Nicht erst die deutliche 0:6-Niederlage gegen Spanien hat gezeigt: Bei der deutschen Nationalmannschaft muss sich schleunigst etwas ändern. Einfache Lösungen gibt es dabei aber... Deutsche Nationalmannschaft: Es ist kurz vor zwölf

Nicht erst die deutliche 0:6-Niederlage gegen Spanien hat gezeigt: Bei der deutschen Nationalmannschaft muss sich schleunigst etwas ändern. Einfache Lösungen gibt es dabei aber nicht.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine deutsche Nationalmannschaft derart unter die Räder kommt; gleich mit 0:6 verlor das Team von Trainer Joachim Löw unter der Woche gegen Spanien. Fast zwangsläufig herrschte eine Art Untergangstimmung in der Presse vor. Denn diese Niederlage war vielleicht in ihrer Deutlichkeit ein singuläres Ereignis; im Endeffekt kann man das Spiel gegen Spanien auch als Höhepunkt einer Negativentwicklung betrachten.

Bei näherem Blick hat diese bereits seit der Europameisterschaft 2016 eingesetzt. Das Aus in der Vorrunde bei der Weltmeisterschaft zwei Jahre später war aber nicht abzusehen und sicher keine zwangsläufige Entwicklung. Denn so schlecht war die Nationalmannschaft insgesamt betrachtet in den letzten Jahren dann nun auch wieder nicht.

Und auch aktuell spiegelt ein 0:6 gegen Spanien sicher nicht die eigentliche Leistungsstärke der Nationalmannschaft wieder. Dennoch ist es, wie man so schön sagt, kurz vor zwölf. Das große Problem: Eine echte spielerische Entwicklung hat in den letzten Jahren nicht stattgefunden. Und in Sachen individueller Klasse sind andere Nationen mittlerweile vorbei gezogen.

Letzteres ist zu einem großen Teil wohl darauf zurückzuführen, dass es in der Talentausbildung in Deutschland zuletzt haperte. Eine andere Ursache: Der Weltmeisterkader von 2014 war die Kulmination von echten Ausnahmetalenten, die eben nun mal nicht in jeder Generation vorhanden sind.

Bei der mangelnden spielerischen Weiterentwicklung hingegen sind wir bei einem Thema, dass einer der beliebtesten Streitpunkte in Fußball-Deutschland in den letzten Jahren darstellt: Ist Joachim Löw noch der richtige Trainer für die Nationalmannschaft?

Nach dem Desaster in Russland 2018 war es sicherlich die richtige Entscheidung, Löw weiterarbeiten zu lassen. Aktuell könnte man zu dem Schluss kommen, dass nach einer über 14-jährigen Amtszeit vielleicht doch die Zeit für einen Neustart gekommen ist. Eine Trennung von Löw ist jedenfalls noch nicht ganz vom Tisch.

Dieser ist letztendlich für die Entwicklung der Marke Nationalmannschaft und deren Image verantwortlich. Und das ist so schlecht wie schon lange nicht mehr. Zumindest lassen die schwachen TV-Einschaltquoten diesen Schluss zu. Vielen scheint die deutsche Nationalmannschaft mittlerweile einfach egal zu sein, den Autor dieses Textes mit eingeschlossen.

Es ist aber kein Automatismus, dass mit einer Entlassung von Löw und Bierhoff alles wieder besser werden würde. Das wäre ein Rückschluss, der in etwa so falsch wäre, wie der, dass mit einer Wiederberufung von Thomas Müller oder Mats Hummels die Rückkehr in die absolute Weltspitze einhergeht.

Die Probleme der Nationalmannschaft sind vielschichtig, die Lösungen eben auch. Nur eines scheint sicher: So weitergehen kann es nicht.

Ral, abseits.at