Freitagabend ist diesmal Spitzenspielzeit in der deutschen Fußball-Bundesliga. Der Überraschungszweite Hertha BSC trifft auf Borussia Dortmund.
Borussia Dortmund
Die Niederlage gegen Bayer Leverkusen im letzten Spiel vor der Länderspielpause sorgte mitten in der schönsten schwarz-gelben Euphorie für einen gehörigen Dämpfer. Zwar hatte Dortmund weitaus mehr Ballbesitz als der Gegner, im Angriff sprang aber dennoch nichts Zählbares heraus. Behäbig und einfallslos präsentierte sich die bis dato so hochgelobte Borussen-Offensive.
Zudem kaufte Leverkusen den Dortmundern im Mittelfeld gehörig den Schneid ab und störte mit aggressivem Spiel den Spielaufbau über Julian Weigl höchst effektiv. Generell scheint die Borussia, wie bereits bei der Niederlage gegen RB Leipzig ersichtlich, noch Schwierigkeiten zu haben, gegen einen aggressiven Gegner dagegen zu halten.
In Sachen Tacklings und Balleroberungen finden sich die Westfalen beispielsweise in den unteren Regionen der Liga wieder. Daher wird sehr interessant zu sehen sein, wie schwer oder leicht sich Tuchels Mannschaft gegen die ebenfalls sehr aggressiven Berliner tun wird. Das Spiel am Freitag könnte also als richtungsweisend eingestuft werden.
Im Offensivspiel ist der BVB jedoch eine Macht. Die Dortmunder gehen am häufigsten ins Dribbling, schießen am meisten aufs Tor des Gegners und sind, gemeinsam mit dem FC Bayern, die torgefährlichste Mannschaft der Liga. Zudem spielt der achtmalige Meister die zweitmeisten Chancen heraus und hat im Schnitt pro Spiel 64 Prozent Ballbesitz.
Gegen Hertha braucht es im Vergleich zum Spiel gegen Leverkusen eine deutliche Leistungssteigerung. Vor allem muss die Dortmunder Offensive um Schürrle, Götze, Castro, Aubameyang und Co. in Situationen kommen, in denen sie ihre brutale Schnelligkeit ausspielen können. An der Effizienz in der Chancenverwertung mangelt es in dieser Saison nämlich nicht. Nur muss man auch in Abschlusssituationen kommen; gegen Leverkusen war genau das ein Problem.
Vor dem Spiel gegen Berlin plagen Tuchel aber erhebliche Personalsorgen: neben dem langzeitverletzten Marco Reus, der sich wieder im Aufbautraining befindet, Erik Durm und Sven Bender, fallen aller Voraussicht nach noch Andre Schürrle, Gonzalo Castro, Sokratis, Lukasz Piszcek, Adrian Ramos und Raphael Guerreiro aus. Mittlerweile verfügt der BVB jedoch auch in der Breite über einen sehr ausgeglichenen Kader, sodass man auch diese Ausfälle wohl kompensieren kann.
Hertha BSC
Die Berliner lassen sich einfach nicht aus der Spitzengruppe vertreiben. Wurde nach der deutlichen Niederlage gegen den FC Bayern schon der Abgesang auf Hertha für den weiteren Saisonverlauf eingeleitet, steht das Team von Trainer Pal Dardai nach einem Unentschieden in Frankfurt und dem souveränen Sieg daheim gegen den HSV auf Platz 2 der Tabelle – und damit überraschend noch vor Gegner Borussia Dortmund.
Die Frage, wie sich die Hauptstädter gegen ein echtes Topteam schlagen, stellte sich bereits vor dem Spiel in München. Dort ging man sang – und klanglos unter. Vor dem Duell gegen die Borussia zeigt sich Dardai dennoch selbstbewusst und fordert von seiner Mannschaft mindestens ein Unentschieden. Zudem geht er, wie es sich im Vorfeld eines echten Spitzenspiels gehört, gleichmal auf Konfrontationskurs mit seinem Dortmunder Gegenüber Thomas Tuchel. Der Ungar kritisierte Tuchels Aussagen nach dem Leverkusen-Match, die Gegner würden gegen die Schwarz-Gelben besonders hart zu Werke gehen. Man müsste nach einem Spiel einfach mal anerkennen, dass die gegnerische Mannschaft besser war, so die trockene Replik von Dardai.
Das Berliner Spiel zeichnet sich auch weiterhin durch wenig Ballbesitz, dafür einen sehr direkten Weg zum Tor aus. Dardais Mannschaft ist zudem die effizienteste der gesamten Liga wenn es um die Chancenverwertung geht. Besonders wichtig hierbei ist Kapitän Vedad Ibisevic. Der Bosnier erzielte bereits fünf Saisontore und hat die beste Schüsse/Tor-Ratio aller Spieler, die ebenfalls schon fünfmal erfolgreich waren. Obendrein hat der Stürmer zwei Tore vorbereitet und liegt damit, gemeinsam mit Franck Ribery, an der Spitze der Scorerwertung. Kein anderer Spieler in der Liga weist, im Verhältnis zu den erzielten Tores seines Teams, eine höhere direkte Torbeteiligung aus.
Neben Ibisevic spielt auch Mitchell Weiser bis dato eine sehr gute Saison. 41 Prozent der Hertha-Angriffe werden über seine Seite initiiert. Der 22-Jährige erzielte in den ersten 6 Spielen ein Tor und bereitete ein weiteres vor. Zudem kreiert er die meisten Chancen seiner Mannschaft und erkämpft sich pro Spiel fast dreimal den Ball.
Generell ist Hertha in Sachen Tacklings und Balleroberungen pro Spiel ganz weit oben in der Bundesliga zu finden. Herausragend in dieser Beziehung ist Fabian Lustenberger mit zusammengerechnet 6,3 Tackles und Balleroberungen pro Spiel.
Eben jener Lustenberger könnte wegen einer Beckenprellung gegen Dortmund jedoch fehlen. Auch Ondrej Duda und Valdimir Darida dürften für die Begegnung am Freitag ausfallen.
So könnten sie spielen:
Borussia Dortmund: Bürki – Passlack, Ginter, Batra, Schmelzer – Weigl – Pulisic, Rode, Götze, Dembele – Aubameyang
Hertha BSC: Jarstein – Weiser, Langkamp, Brooks, Plattenhardt–Skjelbred, Stark – Esswein, Stocker, Haraguchi – Ibisevic
Zahlen und Daten
Borussia Dortmund könnte mit dem 25. Heimsieg in Folge einen neuen Vereinsrekord aufstellen.
Pal Dardai hat weder als Trainer noch als Spieler in Dortmund gewonnen.
Während Hertha in dieser Saison schon dreimal zu Null spielte, gelang dies dem BVB erst einmal.
Hertha stellte mit 13 Punkten in 7 Spielen ihren Startrekord aus der Saison 1970/71 ein.
Ral, abseits.at
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