In der vergangenen Saison erreichte David Alaba den Fußballolymp; und das im Alter von nur 21 Jahren. Für viele ist er bereits jetzt einer... David Alaba und Franck Ribery (3) – Die (positiven) Veränderungen unter Pep Guardiola

Pep Guardiola (FC Bayern München)In der vergangenen Saison erreichte David Alaba den Fußballolymp; und das im Alter von nur 21 Jahren. Für viele ist er bereits jetzt einer der besten Linksverteidiger der Welt, für so manchen vielleicht sogar der beste. Sein Vordermann hingegen gilt gar als einer der besten Spieler der Welt und erhielt vor einigen Wochen den Preis als Europas Fußballer des Jahres. Franck Ribéry und David Alaba bilden somit gemeinsam eine individuell herausragende Flügelzange. Doch sie profitieren durch ihre Fähigkeitenprofile voneinander und durch die taktischen Ausrichtungen werden diese Effekte noch stärker. Unter Pep Guardiola, so scheint es, soll dieses fast perfekte Pärchen noch besser eingebunden werden. Eine dreiteilige Serie schildert diese drei Aspekte und analysiert sie.

Erhöhte Flexibilität und noch stärkere Einbindung unter Guardiola

Seit Guardiolas Amtsantritt befinden sich die Münchner in Umbruchsstimmung, die insbesondere aus taktischer Sicht durchaus gerechtfertigt. In den wenigen Monaten seit Trainingsbeginn hat sich viel verändert. Das Zentrum wird im Aufbauspiel fokussiert, es gibt formative Veränderungen, der Ballbesitz wird nahezu in jeder Partie fast schon monopolisiert und die Pressinghöhe und –intensität hat sich ebenfalls gesteigert.

Diese Veränderungen bringen ohnehin Alaba und Ribéry generell besser in die Mannschaft. Sie sind beide technisch versiert, spielen gerne viele Pässe und Kombinationen auf engem Raum und dank ihrer Athletik sind sie auch für das Pressing hervorragend geeignet. Ein positiver Effekt des hohen Ballbesitzes ist natürlich, dass die beiden jetzt noch offensiver spielen können und gleichzeitig mehr Möglichkeiten haben ihre Fähigkeiten zu zeigen. Sie gehen außerdem bewusst in enge Räume, werden im Kombinationsspiel stärker unterstützt und können die besten Situationen für ihre Aktionen abwarten, was ihre Effektivität ebenfalls noch weiter steigern sollte.

Den größten konkreten Unterschied für Alaba und Ribéry findet man aber auf der Interpretation der Außenverteidigerpositionen unter Guardiola.

Außenverteidiger rücken in den Halbraum

In Ballbesitz hat sich die Rolle der Außenverteidiger verändert. Sie sind keine reinen Breitengeber mehr, die gelegentlich diagonal in die Spitze ziehen, sondern haben – zusätzlich zu den vorherigen Spielzügen – ihr Repertoire noch erweitern dürfen. Da die Bayern den Ball nun länger zirkulieren lassen und auf konstruktiven, geduldigen Spielaufbau setzen, geraten sie gelegentlich in schwierige Situationen. So werden manchmal zum Beispiel die zentralen Mittelfeldspieler mannorientiert gedeckt oder es wird mit einem kompakten 4-4-2 agiert.

Früher wurden solche Formationen oftmals über schwierig zu spielende, aber gut abgesicherte Flügelangriffe, oder über lange Bälle mit aggressivem Gegenpressing geknackt. Manchmal erhielt auch Ribéry eine bestimmte Aufgabe im Aufbauspiel (z.B. sich weit nach hinten fallen lassen oder gar hinter Alaba herauskippen) oder die beiden Sechser kamen sehr tief und wurden von Kroos als drittem Akteur unterstützt. Vielfach konzentrierten sich diese Mechanismen auf Stabilität und auf individuelle Qualität, was unter Guardiola etwas verändert wurde.

Einerseits wird Manuel Neuer stärker eingebunden, er ist immer öfter eine Option im Aufbauspiel für die Innenverteidiger und schlägt nur noch selten lang ab. Andererseits haben eben die Außenverteidiger eine neue Rolle. Sie bewegen sich quer in Richtung der Mitte des Feldes hinein und bieten sich dort für die Innenverteidiger an. Dadurch müssen sich die Achter nicht zwangsweise zurückfallen lassen und/oder können nicht mit simpler Manndeckung aus dem Spiel genommen werden.

Die Außenverteidiger, aktuell Rafinha und Alaba, tauchen dann plötzlich diagonal hinter den Achtern neben Lahm auf oder ersetzen diesen sogar, wenn er sich nach hinten zwischen die Innenverteidiger fallen lässt. Sie erzeugen dadurch Überzahl in der Mitte und können die Ballzirkulation auch in Drucksituationen aufrechterhalten. Die Innenverteidiger müssen dann nicht Neuer in die Bredouille bringen und zurückspielen, sondern können mit einem simplen Pass die erste Pressinglinie überwinden.

Veränderungen kommen David Alaba entgegen

Für Alaba ist dies eine Paraderolle. Eigentlich wurde er ohnehin zum zentralen Mittelfeldspieler ausgebildet, passt aber mit seiner Spielweise und Athletik eher auf den linken defensiven Flügel, wo Weltklassespieler aktuell rar gesät sind. Dank des Einrückens im Aufbauspiel kann er aber seine Fähigkeiten im Zentrum ebenfalls gut einbringen. Dort erhält er mehr Bälle, kann diese verteilen und Angriffe einleiten. Außerdem kann er sich gar zentral an Angriffen beteiligen, weil Rafinha defensiver agiert und ihn – gemeinsam mit Philipp Lahm auf der Sechs – absichern kann. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, wann Alaba in dieser Saison seinen ersten Treffer aus der Mitte erzielen wird.

Ribéry muss sich hier ebenfalls anpassen, was aber für ihn eher vorteilhaft ist. Diese Saison bewegt er sich deutlich extremer zwischen einer sehr breiten Position als alleiniger Breitengeber und seiner üblichen Freirolle, bei der er sich bis zum rechten Flügel  bewegen darf. Durch diese Variabilität ist zwar das Pärchen oftmals gesprengt worden, aber beide können mit mehr Spielern kombinieren und sind vor dem Spiel für die Gegner kaum zu berechnen.

Wer der beiden wird wann wo auftauchen? Diese Frage ist eigentlich nicht mehr zu beantworten. Gegen Bayer Leverkusen in dieser Saison tauschten die beiden mehrmals ihre Rollen. Oft stand Ribéry sehr breit und hoch auf dem linken Flügel, während Alaba sich nach innen bewegte. Dann wurde Alaba vom gegnerischen Rechtsaußen verfolgt, wodurch dieser aber eine Passmöglichkeit für Dante und Lahm auf Ribéry öffnete.

Der Franzose konnte dann aus seiner breiten Position ins Dribbling gehen und sich in 1-gegen-1-Situationen beweisen, Alaba sprintete aus seiner zentralen Position zum Strafraum, öffnete ihm Räume und verhinderte das Aufrücken der gegnerischen Viererkette.

Diese Veränderungen sind also sehr positiv für Alaba und Ribéry zu sehen. Beide können ihre Fähigkeiten besser einbringen, sind sehr frei in der Positionsfindung und können je nach Gegner besser eingesetzt werden. Man darf also gespannt sein, ob sich die beiden auch diese Saison über so viele Titel freuen können. Die Vorzeichen stehen durchaus gut.

René Maric, www.abseits.at

Rene Maric

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