Abseits.at-Leistungscheck, 31. Spieltag (Teil 2) – Jonathan Schmid hinterlässt als rechter Außenverteidiger einen starken Eindruck
Deutschland 17.April.2012 Stefan Karger 1
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Im Spiel des FC Bayern München gegen den 1. FSV Mainz 05 begannen drei Österreicher in der Startformation, die jedoch alle im Laufe des Spiels ausgewechselt wurden. Die Akteure passten sich dem Niveau des Spiels an, wobei Julian Baumgartlinger im zentralen Mittelfeld noch die beste Figur machte. Jonathan Schmid zeigte beim SC Freiburg ein gutes Spiel als rechter Außenverteidiger und bewies einmal mehr, dass er fürs österreichische Nationalteam eine interessante Option wäre.
Die Partie zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FSV Mainz 05 sah keinen Sieger. Die beiden Mannschaften trennten sich mit einem 0:0-Unentschieden und die Bayern-Fans mussten den Eindruck bekommen, dass die Mannschaft schon vor dem Spiel die Meisterschaft abgeschrieben hatte. Die Spieler schienen mit den Köpfen schon beim heutigen Champions-League-Halbfinalspiel gegen Real Madrid zu sein und auch Trainer Jupp Heynckes verriet mit seinen Personalentscheidungen, dass er an die Meisterschaft schon vor dem Anpfiff nicht mehr richtig glauben wollte. Alaba begann statt Ribery im linken Mittelfeld und spielte vor Contento, der seine Rolle als Außenverteidiger einnahm. Bei den Mainzern, die in einem flachen 4-4-2-System aufliefen spielte Ivanschitz neben Szalai im Sturm und Baumgartlinger gemeinsam mit Soto im zentralen Mittelfeld.
Bevor wir uns die Leistungen der Österreicher im Detail ansehen, schauen wir uns ein paar interessante Statistiken dieser eher wenig unterhaltsamen Partie an: Der 1. FS Mainz 05 blieb nach dem Unentschieden zum ersten Mal in beiden Saisonspielen gegen den FC Bayern München ohne Niederlage. Zum ersten Mal in dieser Saison schossen die Mainzer keinen Tor, wobei ein weiteres Kuriosum ist, dass Tormann Heinz Müller die meisten Ballkontakte aller Mainzer hatte (44). Die Bayern wiederum schossen das erste Mal in dieser Saison in zwei Spielen hintereinander keinen Treffer. Seit 1992 beging der FC Bayern München das letzte Mal so wenige Fouls in einem Spiel wie am vergangenen Wochenende: Insgesamt musste Schiedsrichter Schmidt nur fünf Mal gegen die Heimmannschaft pfeifen. Schweinsteiger durfte das erste Mal in einem Bundesligaspiel die Kapitänsbinde tragen, da Lahm nach 105 Bundesligaspielen in Folge eine Pause bekam.
Baumgartlinger wieder mit enormem Laufpensum
Julian Baumgartlinger ackerte 61 Minuten lang im zentralen Mittelfeld und es ist unter anderem auch seiner starken Laufarbeit zu verdanken, dass sich der FC Bayern München schwer tat, die beiden Abwehrketten vor dem Mainzer Tor zu überwinden. In den 61 Minuten lief der Mittelfeldspieler 8,84 Kilometer, was bedeutet, dass er über die volle Distanz auf knapp über 13 Kilometer gekommen wäre, wenn er dieses Tempo bis zum Schluss durchgehalten hätte. Baumgartlinger hatte in der 33. Minute eine Möglichkeit, schoss aber knapp außerhalb des Strafraums am gegnerischen Tor vorbei. Bis auf diese Offensivaktion war von ihm vorne allerdings nicht viel zu sehen. Positiv ist, dass seine Zweikampfbilanz in Ordnung ist, denn Baumgartlinger gewann 10 seiner 18 Duelle (55,56%). Wie alle Mainzer hatte er nur wenige Ballkontakte (30). Baumgartlinger spielte 19 Pässe, von denen 13 bei seinen Mitspielern ankamen (68,42%). Vom Kicker bekam der österreichische Nationalspieler die Note 4, sportal.de gab ihm eine 3,5.
Ivanschitz hatte einen schwieirigen Job
Andreas Ivanschitz musste vier Minuten vor seinem österreichischen Teamkollegen das Feld räumen, da Tuchel in der 57. Minute mit Choupo-Moting einen frischen Stürmer brachte. Ivanschitz gab seinem Trainer auch wenige Argumente, weshalb er ihn hätte durchspielen lassen sollen, wobei man bedenken muss, dass die Mainzer-Stürmer nur sehr wenig Bälle zu Gesicht bekamen. Ivanschitz hatte in den 57 Minuten lediglich 17 Ballkontakte! Immerhin schoss er zwei Mal aufs gegnerische Tor und mit seinem ersten Schuss in der siebenten Minute sorgte er für die erste gefährliche Aktion des Spiels. Leider ging es nicht in dieser Gangart weiter.
Ivanschitz spielte nur sieben Pässe, von denen fünf bei seinen Mitspielern ankamen (71,43%) und er bestritt neun Zweikämpfe, von denen er drei für sich entschied (33,33%). Vom Kicker und von sportal.de bekam er die Note 4,5. Anhand der Teamstatistiken lässt sich schön ablesen, dass es die Stürmer des 1. FSV Mainz 05 nicht leicht hatten. Die Gäste hatten bloß 30,8% Ballbesitz und spielten nur 111 erfolgreiche Pässe, während die Heimmannschaft den Ball 572 Mal erfolgreich innerhalb der Mannschaft abgab. Der FC Bayern München hatte zudem mehr als doppelt so viele Ballkontakte (916:407).
Alaba ohne große Szenen
David Alaba machte in den ersten 45 Minuten ein solides Spiel, konnte jedoch keine spielentscheidenden Akzente setzen. Zudem ging, im Unterschied zur Partie gegen Borussia Dortmund, wesentlich mehr über die rechte Spielseite. Alaba hatte in den ersten 45 Minuten 32 Ballkontakte und spielte 15 Pässe, von denen 13 bei seinen Mitspielern ankamen (86,67%). Alaba schoss kein einziges Mal aufs gegnerische Tor, steuerte aber zwei Torschussvorlagen bei und schlug zwei Flanken. Zur Halbzeit wurde er ausgewechselt, da Trainer Heynckes im Hinblick auf das wichtige Spiel gegen Real Madrid sowohl Alaba, als auch Ribery bloß 45 Minuten lang spielen lassen wollte. Man merkte, dass Alaba den Franzosen auf der linken Seite vermisste, da die beiden mittlerweile perfekt aufeinander eingespielt sind und sich blendend verstehen.
Heute Abend wartet mit Real Madrid die größte Bewehrungsprobe der bisherigen Saison auf Alaba. Kommenden Samstag spielt der FC Bayern München auswärts gegen den SV Werder Bremen. Der 1. FSV Mainz empfängt hingegen schon am Freitag den VfL Wolfsburg.
Pogatetz mit Problemen gegen den Hamburger SV
Hannover 96 verlor die Auswärtspartie gegen den abstiegsgefährdeten Hamburger SV mit 1:0. Pogatetz begann im Abwehrzentrum neben Haggui und hatte, so wie die gesamte Hintermannschaft, Probleme mit dem schnellen Hamburger Kombinationsspiel. Speziell der 19-jährige Südkoreaner Son, der Mladen Petric ersetzte, bereitete der Abwehr von Anfang an große Schwierigkeiten und erzielte auch in der 12. Minute den einzigen Treffer der Partie. Pogatetz beging während der Partie einige Stellungsfehler, konnte aber wie immer mit einer guten Zweikampfbilanz überzeugen, denn der Innenverteidiger gewann 14 seiner 19 Zweikämpfe (73,68%). Pogatetz hatte 59 Ballkontakte und spielte 37 Pässe, von denen 33 ankamen (89,19%). In der 70. Minute kam er zu seiner einzigen Chance, köpfelte den Ball aber am Tor vorbei. Der Innenverteidiger lief 9,68 Kilometer und absolvierte 13 Sprints und 40 intensive Läufe. Pogatetz bekam sowohl vom Kicker, als auch von sportal.de die Note 4.
Am kommenden Sonntag spielt Hannover 96 gegen den SC Freiburg.
Schmid stark in der Rolle des rechten Abwehrspielers
Apropos SC Freiburg: Der Verein, der lange Zeit als Abstiegskandidat galt, ist nun seit acht Spielen ohne Niederlage und liegt am 13. Tabellenplatz. Jonathan Schmid begann am vergangenen Spieltag bei der Nullnummer gegen 1899 Hoffenheim als rechter Verteidiger und zeigte eine gute Leistung. In der Defensive ließ der junge Allrounder nichts anbrennen, in der Offensive hatte er einige gute Momente und erzeugte immer wieder viel Druck nach vorne. Schmid schlug fünf Flanke, steuerte vier Torschussvorlagen bei und kam auf eine erfolgreiche Passquote von 90,63%. Der 21-Jährige stand zum 19. Mal in Folge in der Startaufstellung der Breisgauer und machte sich wieder ein Stück interessanter für das österreichische Nationalteam. Besonders auf der rechten Abwehrseite hatte die österreichische Auswahl lange Zeit Probleme. Mit der Rückkehr von Garics wurde die Not zwar schon ein wenig gemindert, man sollte allerdings bedenken, dass der Bologna-Legionär in letzter Zeit großes Verletzungspech hatte und nach seinem Kreuzbandriss nun einen Monat lang aufgrund einer Ellbogenverletzung keine Partie absolvieren konnte. Schmid stellte in der bisherigen Rückrunde der deutschen Bundesliga seine Flexibilität und Reife eindrucksvoll unter Beweis und wäre garantiert eine Verstärkung für die Truppe von Marcel Koller.
Stefan Karger, www.abseits.at
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