Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag schicken wir unseren Brief an den Marketinggeschäftsführer von Borussia Dortmund…
Lieber Carsten Cramer!
Normalerweise habe ich schon eine klare Meinung, wenn ich mich an meine sonntäglichen Briefe setze. Normalerweise. Doch als ich mich entschlossen habe diese Zeilen an dich zu adressieren, weil ich deine Videobotschaft an die BVB-Fans, in der du – neben Wasserstandsmeldungen – die schwarz‑gelbe Community dazu aufgefordert hast, auf ihre Rückerstattungsbeträge für Dauerkarten zu verzichten, gesehen habe, war ich mir nicht sicher, was ich genau schreiben möchte.
Lieber Carsten, du sagst, es sei deine Aufgabe sich um Borussia Dortmund zu kümmern. Das stimmt. Und weil „die Lage […] sehr ernst“ ist, hast du es für richtig gehalten, dich an die Treuesten der Treuen zu wenden. Du hast gemeint, du würdest dich freuen, wenn „der ein oder andere Euro bei Borussia Dortmund“ bleibe.
Auf den ersten Blick mag es nichts damit zu tun haben, aber kurz bevor ich mir deine Ansprache angesehen habe, habe ich auf das YouTube-Video einer Spielerfrau geklickt, an dessen Ende nur ein Gedanke in meinem Kopf war: Gott sei Dank führe ich dieses Leben nicht. Das ist keine persönliche Kritik an dieser Frau. Es ist keine Kritik an Menschen, die sehr gut verdienen und dementsprechend leben. Der Mensch adaptiert sich rasch an seine ökonomischen Verhältnisse. Wer hat, der hat einfach. Es mag vielleicht unverständlich klingen, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass „zu viel zu haben“ eine ähnliche Belastung ist wie „zu wenig zu haben“. Natürlich eingebettet in dem Kontext, dass die Befriedigung von Grundbedürfnissen immer noch möglich ist. Dazu kommt, dass man sicher nicht arm sein muss, um gegen Armut zu sein.
Zurück zum Thema: Unterstützung kann man auch in Form von Kulanz seitens der Abonnenten erwarten, dennoch kommt dein Aufruf für meinen Geschmack zu früh. Ein Verein, der zur erweiterten Weltklasse gehört, im Jahr 2018/19 über 500 Millionen Euro als Bilanzsumme unterm Strich stehen hatte und trotzdem betont seine Basis nicht vergessen zu wollen, der muss in so einem Fall besonders vorsichtig agieren. Deine Botschaft an die Borussen hat aber den bitteren Beigeschmack, dass auch beim BVB der Fan als Kuh, die vorrangig gemolken wird, gesehen wird. Du argumentierst mit der Verantwortung für die Mitarbeiter des Vereines und damit, dass die Profis bereits auf einen Teil ihres Gehaltes verzichtet hätten. So an das Gewissen von Leuten zu appellieren, die sich die Eintrittskarten teilweise mühsam erarbeiten müssen, ist ein Tanz auf der Rasierklinge.
Lieber Carsten, du hast selbst gesagt „Echte Liebe“ sei nicht nur ein Slogan, sondern was Borussia Dortmund ausmache. Ich weiß, es ist schwer diesen Weg zu gehen. Es ist schwer hochbezahlten Kicker, so etwas klarzumachen. Denn – seien wir mal ehrlich – diese Wanderarbeiter haben mit „echter Liebe“ kaum etwas am Hut. Warum auch? Es sind Profis und keine Fans. Und die Solidarität anderer Vereine? Nein, da muss einem das Wasser wirklich bis zum Hals stehen. Ich bringe also auch durchaus Verständnis für deine Situation auf.
Eines möchte ich aber loswerden: Es ist ein befremdlicher und verstörender Gedanke, aber vielleicht zwingt uns diese Krise – auf allen Ebenen – kleiner zu werden. Du hast davon gesprochen, dass die Normalität wieder zurückkommt. Diese Normalität hat uns aber in die Krise geführt. Wollen wir nicht lieber etwas verändern?
Viel Gesundheit wünscht dir
Marie Samstag, abseits.at
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