Abseits.at-Leistungscheck, 24. Spieltag (Teil 2) – Kein gutes Wochenende für die Werder- und VfB-Stuttgart-Legionäre
Deutschland 5.März.2013 Stefan Karger 0
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Gestern analysierten wir die Leistungen von David Alaba, Julian Baumgartlinger und Andreas Ivanschitz, heute wollen wir unsere Aufmerksamkeit auf die ÖFB-Legionäre in Bremen und Stuttgart richten, die das Wochenende wohl am liebsten aus ihren Gedächtnissen streichen würden.
Der SV Werder Bremen verlor zu Hause gegen den FC Augsburg mit 1:0, womit die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf zum ersten Mal in der laufenden Saison dreimal hintereinander eine Niederlage kassierte. Werder wird in der Tabelle weiter durchgereicht und liegt nach 24 Spieltagen nur noch am 14. Tabellenplatz. Vom Glück werden die Norddeutschen allerdings nicht verfolgt, denn Hunt und Sokratis trafen die Latte, was in dieser Spielzeit für Werder keine Seltenheit ist. Insgesamt 17 Mal trafen Schüsse der Bremer nur Aluminium, was in der Liga einen Bestwert darstellt – ein Rekord auf den Thomas Schaaf wohl gerne verzichtet hätte.
Zlatko Junuzovic mit ungewohnt schwacher Zweikampfquote
Der österreichische Nationalspieler begann als Solosechser im defensiven Mittelfeld und fiel wieder mit einem hohen Aktionsradius und einer enormen Laufarbeit ab. Mit 13,16 Kilometern Laufdistanz war er der fleißigste Spieler am Platz, 19 Sprints und 81 intensive Läufe runden das Bild ab. Leider zog er diesmal bei den Zweikämpfen meist den Kürzeren, denn er entschied nur 11 seiner 30 Duelle für sich (36,7%), eine Statistik, die für den zweikampfstarken Mittelfeldspieler ungewöhnlich ist. Das wichtigste Duell verlor er in der 29. Minute, als er gegen den Südkoreaner Koo bei einem Kopfduell im Mittelfeld nicht richtig in die Höhe stieg und in weiterer Folge der einzige Treffer der Partie fiel. Positiv ist allerdings, dass er neben zwei Tacklings die zweitmeisten Interceptions seiner Mannschaft aufweist, denn der Österreicher fing insgesamt vier gegnerische Pässe ab. Im Laufe des Spiels schaltete er sich immer wieder in die Offensive ein und sorgte für vier Torschussvorlagen, die jedoch nichts einbrachten. Junuzovic beging drei Fouls, wurde selbst einmal gefoult und verlor zweimal nach einer Einzelaktion den Ball an einen Gegenspieler. Während der kicker dem Österreicher die Note 3,5 gab, bewertete ihn sportal.de um eine Note schlechter. Die Wahrheit liegt wie so oft wohl auch diesmal in der Mitte.
Marko Arnautovic vergibt riesige Chance
In der 18. Minute machte Marko Arnautovic bis zum schwachen Abschluss alles richtig. Nach einem sehenswerten Doppelpass an der Mittelinie mit Aaron Hunt zog der Österreicher mit Tempo aufs gegnerische Tor, düpierte den letzten Abwehrspieler und scheiterte anschließend kläglich an Schlussmann Mohamed Ansif. Anstatt den schnörkellosen, einfachen Abschluss zu suchen, entschied sich der ÖFB-Nationalspieler für einen lässigen Schlenzer, mit dem der gegnerische Torwart keine Mühe hatte. Solche Spielereien kann er bei einem Spielstand von 4:0 versuchen – in so einer Situation lässt die unangebrachte Lässigkeit seinen Trainer und die Fans jedoch verzweifeln. Arnautovic konnte die vergebene Chance nicht mehr gutmachen, denn obwohl er über die gesamte Spielzeit am Platz stand, sollte dies sein einziger Torversuch bleiben. Er steuerte ansonsten noch zwei Torschussvorlagen und vier Flanken bei, die jedoch zu ungenau ankamen. Der Werder-Legionär kam auf 43 Ballkontakte und spielte 30 Pässe, von denen 70% bei seinen Mitspielern landeten. Er lief 10,7 Kilometer, versuchte zweimal ein Dribbling in einer Eins-gegen-Eins-Situation, wobei er einmal erfolgreich war. Er zog zwei Fouls auf sich, machte kein einziges Tackling und fing keinen gegnerischen Pass ab. Von 17 Zweikämpfen entschied er insgesamt sieben für sich (41,2%). Der kicker gab ihm die Note 4,5, sportal.de eine glatte 5. Beide Bewertungen sind vertretbar.
Bittere Niederlage für VfB Stuttgart
Der VfB Stuttgart musste in der BayArena gegen Bayer Leverkusen antreten und ging in der 12. Minute durch einen Foulelfmeter von Ibisevic mit 1:0 in Führung. Die Schwaben verteidigten den Vorsprung fast bis zum Ende der Partie, doch ein Elfmeter von Kießling (82.) und ein Kopfballtor von Bender (86.) drehten das Ergebnis um. Am Ende ein glücklicher, wenn auch nicht unverdienter Sieg, denn die Gastgeber waren über weite Strecken überlegen und feuerten insgesamt 31 Torschüsse ab, was einen Saisonrekord für die Werkself darstellt. Stefan Kießling traf gegen seinen Lieblingsgegner nun insgesamt im achten Spiel in Folge!
Martin Harnik spielte eine für ihn untypische Partie, denn der rechte Mittelfeldspieler war in der Offensive praktisch nicht präsent, da ihn seine Gegenspieler, insbesondere der linke Außenverteidiger Michael Kadlec, weit nach hinten drängten. Er konnte sich aus der Umklammerung kaum lösen, was auch ein Blick auf seine Leistungsdaten bestätigt. Der Österreicher gab keinen einzigen Schuss ab, steuerte keine Torschussvorlage bei und schlug keine Flanke. Eine Statistik, die bei Martin Harnik Seltenheitswert hat. Er lief zwar unglaubliche 13,53 Kilometer, hatte die meisten Sprints (32) und die meisten intensiven Läufe (95) aller Spieler, rieb sich aber in zahllosen Zweikämpfen auf, in denen er meist das schlechtere Ende hatte. Von insgesamt 39 Duellen entschied er nur 11 Zweikämpfe für sich. Zwischen der 42. und 81. Minute gewann der rechte Flügelspieler kein einziges Duell und verlor zehn Zweikämpfe hintereinander. Anhand seiner Laufarbeit sieht man, dass er sich für seine Mannschaft zerriss, allerdings war ein vorbildlicher Einsatz alleine diesmal zu wenig. Da er keine Entlastungsangriffe zu Stande brachte und große Schwächen im Zweikampf aufwies, bekam er sowohl vom kicker, als auch von sportal.de die Note 5.
Während sich bei Martin Harnik der kicker und sportal.de einige waren, bekam Raphael Holzhauser zwei unterschiedliche Bewertungen. Der kicker gab dem zentralen Mittelfeldspieler ebenfalls die Note 5, sportal.de jedoch eine 3,5. Das Internet-Portal begründete seine Note mit seinem gesteigerten Einsatz und seiner Zweikampfstärke und hat dabei nicht Unrecht. Holzhauser machte in seinen Duellen einen robusteren Eindruck als zuletzt und entschied 11 seiner 21 Zweikämpfe für sich (52,4%). Fünf Tacklings und drei abgefangene Pässe sind ebenfalls kein schlechter Wert. Das eine oder andere Mal verlor er den Ball nach einer Einzelaktion, dafür zeigte er in ein paar Szenen seine technischen Fertigkeiten und spielte intelligente Pässe. Auch seine Laufdistanz von 11,3 Kilometern ist in Ordnung. In der Offensive konnte er bis auf eine Torschussvorlage jedoch so wie Harnik keine entscheidenden Akzente setzen. Vom Einsatz und vom Willen her war seine Leistung jedoch eindeutig ein kleiner Schritt nach vorne, weshalb er im schlechtesten Fall die Note 4 bekommen hätte sollen.
Am kommenden Wochenende tritt Werder Bremen auswärts gegen Borussia Mönchengladbach an, während der VfB Stuttgart zu Hause den Hamburger SV empfängt.
Stefan Karger, www.abseits.at
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