Deutscher Supercup: Elferfluch und neuer Neuer verhindern schwarzgelbe Turnhallen-Party
Deutschland 27.Juli.2011 Alexander Semeliker 0
Die königsblaue Pokalvitrine hat am vergangenen Wochenende Zuwachs bekommen. Zu den sieben Meistertiteln (lang, lang ist‘s her), fünf Pokalsiegen sowie jeweils einem UEFA-Cup und Ligapokal-Triumph, gesellte sich am späten Samstagabend der seit letztem Jahr wieder ausgetragene DFL-Supercup dazu. In der heimischen Veltins-Arena – vormals Arena AufSchalke und unter Dortmunder Fans aufgrund des verschließbaren Daches auch als Turnhalle bekannt – trug der amtierende Pokalsieger gegen den großen Rivalen nach torlosen 90 Minuten mit 4:3 im Elfern den Sieg davon.
„Ich bin nicht unzufrieden. Dass nicht alles perfekt sein kann, haben wir vorher gewusst. Trotzdem glaube ich, haben wir ein tolles Fußballspiel gesehen.“ Kurz, sachlich und vor allem wahr waren die Worte des Dortmunder Meistertrainers nach dem Spiel. Dominant war seine Mannschaft aufgetreten, machte aber zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Konnte die Abwehrreihe rund um Neo-Kapitän Benedikt Höwedes noch überwunden werden, so stellte sich Rückkehrer Ralf Fährmann zwischen den Schalker Pfosten als unüberwindbare Hürde dar.
JUGEND FORSCHT
Der Ex- Frankfurter, der im Kasten der Eintracht schon am letzten Spieltag der vergangenen Saison die Dortmunder narrte, war allerdings nicht der einzige Neuzugang in der königsblauen Startelf. Rechtsverteidiger Marco Höger kam von Zweitligist Alemannia Aachen und bekam den Vorzug gegenüber dem Japaner Uchida. Die linke Außenverteidiger-Position wurde erwartungsgemäß von ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs bekleidet. Der Pittener wurde vom 1. FSV Mainz 05 geholt um die Baustelle links hinten in der Abwehr dauerhaft zu schließen. Ebenfalls von den Rheinhessen kehrte Schalkes neue Nummer zehn, Lewis Holtby, nach abgelaufenem Leihvertrag nach Gelsenkirchen zurück. Der 176cm kleine Jungnationalspieler wurde auf der für ihn ungewohnten Position im zentralen Mittelfeld aufgeboten. Ein nicht zu übersehendes Detail: Ralf Rangnick schickte eine sehr junge Truppe – Altersschnitt 22,8 Jahre – aufs Feld, die vor allem von Altstar Raúl geführt werden soll.
PERSONELL GEBEUTELTE GÄSTE
Nur um ein Jahr älter waren die schwarzgelben Jungs, bei denen es verletzungsbedingte Umstellungen gab. Felipe Santana rückte für Neven Subotic (Gehirnerschütterung) in die Innenverteidigung neben Mats Hummels. Für den trainingsrückständigen Bender stand Kapitän Kehl, der überraschend offensiv agierte, ebenso erwartungsgemäß in der Startaufstellung wie Neuzugang Löwe für den an der Hüfte verletzten Schmelzer als Linksverteidiger. Der „Luchs“ feierte genauso wie Vier-Millionen-Mann Gündogan sein Pflichtspieldebüt. Als Nebenmann von Kehl sollte dieser die Fäden im Mittelfeld ziehen und von hinten heraus die Bälle an die Filigrantechniker Kagawa und Götze sowie Malocher Großkreutz verteilen. Im Sturm begann der Pole Lewandowski für den bei der Copa América weilenden Barrios.
DORTMUNDER VOLLGASVERANSTALTUNG I
Die Dortmunder fanden zu Beginn besser ins Spiel und hatten, wie so oft in der Meistersaison, die Oberhand im Mittelfeld. So kam es bereits in der sechsten Minute zur ersten hochklassigen Torchance. Kehl setzte einen, flach aufs kurze Fünfereck angetragenen Eckball von Gündogan an die Stange. Angetrieben vom Ex-Nürnberger war es vor allem die rechte Seite der Dortmunder von der Gefahr ausging. Neben Supertalent Götze setzte Rechtsverteidiger Piszczek immer wieder zu Flankenläufen auf die Verteidigungsseite Fuchs an. Doch der 41-fache Teamspieler hielt seine Seite mit einigen wenigen Ausnahmen das gesamte Spiel über dicht und setzte seinerseits auch den ein oder anderen Nadelstich in Richtung BVB. Hier ein typisches Szenario bei Schalker Ballbesitz:
Nachdem Piszczek Draxler den Ball wegspitzelt, wird von Götze, Gündogan und Kagawa sofort Druck auf den ballführenden Holtby ausgeübt.
ANFÜHRER HÖWEDES
Nach überstandener Anfangsoffensive zeigte sich Schalke vor allem nach Standards gefährlich. Scheiterte in Minute zehn der in weiter Folge mit Turban spielende Höwedes nach Fuchs-Freistoß mit einem Kopfball noch relativ klar, setzte er eine solchen nach einer Viertelstunde nur haarscharf übers Tor:
Der Schalker Abwehrchef deutet einen Laufweg Richtung kurzem Pfosten an, wendet auf Höhe des Elfmeterpunktes und schleicht sich so zwischen Bewacher Hummels und Santana.
FÄHRMANN UNTER BESCHUSS
Nachdem das Spiel kurzzeitig verflachte konterte der Ballspielverein einen Schuss Draxlers (21.) mit einem Großkreutz-Kopfball, der wieder über Fuchs linke Seite von Piszczek eingeleitet wurde (23.). Die Schwarzgelben kamen wieder auf, Baumjohann ließ nach einer Kehl-Großkreutz-Kombination den mutig aufspielenden Löwe laufen. Die Hereingabe vom Schmelzer-Vertreter fiel allerdings in die Kategorie „nicht Fisch, nicht Fleisch“, sodass sie für den anstürmenden Kagawa nicht zu erreichen war und auch am Tor vorbeiging. Kurz vor der Halben-Stunde-Marke trat dann des Neuers Erbe zum ersten Mal in Erscheinung. Ein zu kurz geratener Klärungsversuch von Papadopoulos fällt Gündogan an der Strafraumgrenze genau vor die Füße. Den zu zentralen Schuss des Deutsch-Türken kann die Schalker Lebensversicherung an diesem Abend abwehren. Kurz vor der Pause bekam das 61.673 Zuschauer große Auditorium die größte Möglichkeit zu sehen. Gündogan passt perfekt zwischen Schalkes Innenverteidiger-Duo in den Lauf von Lewandowski, der das Laberl mit dem Außenrist auf den blauen Kasten jagt. Ein psychologisch wichtiger Zeitpunkt für ein Führungstor, wie es Tag ein Tag aus zu lesen ist, wäre es gewesen. Aber der Ralf war ja auch noch da, sodass die 22 Paar Beine torlos das Spielfeld gen Kabine verließen.
DORTMUNDER VOLLGASVERANSTALTUNG II
Aus dieser die Hausherren leicht verändert kamen. José Manuel Jurado nahm anstelle Draxlers die zweite Hälfte vom linken offensiven Mittelfeld aus in Angriff. Am Spielgeschehen änderte das allerdings nichts. Der zweite Spielabschnitt war noch keine zwei Minuten alt, da bediente Götze den startenden Lewandowksi ähnlich genial wie zuvor Gündogan. Der Ball segelte jedoch wie ein Strich sowohl an Fährmann als auch am Gehäuse vorbei. Spätestens nach einer Stunde fühlte sich ein Großteil der Fußball-Fans an das einseitige Rückrunden-Derby letzte Saison erinnert. Jurado vertändelt am Dortmunder Sechzehner den Ball, Klopps Mannen erzielen im schnellen Gegenstoß ein Überzahlspiel. Dieses wird allerdings leichtfertig vergeben:
Anstatt das Spielgerät an Lewandowski im Rückraum zu übergeben, will Kagawa an drei Gegenspieler vorbei Piszczek am zweiten Pfosten anspielen. Den Querpass kann Höwedes abfangen, der resultierende Eckball bringt nichts ein, eine weitere vergebene Großchance. Zu der sich nur drei Minuten später eine nächste hinzugesellt:
Fuchs erwartet vom querlaufenden Kagawa einen Torschuss, will ihm diesen Weg zustellen und orientiert sich in die Mitte. Etwas, das in dieser Situation allerdings nicht notwendig ist, da Höwedes das gleiche macht. Mit all seiner Raffinesse täuscht Dortmunds Japaner den Schuss nur an und legt stattdessen quer zu Götze, der aufgrund Fuchs Fehlstellung viel Platz und Zeit hat. Diesen Vorteil hätte der Jungnationalspieler nützen müssen. Doch einmal mehr ging Schalkes Torwart als Sieger hervor.
„AUS DER KALTEN HOSE“
In der 74. Minute wäre diese Nachlässigkeiten beinahe bestraft worden. Und auch hier lassen sich Parallelen zur abgelaufenen Saison ziehen:
Nach einem raschen Einwurf von Höger und schneller Kombination zwischen Holtby, Baumjohann und dem eingewechseltem Moravek kommt zweitgenannter an der Outlinie zum Flanken. In der Mitte kann der an diesem Abend blasse Raúl, in dieser Situation zu halbherzig attackiert von Santana, den Ball auf Moravek, der nach Doppelpass mit dem Flankengeber in die Mitte gesprintet ist, ablegen. Das tschechische Spielmachertalent, das sich vom unkonzentrierten Gündogan lösen konnte, scheiterte aber an Weidenfeller. Wie schon im Frühjahr rettete der Routinier nach zig beschäftigungslosen Minuten mit einer tollen Fußabwehr die Null. Jürgen Klopp später in einem Interview: „Roman hatte in den 90 Minuten fast nichts zu tun und zeigt dann so eine Parade aus der kalten Hose.“ Es war im Übrigen genau jener Jan Moravek, der im Feber dieses Jahres mit einem grandiosen Weitschusstor der Borussia zwei Punkte abluchste.
„FEINDBILD“ GROSSKREUTZ
Wohlwissend wie es um die Elfmeter-Künste seiner Spieler bestellt ist, drängt Jürgen Klopp auf eine Entscheidung in der regulären Spielzeit, wechselt Bender, Perisic und Leitner für Kehl, Götze und Löwe ein. Leitner ging auf Götzes Position Rechtsaußen, Bender übernahm Kehls Part im zentralen Mittelfeld und Perisic sollte auf der linken Seite, unterstützt von Großkreutz, für mehr Schwung sorgen. Der verwarnte Dortmunder Jung rückte in die Viererkette zurück, wo er weiterhin Baumjohann bearbeitete und Sympathie-Minuspunkte beim Schalker Anhang sammelte. Alle Versuche – Leitners Weitschuss in der Nachspielzeit war der letzte – ein Elfmeterschießen abzuwenden scheiterten jedoch. Der Ausgang ist bekannt, vor allem der exzessive Jubel der blauen Anhängerschaft nach Großkreutz verschossenem Elfer wird in Erinnerung bleiben.
axl, abseits.at
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Alexander Semeliker
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