Der vierte Spieltag in Deutschland: Bayern und Dortmund schalten in den Dominanz-Modus
Deutschland 22.September.2016 Ral 0
Die beiden Ausnahmeteams der Bundesliga lösen ihre Aufgaben gegen schwierige Gegner souverän, doch noch steht in der Tabelle der 1.FC Köln zwischen den Giganten. Im Tabellenkeller spitzt sich die Lage für Schalke und Hamburg dagegen zu.
Dortmund furios – Wolfsburg ohne Match-Glück
Der Dortmunder Wahnsinn geht auch gegen die bis dato beste Defensive der Bundesliga weiter. Brachialer wie mit einer 5:1-Heimniederlage kann dieser Status wohl nicht seiner Gültigkeit beraubt werden. Gegen eine erneut wie entfesselt aufspielende schwarz-gelbe Offensive war für die Wolfsburger Defensive an diesem Dienstagabend einfach kein Kraut gewachsen. Und was bitte ist Raphael Guerreiro für ein Spieler? Der etatmäßige Linksverteidiger überragt seit dem Spiel gegen Legia Warschau im offensiven Mittelfeld als hätte er die Anforderungen für diese Position mit der Muttermilch aufgesogen. Auch gegen Wolfsburg glänzte der Europameister wieder mit einem Treffer und zwei Assists.
Bei allem Überschwang, den der geneigte BVB-Fan nun überkommen könnte, zeigte die Dortmunder Mannschaft, dass sie zu diesem Zeitpunkt auch noch ein fragiles Gebilde ist: Nach der frühen 2:0-Führung durch eben jenen Guerreiro und Pierre-Emerick Aubameyang, der insgesamt zweimal traf, verloren die Dortmunder die Kontrolle über die Partie und konnten sich bei ihrem Torhüter Roman Bürki bedanken, nicht den Anschluss- oder gar den Ausgleichstreffer gefangen zu haben. Beides wäre mit etwas mehr Abschlussglück auf Seiten der Wolfsburger durchaus drin gewesen.
Letztlich präsentierte sich das Team von Thomas Tuchel aber zu effizient in der Chancenverwertung, um das Spiel nochmals aus der Hand zu geben. Während die Niedersachsen insgesamt 15 Schüsse abgaben und dabei nur ein Tor durch den eingewechselten Daniel Didavi erzielen konnten, reichten den Dortmundern zehn Schüsse für fünf Tore. Mit Tordebütant Ousmane Dembele und dem Polen Lukasz Piszczek trugen sich zudem die Torschützen 12 und 13 (!) der Dortmunder in die Torjägerliste dieser Saison ein.
Leipzig überzeugt erneut
Es war vielleicht kein schönes Spiel zwischen Leipzig und Gladbach, aber ein von beiden Seiten sehr intensiv geführtes. Nach dem RB dank eines groben Abwehrschnitzers der Fohlen früh durch Timo Werner in Führung ging, zeigten sich die Sachsen wie gegen Dortmund extrem kompakt und aggressiv in den Zweikämpfen. Offensiv tat sich die Gladbacher Angriffsreihe, diesmal ohne den verletzten Raffael, sehr schwer ins Spiel zu finden. Das gelang in der Mitte der ersten Hälfte besser, während die Partie in der zweiten Halbzeit zusehends verflachte. Passquoten von 64 Prozent (Leipzig) und 74 Prozent (Gladbach) sprechen eine deutliche Sprache. Am Ende gaben sich aber beide Mannschaften nicht mit dem Remis zufrieden, gingen nochmals hohes Risiko. Das Team von Andre Schubert belohnte sich dann durch das 1:1 durch Fabian Johnson, der in der ersten Halbzeit nach einem spektakulären Volleyschuss nur die Latte traf, kurz vor Schluss.
Gladbach holte damit den ersten Auswärtspunkt, während Leipzig weiterhin ungeschlagen bleibt. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit von Hasenhüttels Team, ihr Spiel optimal an den Gegner anzupassen: gegen einen Kontrahenten vom Kaliber des HSVs können die Roten Bullen eine unheimliche Offensivwucht entfalten, während sie im Duell mit Spitzenmannschaften wie Dortmund oder eben aktuell Gladbach in den “Ekel-Modus“ schalten und sehr schwer zu bespielen sind. Mit dieser Variabilität dürfte Leipzig nicht nur mit dem Abstieg nichts zu tun haben, vielmehr ist ein einstelliger Tabellenplatz absolut drinnen. Fragt sich, ob dieses Endresultat, trotz aller zur Schau gestellten Bescheidenheit, von den Verantwortlichen wirklich als Erfolg gewertet werden würde.
Schalke steckt tief im Schlamassel – Köln nun auf Platz 2
Was ist nur aus der Euphorie der Pre-Saisonphase beim FC Schalke geworden? Dank vier Niederlagen in Folge zum Bundesligastart ist die ganze Aufbruchsstimmung unter dem neuen Duo Markus Weinzierl und Christian Heidel komplett verpufft. Obwohl die Knappen durch Klaas-Jan Huntelaar ihr erstes Saisontor erzielten und 1:0 in Führung gingen, stand am Ende doch die 1:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln. Die sind weiterhin beängstigend effizient: fünf Torschüsse reichten erneut für drei Tore – besser geht’s fast nicht. Schalke hat auch weiterhin Probleme ein strukturiertes Angriffspiel auf den Platz zu bringen. Dazu gesellen sich individuelle Fehler und einfach auch fehlendes Matchglück. Die große Frage ist: Wie lange hält die Ruhe auf Schalke? Wie lange dauert es, bis das neue Führungsduo zum ersten Mal von der Presse in Frage gestellt wird?
Die Kölner hingegen stehen mit zehn Punkten auf Rang zwei hinter Tabellenführer Bayern München. In der Domstadt müssen die Verantwortlichen die genau andere Seite der medialen Berichterstattung fürchten, neigt der Kölner Boulevard doch dazu, den „Effzeh“ bei der kleinsten Erfolgsserie in die Champions League zu schreiben. Aber selbst wenn sie das täten, an dem stets unaufgeregten Duo Peter Stöger und Jörg Schmadtke wird diese Euphorie abprallen.
Short Notes:
Frankfurt weiterhin ganz oben dabei: Nach einer starken Leistung gegen den FC Bayern letzten Samstag, krachte Ingolstadt mit einer schwachen Leistung und einer 0:2-Niederlage gegen Frankfurt auf den harten Boden mit der Aufschrift Abstiegskampf. Die Eintracht schwimmt, nach dem nur knapp entgangenen Abstieg in der letzten Saison, durch einen Treffer von David Abraham und einem Traumtor, erzielt von Bastian Oczipka, auf der Erfolgswelle.
In Hamburg brennt erneut der Baum: In einem schwachen Bundesligaspiel setzte sich mit dem SC Freiburg die am Ende glücklichere Mannschaft durch. Nach einem Patzer von HSV-Keeper Rene Adler schob Nils Petersen unbedrängt ein. Durch die erneute 0:1-Niederlage ist der einstige Retter Bruno Labbadia schwer angezählt. Wenn man die Aussagen von Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer nach dem Spiel richtig interpretiert, so scheint es nicht mehr lange hin bis die nächste Trainerentlassung vollzogen wird.
Darmstadt erkämpft sich einen Punkt: Riesen-Erleichterung in Südhessen. Nach einem desaströsen Auftritt letzten Samstag gegen Dortmund, rehabilitierten sich die Lilien mit einem Treffer in der Nachspielzeit beim 1:1 gegen Hoffenheim. Aufgrund der tadellos kämpferischen Leistung der 98er gegen vor allem offensiv keineswegs überzeugende Kraichgauer, geht der Punktgewinn letztlich in Ordnung.
Robbery is back: Letztendlich war die bisherige Überraschungsmannschaft Hertha BSC gegen souveräne Bayern absolut chancenlos. Wenn dann auch noch die Alt-Herren-Flügelzange Franck Ribery und Arjen Robben auftrumpft, dann sieht es für die Gegner der Münchner meist ganz finster aus. Der Franzose war neben Thiago Alcantara der überragende Mann auf dem Platz und erzielte das 1:0. Der Spanier sorgte in der zweiten Halbzeit dann für die Entscheidung. Den Schlusspunkt setzte der Niederländer Robben, der sich zum Schrecken aller vermeintlichen Bayernjäger bei seinem Comeback wieder treffsicher präsentierte.
Zahlen und Fakten zu den restlichen Partien
Bayer 04 Leverkusen 0:0 FC Augsburg
Premiere: Beide Teams spielten zum ersten Mal in dieser Saison zu Null.
Erstmals seit Anfang März spielte Leverkusen wieder Unentschieden, damals auch gegen Augsburg.
Augsburg gelang auch im elften Spiel gegen Leverkusen kein Sieg. Immerhin verlor man die letzten vier Spiele gegen Bayer auch nicht.
Leverkusen vergab neun seiner letzten 17 Strafstöße, also mehr als die Hälfte. Nachdem Chicharito am letzten Wochenende einen Elfmeter verschoss, scheiterte Charles Aranguiz gegen Augsburg vom Punkt.
Werder Bremen 1:2 FSV Mainz 05
Zum ersten Mal überhaupt verlor Bremen die ersten vier Saisonspiele.
Mainz gewann unter Martin Schmidt das erste Mal zwei Auswärtsspiele in Folge.
Bremen verlor bereits das zweite Heimspiel diese Saison nach einer 1:0-Führung.
Yunus Malli traf bereits im zweiten Spiel in Folge und gegen Bremen mit seinem einzigen Torschuss.
Izet Hajrovic erzielte sein zweites Bundesligaspiel und sein erstes Heimtor.
Tor des Spieltages
Bastian Oczipka: Nach einer Frankfurter Ecke verlängert der argentinische Verteidiger David Abraham per Kopf, Oczipka lauert bereits an der Strafraumgrenze. Der Außenverteidiger fasst sich ein Herz und drischt den Ball aus 18 Meter per Vollspann ins Tor. Ein Schuss wie ein Strich – Ingolstadts Torhüter Nyland absolut chancenlos, 2:0 für die Eintracht.
Ral, abseits.at
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