Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln... Befreiungsschläge von Düsseldorf und Nürnberg – zwei Aufstiegsaspiranten sind wieder da!

Fortuna DüsseldorfNeben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalteamakteure, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom rund um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz.

Fortuna nimmt Auer Aufbauarbeit dankend an

Fortunen-Coach Oliver Reck stand beim Gastspiel im Erzgebirge schon unter Druck, nur zwei Punkte aus drei Partien entsprachen ganz und gar nicht den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen. Schließlich sehen sich die Fortunen als Aufstiegsaspirant und wollen im Kampf um die ersten drei Plätze ein wichtiges Wort mitreden. Die Leichtigkeit des Seins aus der Rückrunde der Vorsaison, als der ehemalige Keeper das Abstiegsgespenst aus der Esprit-Arena vertrieb und Hoffer und Co. sich mit ansehnlichem Fußball ins gesicherte Mittelfeld vorkämpften war zuletzt allerdings verloren gegangen.

In den letzten Wochen stimmten neben den ungenügenden Resultaten auch die äußerst wechselhaften Leistungen nachdenklich. Gegen Union dominierten die Fortunen, lagen folgerichtig zur Pause durch einen Liendl-Treffer mit 1:0 in Front, ehe der Faden nach dem Seitenwechsel völlig riss, die Reck-Elf strahlte kaum noch Gefahr aus, kreierte keine Chancen mehr und war mit dem einen Punkt am Ende durchaus gut bedient. Im Heimspiel gegen den KSC enttäuschten die Düsseldorfer auf ganzer Linie, agierten ohne Esprit und ließen jeglichen Zug zum Tor vermissen. Der sich zurzeit in überragender Form befindliche Michael Liendl, der einmal mehr als Schaltzentrale und Taktgeber im Mittelfeld fungierte, versuchte sich als Antreiber, doch Düsseldorf konnte die Qualitäten, die ein Spitzenteam auszeichnen müssen, in keiner Phase abrufen. Die Defensive erwies sich als leicht verwundbar, sodass der KSC einen völlig verdienten und ungefährdeten Auswärtserfolg einfuhr.

Gegen Aue zeigten die Rheinländer, dass mit ihnen aber allemal noch zu rechnen ist. Sergio da silva Pinto mit der halbhohen Hereingabe auf den ersten Pfosten, Soares bringt das Leder mit der Hacke auf Schmitz, der kurz vor dem Fünfer zum Schuss kommt, Aues Defensivverbund rückt wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen auf den Schützen drauf und Jimmy Hoffer, dadurch allein vor Männel, lässt sich nicht zweimal bitten (2.). Nach dem Blitzstart kontrolliert Fortuna das Geschehen nach Belieben, offensiv erschreckend harmlosen Auern fällt nicht allzu viel ein. Auch das 2:0 steht bezeichnend für das desolate Abwehrverhalten und das mangelhafte Spiel gegen den Ball: Kortzorg mit dem langen Schlag aus der Abwehr heraus, direkt in die Füße von Pinto, der Liendl bedient. Der Österreicher lässt Kortzorg ins Leere rutschen, behauptet den Ball und bedient den weitaufgerückten rechten Außenverteidiger Schauerte mustergültig. Dieser hat jede Menge Raum und Zeit, da ihn Gegenspieler Miatke aus den Augen verliert und ihm nicht wirklich folgt. Der Pass in den Rücken der Verteidigung passt perfekt, Aues Defensivverbund konzentriert sich in der Mitte ganz und gar auf Spitze Hoffer, Benschop kommt so völlig frei zum Abschluss und erzielt seinen zweiten Saisontreffer. Defensiv stand die Fortuna gut gestaffelt und erarbeitete sich im Mittelfeld immer wieder Überzahlsituationen, sodass die Götz-Elf nie wirklich Zugriff erlangte und schnelle, leichtfertige Ballverluste die Folge waren. Die „Veilchen“ stellten die Düsseldorfer Defensive nur äußerst selten vor echte Probleme.

Dem 0:3 aus Sicht der Hausherren geht ein unnötiger Ballverlust in der Vorwärtsbewegung von Novikovas voraus, die Fortuna stellt ihre Qualitäten als Kontermannschaft unter Beweis. Allerdings wird es ihr vom Gegner auch nur allzu leicht gemacht: Mittelfeldantreiber Bellinghausen kann ungestört durchs Mittelfeld ziehen, sieht den mitgelaufenen Benschop, der mit einem Zuckerpass in die Schnittstelle Hoffer auf die Reise schickt und ihm den Doppelpack ermöglicht. Dass sich die gesamte Auer Defensive so einfach aushebeln lässt, spricht Bände. Die erschreckend schwache Leistung der Auer so wie die allgemein triste Lage, 0 Punkte und ein Torverhältnis von 1:10, sollten für Götz nicht ohne Folgen bleiben. Der ehemalige Stürmer wurde nach lediglich vier Spieltagen beurlaubt und somit in der neuen Saison als erster Coach im deutschen Profifußball von seinen Aufgaben entbunden.

Die Düsseldorfer hingegen setzten ein echtes Ausrufezeichen und blieben in Schlagdistanz zur sechsköpfigen Spitzengruppe. Coach Oliver Reck, der gegen den Ruf ankämpfen muss, nur als Interimstrainer zu funktionieren, schnaufte wohl kräftig durch.

Frustbewältigung auf Nürnberger Art

1:5-Klatsche im Frankenderby, 0:1-Heimpleite gegen den FSV Frankfurt durch Ex-„Clubberer“ Balitsch, dazu noch das Pokalaus beim MSV Duisburg – Keine Frage, der 1. FC Nürnberg hat definitiv schon bessere Zeiten erlebt. Die Kritik an Sportchef Martin Bader wurde immer lauter, auch Trainer-Rookie Valérien Ismaël, der FCN ist seine erste Station als Cheftrainer, blies bereits ein rauer Wind entgegen. Die Nürnberger hatten die Zeichen der Zeit erkannt und wurden nochmals am Transfermarkt aktiv. Der Portugiese Daniel Candeias kam leihweise von Benfica Lissabon, der Tscheche Ondrej Celustka wurde fix vom türkischen Klub Trabzonspor verpflichtet und soll helfen, die Defensive zu stabilisieren. Vor allem Ersterer erwies sich bereits bei seinem Debüt als Goldgriff, stellte mit einem frühen Tor und einem Assist die Weichen auf Sieg. Candeias verlieh der Spielanlage des ‚Club‘ nicht nur Qualität, mit ihm erhöhte sich auch die Variabilität in den Angriffen der Nürnberger.

ÖFB-Legionär Alessandro Schopf bot eine gute, beherzte Vorstellung, erarbeitete sich die eine oder andere Chance und wusste nach zuletzt eher durchwachsenen Leistungen zu überzeugen. Selbiges kann man von Christopher Trimmel nicht gerade behaupten: der Unioner leistete Timo Gebhart vom gegnerischen Sechzehner weg Geleitschutz, ohne sich wirklich seiner anzunehmen und konnte den Torschützen zum 2:0 letztlich nicht am Kopfball hindern. Dass Kollege Leistner die Candeias-Hereingabe verhindern muss und so die gefährliche Situation erst gar nicht entstanden wäre, steht freilich auf einem anderen Blatt Papier. Nach zwei absolut gelbwürdigen Vergehen in Hälfte zwei flog Trimmel zu allem Überfluss auch noch vom Feld.

Der klare Auswärtserfolg gegen Union Berlin kam zur rechten Zeit, natürlich spielte Pinola und Kollegen die Tatsache in die Hände, dass sich die Hauptstädter früh und später, wie oben angesprochen, sogar noch doppelt dezimierten. Die Franken wussten mit der numerischen Überlegenheit durchaus etwas anzufangen und verwandelten so ein souveränes 2:0 noch in einen 4:0-Kantersieg. Die Treffer drei und vier fielen unter gütiger Mithilfe von Union-Keeper Haas, der einen rabenschwarzen Tag erwischte.

Mit nun sechs Punkten am Konto konnte man auch den Anschluss zur Spitze wieder herstellen. Bader und Ismaël atmen durch – der ‚Club‘ landete den so wichtigen Befreiungsschlag.

David Kühhas, abseits.at

David Kühhas

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