Abseits.at-Leistungscheck, 28. Spieltag (Teil 1) – Ivanschitz und Baumgartlinger glänzen als Vorbereiter
Deutschland 5.April.2012 Stefan Karger 1
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Während Alaba zwecks Regeneration beim FC Bayern München auf der Bank Platz nehmen musste, durften zur Abwechslung sowohl Ivanschitz, als auch Baumgartlinger beim 1. FSV Mainz von Beginn an gegen den SV Werder Bremen spielen. Besonders Andreas Ivanschitz rechtfertigte seine Nominierung, bereitete das erste Tor vor und lieferte auch ansonsten eine starke Vorstellung ab. Auf der anderen Seite würde Bremen-Legionär Zlatzko Junuzovic diese Partie wohl am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen.
Dem 1. FSV Mainz gelang mit dem 3:0-Auswärtserfolg der höchste Sieg in der Ferne seit 2006 (3:0-Auswärtssieg gegen den VfL Wolfsburg). Der Verein sicherte sich somit drei ganz wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. In der Startaufstellung der Gäste, die in einem 4-3-2-1-“Tannenbaumsystem“ agierten, fand Trainer Tuchel endlich wieder Platz für beide österreichischen Legionäre. Andreas Ivanschitz spielte im offensiven Mittelfeld neben Nicolai Müller und hinter der Solospitze Adam Szalai. Der ungarische Stürmer bekam ein wenig überraschend den Vorzug gegenüber Mohamed Zidan, der während der gesamten 90 Minuten auf der Bank Platz nehmen musste. Im defensiven Mittelfeld begann Julian Baumgartlinger neben Polanski und Soto.
Ivanschitz von Beginn an brandgefährlich
Werder Bremen begann engagiert und hatte in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel. Die erste große Chance der Partie fand jedoch Andreas Ivanschitz vor, der nach einem unnötigen Ballverlust des Bremer Innenverteidigers Affolter in der siebenten Minute nicht lange fackelte und aus etwa 25 Metern abzog. Der Ball verfehlte nur knapp das rechte Eck und Keeper Wiese, der nicht seinen besten Tag erwischte, wäre wohl das erste Mal geschlagen gewesen. Nach einer Viertelstunde setzte der Werder-Mittelfeldspieler Bargfrede eine Hartherz-Flanke an die Stange, was zugleich die größte Werder-Chance in der ersten Halbzeit war. Der SV Werder Bremen tat in den ersten 45 Minuten mehr fürs Spiel, arbeitete sich aber selten konkrete Chancen heraus. Die Mainzer verlegten sich aufs Kontern und wurden in der 19. Minute für ihre Taktik belohnt. Ivanschitz lief dem rechten Außenverteidiger Hartherz davon und spielte den Ball ideal für Mittelstürmer Szalai in den Lauf, der Affolter elegant ausstiegen ließ und den Ball unter die Latte knallte.
Ivanschitz mit Lattentreffer, Junuzovic scheitert an Wetklo
In der 40. Minute hatte Ivanschitz seinen nächsten großen Auftritt, als er einen Freistoß ans Lattenkreuz zirkelte. Schade, dass der Österreicher seinen starken Auftritt in der ersten Hälfte nicht mit einem Sieg krönen konnte. Nur zwei Minuten später stand mit Zlatko Junuzovic ein anderer Österreicher im Mittelpunkt der Partie. Nach einem idealen Zuspiel von Pizarro scheiterte er alleine vor Goalie Christian Wetklo, wobei man dem offensiven Mittelfeldspieler zu Gute halten muss, dass der Winkel schon ein wenig steil war. Nach der Pause musste der Torschütze des bislang einzigen Treffers verletzt in der Kabine bleiben. Statt Szalai kam Choupo-Moting in die Partie, der in der 48. und der 74. Minute die Treffer zum 0:2 bzw. 0:3-Endstand erzielte. Beim letzten Tor hatte Julian Baumgartlinger seine Füße im Spiel, da er mit einer eigentlich ungenauen Flanke die Vorlage für den Kameruner lieferte. Choupo-Moting profitierte von einem Missverständnis zwischen Fritz und Wiese, die sich gegenseitig bei ihrem Abwehrversuch behinderten, sodass sich auch Baumgartlinger über einen Assist freuen durfte.
Ivanschitz trotz starker Leistung noch verbesserungsfähig
Andreas Ivanschitz lieferte Trainer Thomas Tuchel einige gute Argumente, dass er ihn in der kommenden Runde gegen den VfB Stuttgart wieder von Anfang an spielen lässt. Ivanschitz hatte bei den meisten gefährlichen Situationen seine Füße im Spiel und setzte immer wieder seine Mitspieler gut ein. Seine beiden Distanzschüsse wären beinahe im gegnerischen Netz gelandet – der Österreicher hatte großes Pech, dass er ohne Treffer blieb. Sein Laufpensum war mit 11,5 Kilometer äußerst zufriedenstellend, noch dazu da er mit 23 Sprints und 70 intensiven Läufen viele Aktionen mit hohem Tempo hatte. Wie immer hatte Ivanschitz nicht besonders viele Ballkontakte (38) und auch die elf Pässe sind kein neuer Höchstwert – immerhin kamen zehn Abspiele bei seinen Mitspielern an (90,91%). Die Anzahl seiner Ballkontakte gleicht im Normalfall etwa der von Martin Harnik. Die beiden Mittelfeldspieler haben gemein, dass sie bei Ballbesitz nicht lange fackeln, sondern das Spiel schnell machen und in die Tiefe spielen wollen. Sie besitzen zwar nicht sehr oft den Ball, sorgen aber verhältnismäßig oft für gefährliche Situationen. Ivanschitz´ größtes Manko gegen den SV Werder Bremen war sein Zweikampfverhalten, denn der österreichische Nationalspieler gewann bloß 10 seiner 34 Zweikämpfen (29,41%). Viele dieser Duelle verlor er zudem in der eigenen Hälfte, in der er eine Statistik von fünf gewonnenen, gegenüber zwölf verlorenen Zweikämpfen hat. Trotzdem überwiegen bei ihm die kreativen Momente, weshalb er vom Kicker eine 2,5 und von sportal.de sogar die Note 2 bekam.
Baumgartlinger und Junuzovic mit den stärksten Laufleistungen.
Hätte man bei einem Wettbüro darauf gesetzt, dass Baumgartlinger und Junuzovic die besten Laufleistungen ihrer Mannschaften erzielen, hätte man wohl keine berauschende Quote bekommen. Die beiden Spieler überzeugen immer wieder mit einem enormen Laufpensum, wobei insbesondere Junuzovic mit 13,3 Kilometern wieder einmal alle anderen Spieler in den Schatten stelle. Baumgartlinger lief mit 12,57 Kilometer auch um 600 Meter mehr, als Elkin Soto, der mit 11,97 Kilometer sein lauffreudigster Mannschaftskollege war. Junuzovic legte sogar mehr als einen Kilometer mehr zurück, als Philipp Bargfrede, die Nummer 2 der Bremer in dieser Wertung (12,22 Kilometer). Mit 24 Sprints und 80 intensiven Läufen holte sich Baumgartlinger die mannschaftsinternen Bestleistungen in diesen Wertungen. Junuzovic kam „nur“ auf 17 Sprints und 57 intensive Läufe.
Baumgartlinger zeigte eine in kämpferischer Hinsicht gut Leistung, auch wenn er nur 9 seiner 20 Zweikämpfe gewann (45%). Er machte aber gemeinsam mit seinen Kollegen im defensiven Mittelfeld mit seiner starken Laufarbeit die Räume eng und war einer der Garanten dafür, dass den Bremern im letzten Drittel die Ideen ausgingen. Im Spiel nach vorne gelang ihm nicht viel, bis auf sein etwas glückliches Assist zum 3:0-Endstand hatte er wenige starke Aktionen. Sowohl der Kicker, als auch sportal.de gaben dem defensiven Mittelfeldspieler die Note 3,5.
Junuzovic lief nicht nur von allen Spielern am meisten, sondern feuerte auch die meisten Torschüsse ab (5). Drei Mal ging der Ball am Tor vorbei, zwei Mal war bei Torhüter Wetklo Endstation. So wie schon in einigen Runden zuvor kann man dem 24-Jährigen das Bemühen in keiner Sekunde absprechen, es fehlen jedoch weiterhin die zündenden Ideen. In kreativer Hinsicht muss einfach weit mehr von Junuzovic kommen. Der Mittelfeldspieler gewann 9 von 23 Zweikämpfen, hatte 62 Ballkontakte und spielte 41 Pässe, von denen 34 bei seinen Mitspielern ankamen (82,93%).
Am kommenden Samstag reisen Ivanschitz und Baumgartlinger mit ihrer Mannschaft zum VfB Stuttgart, wo es wohl zum Legionärs-Duell mit Martin Harnik kommen wird. Zlatko Junuzovic reist mit dem SV Werder Bremen nach Köln. Köln steht momentan nur auf dem 16. Tabellenplatz und die Nerven sind extrem angespannt. Trainer Ståle Solbakken warf vor der Partie vier Profis aus dem Kader. Gegen den SV Werder Bremen wird der Coach auf Novakovic, Petit, Pezzoni und Andrézinho verzichten.
Im zweiten Teil des Leistungschecks, der zeitgleich erscheint, sehen wir uns die Leistungen der übrigen Legionäre an.
Stefan Karger, www.abseits.at
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