In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren,... Abseits.at-Leistungscheck, Saison 2011/12 (Teil 8) – Vom Ersatzspieler zum Leistungsträger

In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Zum Abschluss der Saison sehen wir uns die Leistungen jedes einzelnen Legionärs genau an und ziehen Bilanz. Heute richten wir unsere Augen auf David Alaba, der eine unglaubliche Rückrunde absolvierte und zu einem der Leistungsträger beim FC Bayern München avancierte.

Im siebenten Teil unseres Leistungschecks sahen wir uns die Saisonleistungen von Martin Harnik genauer an, der als torgefährlichster Mittelfeldspieler der deutschen Bundesliga die Herzen der österreichischen Fans höher schlagen ließ. Trotz seiner unglaublichen 17 Tore und acht Assists ist er dennoch nicht der österreichische Legionär, der in der abgelaufenen Spielzeit den größten Sprung nach vorne machte und die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog. Denn David Alaba schaffte dank zahlreicher starken Leistungen den Sprung vom Ersatz- zum Stammspieler und Leistungsträgern beim FC Bayern München, wobei er nicht nur in der Meisterschaft für Aufsehen sorgte, sondern insbesondere auch in der Champions League gegen absolute Top-Klubs überzeugte.

Zwei unterschiedliche Saisonhälften

In der Hinrunde der deutschen Meisterschaft stand der 19-Jährige nur viermal von Anfang an in der Aufstellung des deutschen Rekordmeisters. Bei seinem ersten Saisoneinsatz von Beginn an, beim 3:0-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern, begann Alaba im rechten Mittelfeld, eine Position, die er auch im Champions-League-Spiel auswärts gegen Manchester City einnahm. Ansonsten spielte er in der Hinrunde in einem 4-2-3-1-System im zentralen, defensiven Mittelfeld, wo er auch solide Leistungen zeigte. Auch in der Rückrunde, in der er regelmäßig von Beginn an zum Zug kam, kam er zunächst auf dieser Position zum Einsatz. Vom 11.Februar bis zum 03. März spielte er viermal von Beginn an im zentralen defensiven Mittelfeld, bis er am 10. März in der 25. Runde beim 7:1-Erfolg gegen die TSG 1899 Hoffenheim zum ersten Mal in der Saison als linker Abwehrspieler von Beginn an auflief – diese Partie sollte der Anfang einer neuen Ära werden.

Rochade in der Bayern-Viererkette

Der 26-jährige Brasilianer Rafinha konnte die in ihn gesetzten Erwartungen beim FC Bayern München als rechter Verteidiger nie so richtig erfüllen, sodass Trainer Jupp Heynckes die Viererkette umstellte. Lahm, der zuvor als linker Außenverteidiger zum Zug kam, ersetzte den ehemaligen Schalke-Legionär und wechselte auf die rechte Seite. David Alaba nahm dafür Lahms Platz ein und spielte diese Position von Anfang an so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Alaba profitierte sicherlich auch von Ribery, mit dem er sich blendend versteht – sowohl am, als auch abseits des Platzes. Der 19-Jährige zeigte ab diesem Zeitpunkt keine einzige schwache Leistung und sorgte sowohl in der Bundesliga, als auch in der Champions League für viel Furore. Im Rückspiel gegen Olympique Marseille steuerte er einen Assist bei, in den beiden Halbfinalspielen gegen Real Madrid überraschte er Fans und Kritiker mit einer absolut souveränen Leistung. Obwohl Alaba im Rückspiel zu Beginn der Partie unglücklich einen Elfmeter verschuldete, eine gelbe Karte bekam und fürs Finale somit gesperrt war, zeigte er eine absolut großartige Reaktion, machte ein fantastisches Spiel und behielt im Elfmeterschießen die Nerven. Hier könnt ihr euch die entscheidenden Szenen aus dieser Partie aus Alabas Sicht ansehen:

 Zwei Tore, zwei Assists

Alaba stand in seinen insgesamt 30 Bundesligaspielen 1532 Minuten am Platz, wobei der Großteil der Spielzeit aus der zweiten Saisonhälfte stammt, da er in der Hinrunde meistens nur als Joker mitwirken durfte. Insgesamt stehen 14 Einsätze von Beginn an zu Buche, wobei er zehnmal in der Rückrunde von Anfang an auflief. Zwischen der 21. und der 31. Runde stand er jedes Mal von Beginn an am Platz, in den Runden danach kam er erst in der zweiten Halbzeit ins Spiel, da er für die Champions-League-Halbfinalspiele gegen Real Madrid geschont wurde, beziehungsweise in der letzten Runde Heynckes die Elf beginnen lassen wollte, die auch im Champions-League-Finale spielen würde. Insgesamt kam er ganze 16 Mal erst als Joker im Laufe der Partie ins Spiel.

Obwohl Alabas Leistungen in der Rückrunde deutlich stärker waren, als jene in der ersten Saisonhälfte, gelangen ihm seine beiden Treffer noch im Jahr 2011. Zuerst traf er in der 10. Runde gegen Hannover 96, dann in der 17. Runde gegen den 1. FC Köln. Gegen die Kölner steuerte er auch einen Assist bei, nachdem er zuvor schon in der 15. Runde gegen den SV Werder Bremen ebenfalls einen Treffer vorlegte. In der Champions League gelang ihm, wie bereits oben erwähnt, gegen Olympique Marseille ebenfalls eine Torvorlage. Hier könnt ihr euch seine beiden Tore ansehen:

Hohe Passsicherheit dank ausgezeichneter Technik

Sieht man sich Alabas Leistungsdaten an, dann erkennt man auf den ersten Blick, dass seine Fehlpassquote sehr gering ist. In der abgelaufenen Saison kamen in der Meisterschaft von 887 Pässen 87,7% bei seinen Mitspielern an. Selbst in schwierigen Situationen behielt der junge Nationalspieler fast immer die Nerven und fand dank seiner starken Technik meistens eine elegante Art, um die Situation zu lösen. Wir bereits oben erwähnt passte besonders das Zusammenspiel mit dem Franzosen Ribery hervorragend. Ebenfalls stark sind seine 1209 Ballkontakte in den 1532 Spielminuten. Im Schnitt berührte Alaba also pro 90 Minuten 71 Mal den Ball, was zeigt, dass er am Aufbauspieler der Bayern einen schönen Anteil hatte. Er beging in der Meisterschaft 23 Fouls, sah jedoch nur in der vierten Runde gegen den 1. FC Kaiserslautern eine gelbe Karte. Umso ärgerlicher ist es, dass er in den Champions-League-KO-Spielen gleich drei gelbe Karten sah und am Finale nicht teilnehmen durfte.

In welchen Bereichen gibt es Steigerungspotential?

Seine Zweikampfquote wurde gegen Ende der Saison immer besser und man darf davon ausgehen, dass er im kommenden Jahr deutlich bessere Werte in diesem Bereich haben wird, was einerseits mit der zunehmenden Erfahrung und andererseits mit seinem robuster werdenden Körperbau zu tun hat. Wenn man Alabas Physis mit jener vor einem Jahr vergleicht, dann sieht man, dass er im körperlichen Bereich ordentlich zulegen konnte und einen wichtigen Schritt nach vorne machen konnte. Diese Saison entschied er von 315 Zweikämpfen 53,3% für sich, wobei er am Boden (54,4%) mehr gewann, als in der Luft (50%). Erfreulich ist auf alle Fälle, dass er nicht einfach auszuspielen ist, wie folgende Statistik zeigt: Im Schnitt wurde Alaba pro Spiel nur 0,7 Mal überspielt, während er selbst 1,4 Mal per Dribbling an einem Gegner vorbei kam. Pro Spiel machte Alaba im Schnitt 1,4 erfolgreiche Tacklings und fing 1,3 Mal einen gegnerischen Pass ab.

Ein wenig Steigerungspotential ist sicherlich bei den Offensivaktionen zu finden. Obwohl Alaba eine fantastische Rückrunde spielte, gelang ihm in der Meisterschaft im Jahr 2012 weder ein Assist, noch ein Treffer. Bei einer offensivstarken Mannschaft wie dem FC Bayern München müsste ein wenig mehr herausschauen. Insgesamt feuerte Alaba 17 Torschüsse in der Meisterschaft ab und hatte bei 43 Torschussbeteiligungen seine Beine im Spiel. Zumindest den zweiten Wert sollte er in der kommenden Saison stark steigern können.

Zukunftsaussichten

So schnell kann es gehen – vor einem halben Jahr hieß die Frage noch, ob sich Alaba bei dem FC Bayern München dauerhaft durchsetzen wird können. Jetzt drehen sich die Diskussionen vorwiegend darum, ob der FC Bayern München Alaba als unverkäuflich erklärt, oder bei einem Spitzenangebot abgeben würde. Die Münchner dementieren vehement und beteuern, dass der österreichische Nationalspieler für keinen Verein der Welt zu haben ist.  Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge meinte:

Wir verkaufen keine Spieler, schon gar nicht David Alaba, der in der Zukunft des FC Bayern eine große Rolle spielt. Barcelona kann sich die 20 Cent Telefongebühr nach München sparen“.

Bayern-Manager Christian Nerlinger sagte, dass er Alabas Vertrag überhaupt am liebsten um 15 Jahre verlängern würde. Bei so vielen Liebesbekundungen scheint es als sehr unwahrscheinlich, dass Alaba in nächster Zeit einen neuen Arbeitgeber bekommt. Trotz des großen Erfolgs und des Rummels um seine Person kann man aufgrund seines Charakters und seiner Zielstrebigkeit getrost davon ausgehen, dass er am Boden bleibt und weiterhin hart an sich arbeiten wird. Alaba ist nicht nur ein hervorragender Fußballer, sondern auch ein absolutes Idol mit Vorbildwirkung, an dem sich der heimische Nachwuchs orientieren kann.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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