Neben der heimischen tipico Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich... Aue, St.Pauli und Nürnberg – Die großen Verlierer des 2.Spieltags der 2. deutschen Bundesliga

1.FC NürnbergNeben der heimischen tipico Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalteamakteure, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz. Wir analysieren die Flops des zweiten Spieltags.

Erzgebirge Aue & St. Pauli

Nach lediglich zwei Spieltagen ist natürlich noch nicht allzu viel passiert , aber es scheint sich hinsichtlich der Mannen von Falko Götz doch zu bewahrheiten, was vor der Saison prognostiziert wurde: Auf die Auer wartet eine ganz harte Saison. Bislang lautete das Credo defensiv gut zu stehen, während in der Offensive nahezu die gesamte Last auf den Schultern des Goalgetters Jakub Sylvestr lastete. Dieser zeichnete mit 15 Volltreffern vergangene Saison für fast ein Drittel aller Saisontreffer der Kicker aus dem Erzgebirge verantwortlich. Eine solch hohe Erfolgsquote weckt natürlich Begehrlichkeiten und so sicherte sich der 1. FC Nürnberg die Dienste des 25-jährigen Slowaken. Umso bitterer, dass ausgerechnet der verlorene Sohn die 0:1-Auftaktniederlage besiegelte. Beim 1:5-Heimdebakel gegen Peter Neururers VfL Bochum offenbarten die Erzgebirgler defensive Schwächen. In der Anfangsphase zeigten vor allem Hoffenheim-Leihgabe Michael Gregoritsch, auf seiner neuen Position im linken Mittelfeld und Heimkehrer Stanislav Sestak die Verwundbarkeit der Auer Defensive auf.

Präzise Vorlagen des Österreichers münzte der Slowake jeweils in Tore um, der zwischenzeitliche Ausgleich durch Okoronkwo nach Luthe-Patzer stellte nicht mehr als ein kurzes Aufflackern dar. Der Japaner Tasaka sorgte schon vor der Pause per Traumfreistoß für die Vorentscheidung. Erschreckend war allerdings zu sehen, wie wenig die Götz-Elf den Spielern aus dem Ruhrpott in Hälfte zwei entgegenzusetzen hatte, ein echtes Aufbäumen blieb aus. Man fand abgesehen von einem Pfostenkracher von Novikovas und einem zu Recht nicht anerkannten Abseitstor keine hochkarätigen Chancen mehr vor und ließ in der Offensive die nötige Durchschlagskraft vermissen. Die Defensive erwies sich als fehleranfällig, der Ex-Unioner Simon Terodde kam einfach und ziemlich ungehindert zu einem Doppelpack. In der vorangegangenen Saison fixierte Aue den Klassenerhalt, dank seiner beeindruckenden Heimstärke – man belegte in der Heimtabelle mit 30 Punkten den sensationellen fünften Platz.

Sollte man diese Stärke nicht bald wiederfinden und den Abgang von Sylvestr durch das Kollektiv kompensieren können, dürfte es für Aue ganz eng werden.

Was für ein blutleerer Auftritt der „Kiezkicker“! Gegen den VfR Aalen bezog man auf der Ostalp eine völlig verdiente 0:2-Niederlage. Der Hausherr gab vom Anpfiff weg den Ton an, kam besser in die Zweikämpfe und legte weitaus mehr Entschlossenheit an den Tag als der FC St. Pauli. Einzig Neuzugang Ante Budimir vermochte das eine oder andere Mal vor dem gegnerischen Tor für Gefahr zu sorgen. Der Kroate, der von Lokomotiva Zagreb in die Hansestadt wechselte, feierte sein Debüt. Er fand aber bei seinen drei Chancen jeweils seinen Meister im glänzend aufgelegten Jasmin Fejzic.

Der 23-jährige Mittelstürmer hat übrigens auch eine kurze und kuriose Österreich-Vergangenheit. Im Sommer 2008 verpflichtete ihn der LASK, ehe man ihn im Oktober bereits wieder ziehen ließ, da es nicht gelungen war, eine Freigabe für ihn zu erwirken.

St. Pauli agierte vor allem im Spielaufbau viel zu fahrig, verlor die Bälle leichtfertig im Mittelfeld und konnte nicht wirklich dagegenhalten. Der VfR hingegen erkämpfte sich die Bälle oftmals schon im eigenen „Angriffsdrittel“ und schlug aus den unterbreiteten Angeboten entsprechend Kapital. Nach Ballgewinn kombinierten sich die Schwarz-Weißen ansehnlich über wenige Stationen und mit ordentlich Tempo nach vorne. Zumeist suchte man den schnörkellosen Weg zum Tor, die schnellen Vorstöße machten sich bezahlt. Lediglich der schlechten Chancenauswertung und Pauli-Goalie Tschauner war es geschuldet, dass die drei Punkte erst Mitte der zweiten Hälfte durch das 2:0 gesichert wurden.

Auf St. Pauli hatte man sich den Saisonstart mit Sicherheit anders vorgestellt, vor allem in der Defensive gilt es sich zu festigen. Ansonsten wird es wohl mehr als schwierig, ein Wörtchen um den Aufstieg mitzureden.

1. FC Nürnberg

Niederlagen schmerzen; Derby-Niederlagen, ohne jeden Zweifel, ganz besonders. Nicht nur, dass der Aufstiegsfavorit Nummer Eins im ältesten Derby Deutschlands – das Duell der beiden Franken-Klubs ging bereits zum 257 Mal über die Bühne – den Kürzeren zog, der „Club“ kassierte eine richtig üble Packung. ÖFB-Legionär Zulj musste sich bei den Fürthern wie schon zum Auftakt zunächst mit einem Platz auf der Reservebank zufrieden geben, während Schöpf auf Seiten des 1. FCN im Mittelfeld den Takt vorgeben sollte und mit der Ausführung von Standards betraut wurde.

Die Partie wurde von Beginn an, wie erwartet, ruppig geführt. Ausgerechnet die Nürnberger Routiniers und Führungsspieler Schäfer und Pinola erwischten einen rabenschwarzen Tag. Der Schlussmann, der in der Vorsaison durch großteils bärenstarke Leistungen dafür verantwortlich zeichnete, dass die Nürnberger so lange um den Klassenerhalt kämpfen konnten, bezwang sich bei Babas Versuch aus der Distanz mehr oder minder selbst. Natürlich kann auch Jungspund Tobias Pachonik die Kugel besser klären, als sie dem Linksaußen direkt vor die Füße zu köpfen, den Gegentreffer muss sich nichtsdestoweniger Schäfer ankreiden lassen.

Leider fügte sich auch ÖFB-Talent Alessandro Schöpf nahtlos in das Nürnberger Fehlerfestival ein, als er in Minute 16 den umtriebigen und quirligen Baba ohne Not im Sechzehner von den Beinen holte. Den völlig zurecht verhängten Strafstoß verwertete Sukalo souverän zum 2:0. Zehn Minuten vor der Pause besorgte Club-Urgestein Pinola nach einer Ecke das 1:2. Nürnberg hatte bis dahin offensiv kaum etwas zustande gebracht und Fürth-Keeper Hesl vor keinerlei Schwierigkeiten gestellt. Unmittelbar vor dem Seitenwechsel ließ Mönchengladbach-Leihgabe Mlapa, der zuvor eher mit rüden Fouls als durch Torgefahr auf sich aufmerksam machte, die Chance auf den Ausgleich liegen. Füllkrugs Freistoßhammer an den Pfosten hätte dem Frankenderby womöglich früh in der zweiten Halbzeit eine Wende gegeben. Wie sich Nürnbergs Defensive allerdings danach präsentierte, war eines Aufstiegsfavoriten absolut unwürdig.

Der FCN lud den Lokalrivalen förmlich zum Toreschießen ein, dieser ließ sich nicht zweimal bitten und führte den Bundesligaabsteiger vor. Pinolas Slapstickeinlage, er vermochte einen einfachen, an sich völlig harmlosen Ball nicht zu stoppen, war der Anfang vom Ende aller Nürnberger Hoffnungen. Sein Totalaussetzer brachte Ramirez in Bedrängnis, der das Leder nur mehr in den Lauf von Baba spitzeln konnte und der Ghanaer ließ Schäfer mit einem satten Schuss ins Eck keine Chance. Damit noch nicht genug: Auch dem vierten Gegentreffer ging ein haarsträubender individueller Fehler voraus. Der „Club“ hatte das Leder schon sicher, ehe der unglücklich agierende Pachonik Trinks abschoss. Durch diesen Fauxpas kam Weiland an den Ball und spazierte an der gesamten Nürnberger-Verteidigung vorbei – Schäfer abermals ohne jede Abwehrchance. Schließlich durfte sich auch der kurz zuvor eingewechselte Zulj am Tag der offenen Tür in Nürnbergs Hintermannschaft noch in die Schützenliste eintragen. Pinola und Pachonik fälschen unglücklich ab – ein Treffer sinnbildlich für das gesamte Match der Nürnberger. Bei vier der fünf Fürther Tore half der FCN kräftig mit, ungeachtet der aggressiven und guten spielerischen Leistung der „Kleeblätter“ hat der „Club“ sich so die hochverdiente Niederlage auch selbst zuzuschreiben.

Insbesondere die Führungsspieler sollten wieder in die Spur finden, die gesamte Mannschaft das Debakel abhaken. Die „Clubberer“ konnten seit nunmehr fast sechs Jahren keinen Sieg mehr gegen den Erzrivalen bejubeln, aus ihrer Sicht gab es nur zwei positive Aspekte der Klatsche: Schlimmer kann es wirklich nicht mehr kommen, ein derart konfuser und pomadiger Auftritt in der Defensive wird sich nur schwer wiederholen lassen und „Man of the match“ Abdul Rahman Baba wird ihnen in dieser Spielzeit kein Kopfzerbrechen mehr bereiten. Nach der sehr guten Leistung im Derby wechselte er zum Erstligisten FC Augsburg.

David Kühhas, abseits.at

David Kühhas

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