Beeindruckende erste, kontrollierte zweite Hälfte – Bayern wirft Dortmund aus Pokal
Deutschland 28.Februar.2013 Alexander Semeliker 0
Einen Tag nach dem spanischen Clasico in der Copa del Rey fand im Rahmen des DFB-Pokal- Viertelfinales der „deutsche Clasico“ statt. In der Allianz Arena traf der FC Bayern München auf Borussia Dortmund und war nach der letztjährigen 2:5-Klatsche im DFB-Pokal-Finale auf Revanche aus – und sie ist ihnen gelungen. Arjen Robben sorgte mit einem sehenswerten Schlenzer für einen 1:0-Erfolg.
Gespannt warteten die Fans des deutschen Fußballs auf diese Partie, nachdem sie kurz vor Weihnachten als Viertelfinalduell im Rahmen des DFB-Pokals gezogen wurde. In den letzten beiden Saisonen krönten sich die Schwarz-Gelben zum Meister und demütigten die Münchner im Endspiel des DFB-Pokals. Mit diesem Sieg zeigten die Bayern, die in der Tabelle quasi uneinholbar vorne liegen, dass sie aktuell die unumstrittene Nummer eins im deutschen Fußball sind. In der ersten Halbzeit ließen sie dem Titelverteidiger keine Chance, verwalteten den Vorsprung anschließend geschickt und warfen ihn so aus dem Wettbewerb.
Robben ersetzt Ribery
Dabei musste der Rekordmeister auf seinen besten Spieler in der laufenden Saison, Franck Ribery, verzichten. Der Franzose sah in der letzten Runde gegen den FC Augsburg die rote Karte und musste zuschauen. Ihn ersetzte auf dem linken Flügel Arjen Robben, der nicht nur aufgrund seines Tores seinen Aufwärtstrend bestätigte. Ins sehr flexible 4-2-3-1 fügte er sich perfekt ein, zeigte Rochaden mit Mitspielern und rieb sich auch defensiv für das Team auf. Im Sturm begann – umgeben von Wechselgerüchten seines Dortmunder Pendants – Mario Mandzukic. Der Kroate blieb zwar weitestgehend unsichtbar, agierte aber ebenfalls äußert flexibel und phasenweise auch über längere Zeit am rechten Flügel. Thomas Müller rückte dann etwas ein, allerdings ohne explizit das Sturmzentrum zu besetzen.
Grippaler Infekt stoppt Hummels
Auch BVB-Cheftrainer Jürgen Klopp musste auf einen wichtigen Leistungsträger verzichten. Mats Hummels fehlte seiner Mannschaft aufgrund eines grippalen Effekts und wurde in der Innenverteidigung von Felipe Santana vertreten. Es bleibt zwar nicht mehr als eine Spekulation, aber der deutsche Teamspieler wäre wohl gegen das starke und hohe Pressing der Bayern ein sicherer Aufbauspieler gewesen als der Brasilianer. Weiters überraschte Klopp mit der Nominierung von Kevin Großkreutz anstelle von Jakub Blaszczykowski im Mittelfeld. Neben der Tatsache, dass der Pole zuletzt angeschlagen war, dürfte auch die Ausrichtung eine Rolle gespielt haben. Die Westfalen agierten nämlich wie schon beim letzten Aufeinandertreffen aus einer 4-5-1-Grundordnung heraus, in der Großkreutz im halblinken Mittelfeld zum Zug kam. Dort sollte er seine Laufstärke ausspielen.
Dortmunds Pressingplan ohne Erfolg
Dem zentralen Mittelfeld kam schließlich auch die Schlüsselrolle zu. Aufseiten der Dortmunder wurde es neben Großkreutz von Sven Bender und Ilkay Gündogan ergänzt – ein Trio, das besonders im Pressing sehr stark ist. Das breite Fünfermittelfeld sollte wie im Dezember mit seinen engen Schnittstellen Bayerns Offensive abschneiden, gelungen ist dies der Borussia aber kaum. Robert Lewandwoski war gegen drei Bayern-Akteure meist auf sich alleine gestellt und konnte so keinen Druck auf das gegnerische Aufbauspiel ausüben. Unterstützt wurde er zwar gelegentlich von einem herausrückenden Sechser, doch auch mit dieser Hilfe konnte man die Bayern nicht in Bedrängnis bringen. Mit Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez verfügen sie über eine technisch hervorragende Doppelsechs, die den Gegner bei dessen Pressingversuchen ein ums andere Mal ins Leere laufen ließ.
Pressingresistentes Bayern-Zentrum
Zudem hat man in Dante einen der besten spielmachenden Innenverteidiger der Liga. Der Brasilianer zeigte sich nicht nur defensiv sehr souverän, sondern marschierte auch mit dem Ball am Fuß entschlossen nach vorne. Im Spielaufbau bildeten diese drei Spieler – meist ergänzt durch einen Außenverteidiger – immer wieder Passdreiecke, die bei Schweinsteiger oder Martinez zusammenliefen, und kombinierten sich aus heiklen Situationen heraus (siehe rechts). Überdies hinaus stieß Martinez auch in höhere Zonen vor, bespielte den Raum zwischen den Linien und überlud gemeinsam mit Müller, Lahm und Mandzukic die rechte Seite. Großkreutz, der eigentlich auf der Außenbahn zuhause ist, konnte den Spanier kaum halten.
BVB im Aufbauspiel chancenlos
Borussia Dortmund hatte im Spielaufbau hingegen deutlich mehr Probleme. Die Bayern überzeugten sowohl im Pressing als auch Gegenpressing, weswegen die Gäste kaum mehr als drei Pässe am Stück spielen konnten. Zu erklären ist dies neben der erstklassigen Defensivarbeit der Münchner vor allem mit dem Spielermaterial, das Klopp aufbot. Zum einen bietet Santana nicht die gleichen spieleröffnenden Fähigkeiten wie Hummels an, zum anderen verfügten die Dortmunder mit Gündogan nur über einen spielstarken und ballsicheren Zentrumspieler. Dieser wurde aber von einem Gegenspieler – in erster Linie war es Schweinsteiger – in Manndeckung genommen. Sowohl Bender als auch Großkreutz waren für die aggressiven Gastgeber dann ein gefundenes Fressen. Zu den technisch stärkeren Mario Götze und Marco Reus auf den Flügel kam der Ball daher in vielen Fällen erst gar nicht, wenngleich sich erster zusehends zentral zurückfallen ließ. Mit seinen Sololäufen war aber spätestens in Bayerns Abwehrlinie Schluss.
Kontrolle statt Druck in zweiter Hälfte
Kurz vor dem Halbzeitpfiff musste sich Dortmund diesem Druck des FC Bayern beugen, als Robben an der Strafraumgrenze an den Ball kam, nachdem ihn Lahm im Gegenpressing eroberte, und diesen in die Maschen drosch. Nach dem Seitenwechsel schalteten die Roten etwas zurück, attackierten nicht mehr ganz so aggressiv. Allerdings verschoben sie kompakt, verschlossen dadurch die Lücken, hatten überdies hinaus trotzdem noch die klareren Torchancen und steuerten einem ungefährdeten Sieg entgegen. Zwar siegten die Bayern – am Ergebnis gemessen – nicht in der gleichen Deutlichkeit wie der BVB im Mai, vor allem die erste Halbzeit hat aber gezeigt, dass es ihnen gelungen ist, die Kräfteverhältnisse wieder zurechtzurücken.
Alexander Semeliker, abseits.at
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