Kicker bekam er die Note 4, weil er zu unauffällig blieb und kaum neuen Schwung bringen konnte.
Auf der anderen Seite zeigte Martin Stranzl eine absolute Spitzenleistung in der Innenverteidigung neben seinem Kollegen Roel Brouwers. Zusammen verloren die beiden Abwehrspieler während der gesamten Partie nur fünf Zweikämpfe und sorgten dafür, dass die Gladbach-Offensivspieler vorne unbesorgt zaubern konnten. Stranzl befindet sich gerade in der Form seines Lebens, will aber aus persönlichen Gründen seine Karriere 2013 beenden, da seine Kinder in Burgenland in die Schule, beziehungsweise den Kindergarten gehen sollen. Ein Comeback im ÖFB-Team steht für ihn deshalb außer Frage, da er bei der Weltmeisterschaft 2014 ohnehin nicht mehr aktiv wäre.
Hertha-BSC-Stürmer Marco Djuricin wurde bei der 0:2-Auswärtsniederlage in der 76. Minute eingewechselt und kam so zu seinen ersten Einsatzminuten in der deutschen Bundesliga. In der kurzen Zeit gelang dem 19-Jährigen leider nichts Erwähnenswertes – der Angreifer schoss kein einziges Mal aufs Tor, verlor sechs von sieben Zweikämpfen und hatte sieben Ballkontakte.
Stefan Karger, www.abseits.at
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