Wir werfen einen Blick auf die Teams im Abstiegskampf der deutschen Bundesliga. Wir sind sie in Form? Was sind die Probleme? Und wie lautete... Abstiegskampf in Deutschland: Der Letzte macht das Licht aus

_Deutsche BUndesligaWir werfen einen Blick auf die Teams im Abstiegskampf der deutschen Bundesliga. Wir sind sie in Form? Was sind die Probleme? Und wie lautete die Prognose?

Bayer Leverkusen

Die Saison hatten sich die Verantwortlichen in Leverkusen sicher anders vorgestellt. Mit einer Mannschaft, die im Vorfeld als einer der besten Bayer-Kader aller Zeiten angepriesen wurde, war die direkte Qualifikation für die Champions League das Minimum. Doch es kam anders: Der Mannschaft gelang die Umsetzung des anspruchsvollen Fußballs von Trainer Roger Schmidt nicht mehr in der Konsequenz und Intensität, wie noch in den vergangenen Jahren. Schmidt selbst wirkte rat- und an manchen Stellen auch planlos. In der Öffentlichkeit, sowie im Umgang mit der Presse, gab er ein streitbares Bild ab. Und so schoss sich vor allem der Boulevard schnell auf den polarisierenden Trainer ein.

Als dann auch die Ergebnisse ausblieben, hatte der sich lange gegen eine Entlassung von Schmidt sträubende Sportdirektor Rudi Völler wohl keine andere Wahl mehr, und drückte schließlich den Resetknopf. Der ehemalige Trainer von Hannover 96 und dem 1. FC Kaiserslautern, Tayfun Korkut, sollte die Saison interimsweise zu Ende bringen. Dieser holte bislang aber erst einen Sieg und wirkt mit der Aufgabe überfordert. Eine klare Handschrift des Trainers ist nirgends zu erkennen, und so taumelt Bayer seit Wochen durch die Liga.

In den letzten zwei Partien trifft Leverkusen mit Köln und Hertha noch auf zwei Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte. Trotzdem wird man die nötigen Punkte einfahren, um nicht auf dem Relegationsplatz zu landen. Der direkte Abstieg ist rein rechnerisch sowieso nicht mehr möglich.

FC Augsburg

Um die Augsburger muss man sich in diesem Punkt schon mehr Sorgen machen. Auch bei den bayerischen Schwaben wurde im Laufe der Saison der Trainer gewechselt; viel verbessert hat sich auch hier nicht. Unter Dirk Schuster war den Verantwortlichen das Spiel des FCA wohl zu unansehnlich, wählte der doch einen vorwiegend destruktiven Ansatz. Nur: wie Schusters Idee vom Fußball aussieht, davon mussten Sportchef Stefan Reuter und Co. gewusst haben. Ihren „Fehler“ versuchte die sportliche Führung mit einem Trainerwechsel von Schuster zu Nachwuchscheftrainer Manuel Baum zu korrigieren.

Unter ihm zeigten sich zunächst verbesserte Ansätze, die jedoch bald verpufften. Ganz gefährlich wurde es für die Augsburger dann, als ihnen zudem die defensive Stabilität abhanden kam. Baum fand zunächst keine Mittel zur Restabilisierung, und wirkte immer ratloser sowie dünnhäutiger. Obendrein mussten die Augsburger immer wieder den Ausfall von wichtigen Spielern verkraften. Mittlerweile kann Baum aber wieder auf Hoffnungsträger wie Alfred Finnbogason zurückgreifen, der in den letzten Spielen auch gleich zu einem wichtigen Faktor wurde.

Sowieso machte Augsburg in den letzten Spielen einen etwas besseren Eindruck, auch wenn weiterhin wenig spielerische Identität zu sehen ist. Was die direkte Rettung besonders erschwert, ist das Restprogramm: in den letzten beiden Spielen trifft Augsburg dabei noch auf Borussia Dortmund und die TSG Hoffenheim.

VfL Wolfsburg

Die Fans des VfL Wolfsburg werden es nicht mehr hören können, aber: die Wölfe werden sich aufgrund ihrer individuellen Klasse retten – denn auf die verlässt sich Trainer Andris Jonker offensichtlich am meisten. Viel System ist bei den Wölfen aktuell nämlich nicht zu erkennen, was vielleicht aber auch an der prekären Situation liegt, in der es einzig und allein darum geht, Punkte einzufahren.

Die Lebensversicherung des VfL ist dabei Mario Gomez; dies zeigte sich auch wieder im letzten Spiel bei Eintracht Frankfurt, in dem der Nationalspieler beim 2:0-Erfolg ein Tor erzielte und ein weiteres vorbereitete. Gerade hier bestätigte sich wieder die Unterstellung bezüglich der individuellen Fähigkeiten, lief diese Partie von der Anlage her doch eher auf ein Remis zwischen zwei spielerisch schwachen Mannschaften hinaus. Letztendlich ließen aber die offensiven Ressourcen der Wolfsburger das Pendel zu ihren Gunsten ausschlagen.

In der neuen Saison wird der Verein höchstwahrscheinlich mal wieder den Umbruch vom Umbruch einleiten. Die große Frage dabei wird sein, ob diesmal mit einem echten Plan vorgegangen wird. Bisher lief bei der Zusammenstellung der Mannschaft vieles nach dem Schema ab, erst einmal Spieler zu verpflichten, und dann zu schauen, wie diese in das Konzept passen. Wohin dieser Ansatz führt, hat man bereits in den letzten beiden Jahren gesehen, als jeweils eine komplett dysfunktionale Ansammlung von Einzelspieler auf dem Platz stand. In den letzten beiden Spielen trifft Wolfsburg noch auf Borussia Mönchengladbach. Und am letzten Spieltag kommt es in Hamburg zum direkten Abstiegsduell mit dem HSV.

1. FSV Mainz 05

Wie soviele andere Mannschaften im Abstiegskampf stehen die Mainzer etwas überraschend im Tabellenkeller. Daraus resultierte, dass die 05er über einen langen Zeitraum Schwierigkeiten mit der Anpassung an die unerwartete Situation hatten. Erst der 1:0-Erfolg über Berlin beendete vor ein paar Wochen einen Negativlauf von fünf Niederlagen in Serie. Während dieser Periode konnte man von außen fast den Eindruck gewinnen, dass, ähnlich wie Augsburg, sich die Mannschaft in ihr Schicksal ergibt. Die sportliche Führung um Sportchef Rouven Schröder blieb aber auch in dieser Phase gefasst, und hielt an Trainer Martin Schmidt fest – womit Mainz eine löbliche Ausnahme im so aufgeregten Tabellenkeller darstellt. Jener Sieg über Berlin, sowie das unerwartete Unentschieden in München, sorgte für eine kleine Aufbruchsstimmung bei den Rheinhessen. Zum Leidwesen der Mainzer folgten darauf eine Niederlage zuhause gegen Gladbach und ein 0:0 beim HSV, welches an spielerischer Unkultur nicht mehr zu unterbieten war.

Ein Pluspunkt im Abstiegskampf könnte für die Mainzer das, im Vergleich zu den Konkurrenten, annehmbare Torverhältnis von minus elf sein. In den letzten beiden Saisonspielen trifft der FSV noch zuhause auf Frankfurt; es folgt ein Auswärtsspiel in Köln. In Hinrunde holte man aus diesen beiden Partien insgesamt nur einen Punkt. Das könnte in diesem Jahr zu wenig sein.

Hamburger SV

Die Hamburger haben es mal wieder geschafft, eine eigentlich komfortable Ausgangssituation im Abstiegskampf durch Lethargie und Unvermögen zu verspielen. Vor ein paar Wochen schien der HSV, nach einem katastrophalen Saisonstart, auf dem besten Wege, sich souveräne in der Liga zu halten. Ein Heimsieg gegen Darmstadt – und alles wäre gut gewesen. Leider ist der HSV auch weiterhin ein äußerst fragiles und launisches Gebilde: gegen die Lilien lieferte die Mannschaft eine ganz schwache Vorstellung ab, und verlor letztlich vollkommen verdient mit 1:2. Seit dem folgte zwei Niederlagen, sowie ein Unentschieden. Und schon steht man wieder da, wo man eigentlich nie mehr hin wollte: auf dem Relegationsplatz.

Dieser Spannungsabfall, nach dem man unter anderem zuhause Hoffenheim, Köln und Gladbach niedergekämpft hatte, lässt einen ratlos zurück. Wieder einmal scheint es den Verantwortlich, die ja während der Saison munter ausgetauscht wurden, nicht gelungen zu sein, eine in sich stimmige Mannschaft zusammenzustellen.

Trainer Markus Gisdol gibt derzeit ebenfalls eine mehr als unglückliche Figur ab. Die Suspendierung von Johann Djourou und zwei weiteren Ersatzspielern zeigte keine Stärke, sondern einfach nur Hilflosigkeit angesichts des neuerlichen Total – Absturzes. Sonderlich viele Dinge, die den Hamburgern Mut machen könnten, gibt es derzeit nicht – außer der Tatsache, dass der HSV doch noch jedes Mal seinen Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Am letzten Spieltag hat man daheim mit der Begegnung gegen Wolfsburg noch ein echtes Endspiel vor der Brust; zuvor geht es nach Schalke.

FC Ingolstadt

Ingolstadt wird nach zuletzt vier sieglosen Spielen in Folge, den direkten Abstieg wohl nicht mehr vermeiden können. Bei einem Abstand von vier Punkten auf den Relegationsplatz, müssten die Schanzer sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen in Freiburg und daheim gegen Schalke holen. Wahrscheinlich wird bereits die kommende Partie im Breisgau alle Wünsche den Klassenerhalt betreffend ins Reich der Phantasie verweisen.

Der immer näher kommende Abstieg hat seine Ursache vor allem in der erschreckend harmlosen Offensive der Schanzer, die vorwiegend auf Standardsituationen setzt und spielerisch wenig zu Werke bringt. Zwar zeigte man sich unter dem neuen Trainer Maik Walpurgis in einigen Bereichen verbessert, der schwache Saisonstart lastete dann aber doch als zu starke Hypothek auf dem Team.

Ral, abseits.at

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