Der FC Bayern zieht nach dem desaströsen Auftritt in der Champions League in Paris die Konsequenzen. Kurz nach dem Spiel gegen Paris St. Germain,... Bayern entlassen Ancelotti – aber was jetzt?

Der FC Bayern zieht nach dem desaströsen Auftritt in der Champions League in Paris die Konsequenzen.

Kurz nach dem Spiel gegen Paris St. Germain, stellte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eine Miene zur Schau, die vor allem diejenigen erfreute, die es eher nicht mit dem deutschen Rekordmeister halten: eine Mischung aus Ärger und gekränkter Eitelkeit. Mit rotem Kopf konstatierte er, nach der deftigen 0:3-Niederlage nicht zum einfach zum Tagesgeschäft übergehen zu wollen – es werde Konsequenzen geben, kündigte er an.

Wie diese aussehen sollen, ließ er aber zunächst unklar. Nach dieser vagen Aussage schossen natürlich die Gerüchte ins Kraut, dass die Zeit von Trainer Carlo Ancelotti bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison abgelaufen sei. Der Italiener ist vor der Partie in Paris bei der Aufstellung volles Risiko gegangen und ließ Mats Hummels, Franck Ribery und Arjen Robben zunächst auf der Bank. Jerome Boateng stand gar nicht erst im Kader. Und das ausgerechnet zum ersten großen Härtetest in dieser Saison. Nun wurde Carlo Ancelotti tatsächlich entlassen.

Bereits kurz nach dem Spiel war diesem klar, sich nun in den nächsten Tagen vermehrter Kritik gegenüber zu sehen. Dabei war die grundsätzliche Idee, das Mittelfeld massiver zu machen und so die Halbräume zu schließen, nicht schlecht. Nur haperte es an der Umsetzung. Die Defensive hatte dabei der Wucht und Geschwindigkeit von Paris‘ neuem Wundertrio Neymar, Edinson Cavani und Kylian Mbappe von Anfang an wenig entgegenzusetzen. Vor allem Letzterer stellte die Innenverteidiger Javi Martinez und Niklas Süle immer wieder vor große Probleme.

Hinten ließen sich die Bayern klassisch auskontern; vorne regierte kollektive Planlosigkeit. Diese fand ihren Ausdruck in über 50 Flanken und 18 Eckbällen, die allesamt keinen Ertrag brachten. Dieser Mangel an Ideen und Struktur im Offensivspiel ist nicht erst seit Paris einer der Hauptkritikpunkte an Ancelottis Arbeit.

Nach den ersten positiven Ergebnissen zu seinem Amtsantritt, überschlug sich die deutsche Presse noch mit Elogen auf sein Wirken: Er habe die Spieler von den taktischen Fesseln seines Vorgängers Pep Guardiola befreit. Mittlerweile sehnen sich so einige nach dem Fußball, der als der schönste galt, den Bayern in seiner Geschichte je gespielt hat. Unter Guardiola war zu jeder Zeit ein Plan zu erkennen; unter Ancelotti degenerierte das Spiel der Bayern zusehends.

Auch die Spieler stimmen vermehrt kritischere Töne an. Wenn auch nicht direkt. So sagte Arjen Robben im Anschluss an die Partie: „Wir haben einen Kader mit sehr viel Qualität, aber es kommt noch nicht so viel raus, wie wir wollen. Es könnte auch anders laufen, aber wir müssten dafür gewisse Dinge anders machen.“ Dies konnte man durchaus als Kritik an Ancelotti auffassen.

Für die nächsten Spiele soll nun Co-Trainer und Bayern-Legende Willy Sagnol übernehmen. Der Franzose sammelte bereits bei Girondins Bordeaux erste Erfahrungen als Cheftrainer im Profibereich. Eine Dauerlösung ist er wohl nicht. Stellt sich die Frage, welchen Trainer die Bayern zu diesem Zeitpunkt bekommen können? Die TSG Hoffenheim wird beispielweise einen Teufel tun und Julian Nagelsmann jetzt die Freigabe erteilen.

Ein mögliches Szenario konnte so aussehen: Die Bayern gehen mit Sagnol in die Winterpause und schauen sich danach nach einem passenden Coach um. Nichtsdestotrotz hat die Entlassung von Ancelotti zum jetzigen Zeitpunkt etwas Planloses. In dieser Form agiert der Verein aber bereits gefühlt seitdem Abgang von Sportvorstand Matthias Sammer und Pep Guardiola. Mit der Rückkehr von Uli Hoeneß ist dabei alles eher schlimmer, denn besser geworden. Die Entwicklungen in den nächsten Wochen und Monaten werden jedenfalls spannend zu beobachten sein.

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