Athletisch, arbeitsam, spielentscheidend: „Alter“ Lewandowski Bayerns Matchwinner gegen Ex-Klub
Deutschland 5.April.2015 Alexander Semeliker 0
Im Spitzenspiel des 27. Spieltags in der deutschen Bundesliga gewann der FC Bayern München auswärts gegen Borussia Dortmund mit 1:0. Matchwinner für den souveränen Tabellenführer war Robert Lewandowski. Bei seiner Rückkehr in den Ruhrpott zeigte der Pole jene Attribute, die ihn zu einem herausragenden Stürmer machen.
Vier Jahre stand Lewandowski bei Borussia Dortmund unter Vertrag. Mit den Borussen gewann er zwei Meisterschaften, holte den DFB-Pokal und stand im Finale der UEFA Champions League. In 187 Spielen erzielte er 103 Tore. Bei den Bayern stand er zuletzt in der Kritik, obwohl er vor der Partie bereits bei 17 Pflichtspieltoren sowie elf Torvorlagen hielt. Nachdem er nun auch im zweiten Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub traf, dürften die kritischen Stimmen jedoch leiser werden.
Defensiv eingestellte Bayern gegen zahme Borussen
Pep Guardiola setzte in diesem Spiel auf eine sehr konservative Taktik. Sein Team spielte in einer 3-5-2-Grundformation, wobei das zentrale Mittelfeldtrio aus Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Xabi Alonso bestand. Gemeinsam mit Juan Bernat und Rafinha als Flügelverteidiger bedeutete dies, dass es nominell nur zwei offensiv ausgerichtete Spieler gab: Lewandowski und Thomas Müller. Die Folge: Bayern hatte anstatt der üblichen 70% nur mehr 49% Ballbesitz – ein deutliches Zeichen.
Dieser Stabilitätsfokus war einerseits den Verletzungen einiger tragender Offensivspieler zuzuschreiben, aber vermutlich auch eine Reaktion auf die Spielweise des Gegners. Der BVB hat nämlich insbesondere dann Probleme, wenn er das Spiel machen muss. Gegen die kontrollierenden Münchner hatte man nur eine nennenswerte Chance aus dem Spiel heraus, die jedoch aus dem Umschaltspiel resultierte. So war dieses Spiel bereits das dritte Heimspiel in Folge, in dem man kein Tor erzielte.
Perfekte Voraussetzungen für Lewandowskis Spielweise
Diese Probleme konnte man bei den Dortmunder schon in den letzten Jahren in Ansätzen erkennen. Damals hatten sie mit Lewandowski aber einen außergewöhnlichen und kompletten Stürmertyp, der sowohl kombinationsstark war, aber sich in den richtigen Momenten auch in die Gefahrenzone bewegte. Er konnte „Spiele alleine entscheiden“. Weiteres bestach er stets mit seinem großen Aktionsradius und seiner Athletik. Lewandowski konnte mit dem Rücken zum Tor Bälle in vielen Variationen behaupten oder weiterverarbeiten.
Diese Eigenschaften bringt er nun bei den Bayern ein, wenngleich er bis dato kaum die Möglichkeiten hatte. Das Spiel gegen seinen Ex-Klub passte aber perfekt zum Profil des 26-Jährigen. Da die Bayern wie erwähnt tief standen und weitestgehend auf ihr starkes Kombinationsspiel in der gegnerischen Hälfte verzichteten, hatte er vergleichsweise viel Platz. Lewandowski wich auf die Seiten aus und wurde in erster Linie dort mit langen Bällen gesucht. Müller spielte um ihn herum und zeigte viele Sprints in die Tiefe.
Großer Aktionsradius und enorm viele Zweikämpfe
Ein weiteres Merkmal im Spiel von Lewandowski ist, dass er ein harter Arbeiter sein kann. Auch dies kommt bei der Spielweise der Bayern meist nicht zum Vorschein, da es sich weniger durch physische Attribute auszeichnet. Die Spieler sollen sich nicht Schulter an Schulter mit den Gegnern positionieren, sondern in den Grauzonen der Zuordnungsbereich, sodass so viele Gegenspieler wie möglich gebunden werden. In diesem Spiel wurde dieses Dogma weitestgehend ebenfalls verworfen.
So hatte Lewandowski beispielsweise 57 Ballkontakte – die wenigsten aller durchspielenden Bayernakteure – konnte aber einen ligaweiten Rekord aufstellen. Er bestritt sage und schreibe 63 Zweikämpfe, gewann 30 davon (47,6%) – für einen Stürmer ein guter Wert. Zum Vergleich: bei Müller waren es 19 von 49 (38,8%). Mit 11,04km legte er nach Alonso und Bernat zudem die drittgrößte Distanz aller Bayernspieler zurück. 78 intensive Läufe bedeuteten obendrein teaminternen Höchstwert.
Der „alte“ Lewandowski
Beim spielentscheidenden Tor erinnerte Lewandowski passenderweise ebenfalls stark an seine Dortmund-Zeit, zeigte die hier aufgezählten Stärken in einer Aktion. Zunächst ließ er sich gut zwischen die Linien des Gegners fallen. Dort wurde er mit einem sensationellen Pass von Jerome Boateng angespielt, aber sofort Mats Hummels von hinten attackiert. Obwohl der BVB-Kapitän sehr gut antizipierte und ein starker Zweikämpfer ist, behauptete Lewandowski den Ball und konnte sich nach vorne drehen. Anschließend beschleunigte er das Spiel mit einem Steilpass auf Müller. Dieser scheiterte mit seinem Schuss, sodass Lewandowski den Ball per Kopf mit großer Wucht im Netz versenken konnte und seinem Team drei Punkte sicherte.
Alexander Semeliker, abseits.at
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