Alte Probleme im neuen Gewand: Premiere für DFB-Auswahl ins Wasser gefallen
Deutschland 31.Mai.2016 Ral 0
Die deutsche Nationalmannschaft verliert das erste von zwei Testpielen vor der Europameisterschaft mit 1:3 gegen die Slowakei. Unter widrigen Bedingungen zeigten sich alte Probleme.
Alte Probleme im neuen Gewand
Zum Ende der ersten Halbzeit zogen im Testspiel Deutschland gegen die Slowakei dunkle Wolken am Augsburger Horizont auf. Was manche als eher mittelmäßige Metapher für den Spielverlauf bezeichnen würden, konnte schlussendlich doch als Menetekel für die deutsche Mannschaft gewertet werden.
Die sich aus dem folgenden Unwetter ergebenden widrigen Umstände sind eine Erklärung für die Niederlage, jedoch keine Entschuldigung. Trotz des Fehlens vieler Etablierter, einer Mannschaft, die in dieser Konstellation so wohl nie wieder zusammenspielen wird und den katastrophalen Platzverhältnissen, ist dieses Ergebnis ein kleiner Dämpfer für die laufende EM-Vorbereitung.
Zum Leidwesen von Bundestrainer Joachim Löw tauchten in dieser Partie Probleme auf, die bereits unter anderem im Spiel gegen England sichtbar waren. Man konnte erneut den Eindruck gewinnen, dass die deutsche Nationalmannschaft sich des Öfteren mit ihrer Spielweise selber einschläfert, die Konzentration in der Offensive, wie der Defensive daraufhin nachlässt und sich als Konsequenz teils fatale Leichtsinnsfehler einschleichen. Aber der Reihe nach.
Erste Halbzeit: Bessere Mannschaft, wenig Ertrag
Die slowakische Nationalmannschaft wurde vor allem aus dem Grund als Testgegner ausgewählt, da sie in ihrer Spielweise den EM-Gruppengegnern Ukraine und Nordirland ähnelt. Diese Mannschaften setzen jeweils auf eine kompakte Defensive und schnelle Konter.
Zur Überraschung der Deutschen setzte die Slowakei zu Beginn aber auf ein aggressives Pressing. Jogi Löw schickte seine Mannschaft im 5-1-3-1 in das Spiel, Joshua Kimmich debütierte als dritter Verteidiger neben Jerome Boateng und Antonio Rüdiger, während Bernd Leno erstmals im Tor stand. Die Außenverteidiger Jonas Hector und Sebastian Rudy orientierten sich eher offensiv, während Sami Khedira den Part des Sechsers übernahm. Mario Götze und Julian Draxler agierten auf der Achter-Position, wobei Götze sich etwas offensiver orientierte und situationsabhängig zu einem Zehner wurde. Leroy Sane gab die hängende Spitze, hinter dem klassischen Stoßstürmer Mario Gomez.
Gleich zu Beginn zeigte sich die deutsche Mannschaft offensiv sehr aktiv; die Spieler hielten zudem die Positionen sehr diszipliniert. Bereits nach drei Minuten tauchte Boateng nach einer Götze-Ecke frei vor Torhüter Martus Kozacik auf – ihm blieb der Torerfolg jedoch verwehrt.
Fünf Minuten später scheiterte Gomez nach feiner Einzelleistung. Der Druck auf das slowakische Tor wuchs stetig und kumulierte in einem Foul von Kucka an Götze im „Sechszehner“ – der belgische Schiedsrichter Serge Gumienny zeigte zu Recht auf den Elfmeterpunkt, von dem aus Gomez souverän verwandelte. Die Führung gab der deutschen Elf noch mehr Sicherheit, die sie jedoch nicht in weitere gute Tormöglichkeiten ummünzen konnte. So zeigte sich ein altes Problem: die deutsche Mannschaft agierte zwar sehr souverän, aber nicht zwingend genug. Diesen Eindruck konnten auch die Großchancen von Draxler und Sane nicht wegwischen.
So kam es, wie es kommen musste: Während einer der wenigen slowakischen Entlastungsangriffe, rückte die deutsche Abwehr zu spät heraus und ließ Superstar Marek Hamsik damit einiges an Platz zum Abschluss. Die Folge: Traumtor von Hamsik, der in der 41. Minute aus über 20 Meter genau in den Winkel traf.
Danach wurde ein weiteres Problem augenscheinlich: die deutsche Mannschaft verlor vollkommen den spielerischen Faden, sodass die Slowakei nur drei Minuten nach dem Ausgleich nach einer Ecke durch Duris einen weiteren Treffer erzielte. Ein Phänomen, das sich bereits gegen England nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 zeigte.
Zweite Halbzeit: Keine Mittel gegen slowakischen Beton
Nach einer einem Unwetter geschuldeten 40-minütigen Halbzeitpause, pfiff Schiedsrichter Gumienny, nach langem Hin und Her zwischen Weiterspielen und Spielabbruch, die Partie doch wieder an. Der Rasen befand sich nach den anhaltend starken Regengüssen jedoch in einem desolaten Zustand – was einen gepflegten Spielaufbau und Kombinationsspiel unmöglich machte.
Löw wechselte zur Halbzeit Julian Brandt für Gomez und Julian Weigl für Sami Khedira ein. Zudem musste Bernd Leno im Tor Marc Andre Ter Stegen weichen.
Letzter stand auch gleich im Mittelpunkt des Geschehens: Nach einer Ecke lies der Tormann einen harmlosen Volley-Schuss von Kucka durch die Beine rutschen – 1:3 für die Slowakei. Dieser Patzer reiht sich nahtlos in die bisher wenig glückliche Länderspiel-Karriere des Torhüters ein.
In Folge war ein geordnetes Spiel nicht mehr möglich, vielmehr ähnelte die Partie einem Ausflug ins Wasserrutschen-Paradies. Trotzdem schien die deutsche Elf im Angriff in dieser Partie etwas limitiert – was nicht allein mit dem Platz erklärbar ist. Auch die Wechsel Andre Schürrle für Kimmich und Benedict Höwedes für Boateng änderten daran nichts.
Julian Weigl war bei seinem Debüt bemüht, dass Spiel zu ordnen, was ihm aber eher leidlich gelang. Als Aktivposten in der zweiten Halbzeit, konnte sich Mario Götze hervortun, der sich die eine oder andere Chance herausarbeiten konnte – und einen Elfmeter hätte bekommen müssen. Ein Götze allein war aber zu wenig und so blieb es beim 1:3.
Sicher darf man dieser Partie allein aufgrund der Umstände nicht zu viel Bedeutung verleihen, zumal die erste Halbzeit durchaus positiv bewertet werden kann. Löw wird jedoch einiges gesehen haben, was ihn, so kurz vor der EM, nachdenklich stimmen wird.
Ral, abseits.at
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