Der Traum von Berlin: Bremen nach Sieg über Bayer im Cup-Halbfinale
Deutschland 11.Februar.2016 David Goigitzer 0
Die Bremer hatten das letzte Bundesligaspiel deutlich gegen Mönchengladbach verloren. Dies starken Mannorientierungen im Pressing, die nicht grifffen, sowie die fehlende Chancenerarbeitung waren ausschlaggebend für die Niederlage. Gegen Bayer Leverkusen hatte man einen nominell stärkeren Gastgeber im DFB-Pokal. Umstellungen gegenüber dem Gladbach-Spiel sollten jedoch den Sieg bringen.
Bayers fehlende Intensität, Bremens Mannorientierungen
Die Leverkusener begannen in ihrem üblichen 4-2-2-2-System, um das Zentrum zu verdichten und den Bremer Spielaufbau früh auf die Flügel zu drängen. Die Bremer Innenverteidiger versuchten sich jedoch sowieso nicht groß im Spielaufbau, die Doppelsechs Vestergaard und Fritz gehört, milde gesagt, ohnehin nicht zu den spielstärksten in der Bundesliga. Aufgrund der spielerischen Defizite der Bremer war ein derart intensives Pressing wie gegen die Bayern gar nicht vonnöten. Oft wurde über Gebre Selassie gespielt, der den Ball entwieder der Linie entlang spielte oder hoch auf den ausweichenden Pizarro bolzte. Durch das bekannt intensive Gegenpressing der Leverkusener war es so auch schwierig den Ball in der gegnerischen Hälfte zu kontrollieren und sich produktiv Chancen zu erarbeiten. Durch die fehlende Intensität im Pressing gegen die Bremer gab es jedoch auch immer wieder Lücken bei den Leverkusenern. Diese wurden zwar selten genutzt, wenn sie jedoch erkannt wurden, wurde durch direktes Spiel meist ein brauchbarer Durchbruch erzielt. Dies war sowieso das Ziel der Bremer: schnelle Durchbrüche über die Flügel und anschließende Hereingaben, die verwertet werden wollen. Die Bremer selbst agierten im Pressing in einem 4-1-4-1 und versuchten den zentrumslastigen Leverkusener Aufbau nicht zur Geltung kommen zu lassen. Dies versuchten sie auch immer wieder mit situativen Manndeckungen.
Bremen im asymmetrischen 4-1-4-1, Grillitsch auf links verfolgt mannorientiert.
Djilobodji rückt mannorientiert auf Kießling heraus.
Bayers Pressing im 4-3-3
Die Leverkusener griffen daraufhin öfters zum hohen Ball, vor allem auf Zielspieler Kießling. Selbst wenn er den Ball nicht fest machen konnte, konnte man durch das starke Gegenpressing trotzdem zu Chancen kommen. Bei diesem taktischen Mittel nützt man die Unordnung des Gegners im offensiven Umschaltmoment, um den Ball wieder zu gewinnen und die entstandenen Lücken zu nutzen. Bellarabi war ein Aktivposten in Halbzeit eins und konnte durch Dribblings, vor allem im rechten Halbraum, immer wieder für Unruhe sorgen. Bellarabi war es auch, der durch seine Positionierung situativ 4-3-3 Staffelungen herstellte. In Führung gingen die Leverkusener nach einem Elfmeter der auf einen schnellen Konter, der durch einen Ballverlust der Bremer begonnen wurde, folgte. Der Bremer Ausgleich hingegen fiel durch eine Standardsituation, als Garcia eine abgefälschte Freistoßflanke ins Tor beförderte. In Minute 42 fiel die erstmalige Bremer Führung ebenfalls durch einen Elfmeter, den Pizarro verwandelte. Wendell holte sich für das Foul davor die rote Karte.
In Halbzeit zwei starteten die Leverkusener mit einer Dreierkette, Ramalho kam für Rechtsverteidiger Hilbert., man formierte sich jetzt in einer 3-4-2 Grundordnung. Bremen rückte nun weiträumfer auf um die verbliebenen Aufbauspieler Leverkusens unter Druck zu setzen. Calhanoglu kippte jedoch immer wieder zur Unterstützung diagonal ab. Das Bremer Mittelfeld isolierte Chicharito und Kießling weiteestgehend von den restlichen Mannschaftsteilen. NachBallgewinnen sollte es dann so schnell wie möglich nach vorne gehen.
Bremer hält das Zentrum dicht und Leverkusener Anpassungen
Die Mannorientierungen bleiben bestehen. Toprak erkennt den Raum und will reinstarten, bekommt jedoch nicht den Ball.
Das Gegenpressing der Bremer war nun etwas intensiver und wurde kollektiv ausgeführt. Es war ein wirksames Mittel um die Konter des Gegners frühzeitig zu stoppen. Wurde der Ball gewonnen nahmen nun mehr Spieler an Läufen in die Spitze teil, um Räume zu öffnen und Anspielstationen in die Tiefe zu bieten. Die bevorzugte Art und Weise des Ballvortrags war oft der hohe Ball über die Abwehr.
Intensiveres Gegenpressing der Bremer, obwohl nicht ganz so kollektiv (Vestergaard z.B. orientiert sich nach hinten)
Nach Ballgewinn wird sofort in die Tiefe gestartet, in Erwartung des hohen Balles (der dann auch kommt).
Chicharito musste ausgewechselt werden, sodass Papadopoulus ins Spiel kam und Ramalho auf die Sechs neben Kramer rückte. Calhanoglu agierte nun als zurückfallende Neuner und spielte immer wieder Diagonalpässe aus dem Zwischenlinienraum auf Bellarabi. Immer wieder kam dieser in die Räume hinter Garcia und schlug gefährliche flache Flanken. Der überforderte Garcia wurde bald ausgewechselt. Bayer war auch in Unterzahl überlegen, konnte jedoch die eigenen Chancen nicht verwerten. Mit einem Mann weniger schwand die Kraft natürlich, in der 82. Minute fingen die Leverkusener sich das 1:3 ein: Nach einer Strafraumsituation konnte nicht mehr stabil gegengepresst werden, die hohe Abwehrkette wurde in eine Gleichzahl verwickelt Tah und Toprak gingen volles Risiko im Zweikampf, das sich nicht bezahlt machte. Nach Öztunalis Dribling verwertete schließlich Grillitsch die Hereingabe, wenn auch aus irregulärer Position. Das Tor hätte wegen Abseits nicht zählen dürfen.
Fazit
Bayer hatte zu spät an Intensität zugelegt. Die Bremer hielten das Zentrum dicht, leiteten die Leverkusener Angriffe auf die Flügel, wo man zwar selten den Ball wirklich gewinnen, aber den Gegner gut isolieren konnte.
David Goigitzer, abseits.at
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