Der 30. Spieltag der deutschen Bundesliga: Der Abstiegskampf weitet sich aus
Deutschland 18.April.2016 Ral 0
Am 30. Spieltag der deutschen Bundesliga stürzt die halbe Liga in den Abstiegskampf. Oben in der Tabelle wird der Kampf um Europa zum Schneckenrennen. Kurz und knackig die Zusammenfassung dieses Spieltags: Was fiel auf? Wer sind die Gewinner und Verlierer?
Willkommen beim Abstiegskampf
Die Lage im Abstiegskampf spitzt sich langsam aber sicher zu. Die Resultate dieses Spieltags stürzen nun auch den VfB Stuttgart und den Hamburger SV in den „Abgrund“. Nach einer katastrophalen Leistung im direkten Duell gegen den FC Augsburg haben die Schwaben nur noch zwei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Nach einer Siegesserie von fünf Spielen am Stück zum Ende der Hin – und zu Beginn der Rückrunde, schrieben manche Experten den VfB sogar schon in die Europa League. Mittlerweile sind die Stuttgarter wieder da gelandet, wo sie sich bereits zu Beginn dieser Saison befanden: im Abstiegskampf.
Der HSV fühlt sich derzeit wohl wie Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Mal wieder befinden sich die Hanseaten in akuter Gefahr die Tretmühle namens „Relegation“ durchschreiten zu müssen. Genau wie Stuttgart schien sich die Mannschaft von Bruno Labbadia bereits aller Abstiegssorgen entledigt zu haben. Nun müssen die Hanseaten aber wieder zittern. Ursache hierfür ist ein Rückfall in alte Muster, der sich durch die letzten Wochen zog: keine Konstanz und phlegmatische Spielgestaltung. Beim 0:3 gegen Dortmund kam zugegebenermaßen auch einiges an Pech hinzu. Zunächst verlor Sven Schipplock frei vor dem Tor die Nerven, dann flog Rene Adler, wohl zu Unrecht, mit Rot vom Platz und zu guter Letzt musste Albin Ekdal verletzt vom Platz. Diese Tatsache allein scheint bereits schlimm genug, leider hatte der HSV zu diesem Zeitpunkt bereits drei Mal gewechselt, sodass die Mannschaft das Spiel mit neun Mann zu Ende bringen musste.
Wolfsburg zerfällt
Das Ausscheiden gegen Real Madrid am letzten Dienstag wurde in Wolfsburg noch mit dem Hinweis zur Kenntnis genommen, jetzt wirklich alles für das Minimalziel Qualifikation für die Europa League zu tun. Was die Niedersachsen jedoch am Samstag gegen Abstiegskandidat Werder Bremen ablieferten, grenzte an Arbeitsverweigerung und kann von den Bremer Konkurrenten mit viel bösem Willen als Wettbewerbsverzerrung ausgelegt werden.
Die Erinnerung an den Auftritt im Hinspiel gegen Real ruft in der VW-Stadt wohl mittlerweile einiges an Verbitterung hervor, zeigte es doch, zu was diese Mannschaft in der Lage ist, wenn sie auch als solche agiert. Gegen Bremen präsentierte sich das Hecking–Team aber wiederholt als lose Ansammlung von im Prinzip talentierten Einzelspielern. Dass Sportchef Klaus Allofs gegen seinen ehemaligen Verein auf die Tribüne geschickt wurde, weil er den vierten Offiziellen etwas zu hart angepackt hatte, könnte man süffisant als den einzig wirklichen Körperkontakt eines VfL-Akteurs in diesem Spiel bezeichnen. So verspielten die Wolfsburger wie es aussieht nun auch die allerletzte Chance auf Europa.
Keiner will nach Europa
Die Auswärtsschwäche von Borussia Mönchengladbach nimmt beängstigende Züge an. Nicht mal beim Schlusslicht und designiertem Absteiger Hannover 96 gelang ein Sieg. Schlimmer noch: die Fohlen verloren gar mit 0:2 und erhielten so einen weiteren Dämpfer im Kampf um die Champions-League-Plätze. Damit stehen die Gladbacher an diesem Spieltag aber nicht alleine da. Auch Schalke 04, Hertha BSC Berlin, Mainz 05 und der VfL Wolfsburg verloren allesamt an diesem Wochenende. Bayer Leverkusen ist damit letztendlich der Nutznießer dieser „Europa–Malaise“ der unmittelbaren Konkurrenz und schob sich auf Platz 3 vor. Bemerkenswert: Bayer 04 gewann bereits das fünfte Spiel in Serie zu null.
Mainz hingegen konnte eine 2:0–Führung gegen Köln nicht halten und verlor am Ende sogar verdient mit 2:3, wohingegen Schalke gegen Bayern am Ende chancenlos war und deutlich mit 0:3 den Kürzeren zog. Gerade die 2. Halbzeit war erneut Wasser für die Mühlen der Breitenreiter–Kritiker. Eine Ablöse am Ende der Saison nach nur einem Jahr Amtszeit, durch den Augsburger Trainer Markus Weinzierl, wird immer wahrscheinlicher – obwohl Ex-Heilsbringer Breitenreiter sein Team im Soll sieht und Torhüter Ralf Fährmann dem Trainer im ZDF–Sportstudio eine „überragende Arbeit“ attestierte. Schalke bleibt eben Schalke.
Gewinner des 30. Spieltages
Nach fünfzig gespielten Minuten gegen Mainz sprach alles dafür, dass sich auch der 1.FC Köln im Abstiegskampf zurückmeldet. Zu diesem Zeitpunkt lagen die „Geißböcke“ bereits mit 0:2 hinten und die bis dato gezeigte Leistung sprach nicht unbedingt für eine liverpoolesque Aufholjagd. Die Stöger–Elf strafte jedoch alle Skeptiker Lügen, drehte das Spiel und hat sich wohl der gröbsten Sorgen entledigt. Auch der FC Augsburg, Hoffenheim und vor allem Darmstadt 98 machten an diesem Spieltag einen gewaltigen Satz in Richtung Klassenerhalt.
Werder Bremen schrieb an diesem Spieltag mal wieder eine Lazarus–Story. Nach dem letzten Spieltag schon totgesagt, erweckte Trainer Skripnik sich und die Seinigen zum x-ten Mal zu neuem Leben und vergrößerte den Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz. Vier Zähler Vorsprung haben die Grün–Weißen nun auf Eintracht Frankfurt und nur noch zwei Punkte Rückstand auf Platz 15. Flüstert da im Hintergrund etwa jemand „Wunder von der Weser“?
Verlierer des 30. Spieltages
Da auf den VfB Stuttgart und den Hamburger SV bereits eingegangen wurde, bleibt noch die Frankfurter Eintracht zu nennen. Am Main gehen scheinbar langsam die Bundesliga–Kronleuchter aus und die Hessen müssen zum jetzigen Stand die Energiesparlampe namens 2. Liga einsetzen. Wieder mal reichte eine gute kämpferische Leistung nicht aus. Beim 0:3 gegen Leverkusen gab es zwar viel Lob vom Gegner, wofür aber leider keine Punkte gutgeschrieben werden. Vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz und es geht noch gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund. Düstere Aussichten!
Mann des Spieltages
Es ist immer wieder erstaunlich, was ein Trainerwechsel auf einmal für Kräfte freisetzen kann. Hannover 96 war mausetot bis Daniel Stendel das Ruder übernahm und der Mannschaft neues Leben einhauchte, mit einem Heimsieg gegen Gladbach als bisherigen Höhepunkt. Einsatz, Laufbereitschaft, Wille: diese Attribute scheint Stendel dem Team zurückgegeben zu haben. Es bleibt die Frage, warum die Mannschaft diese vorher nicht abrufen konnte?
Ral, abseits.at
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