Deutschlands Trainer-Karussell in voller Fahrt: Die Ein- und Aussteiger
Deutschland 10.Mai.2016 Ral 1
Die Spekulationen in der Bundesliga schießen natürlich gerade zum Ende der Saison ins Kraut. Die Fragen „Wer kommt und wer geht?“ werden nicht nur auf dem Spieler- sondern auch auf dem Trainermarkt heiß diskutiert. Bei all den Geschichten und Gerüchten kann man schon mal den Überblick verlieren, wer mit wem gerade „flirtet“. Hier ein Überblick.
Andre Schubert vermutete am Samstag, dass Trainerkollege Markus Weinzierl über ein ziemlich schnelles Vehikel verfügen müsse, wenn er nächste Saison gleichzeitig auf Schalke und in Gladbach trainieren wolle. Augsburgs Weinzierl ist derzeit definitiv das heißeste Eisen auf dem Trainermarkt. Die ironisch gemeinte Aussage könnte für Schubert vielleicht bald zu bitterem Ernst werden, wird in der Szene doch gemunkelt, dass Gladbachs Sportdirektor einen Narren an Weinzierl gefressen haben soll. Bereits nach dem Rücktritt von Lucien Favre zu Beginn der Saison, galt der Augsburger als Eberls favorisierte Nachfolgelösung. Doch zum einen wollte Weinzierl zu diesem Zeitpunkt nicht den Verein wechseln, und zum anderen startete Interimslösung Schubert gerade eine beachtliche Siegesserie. Gerüchtehalber war diese auch der einzige Grund für die Weiterbeschäftigung, da Eberl nie zu hundert Prozent von seinem ehemaligen Jugendtrainer überzeugt gewesen sein soll. Gladbach hat nach dem Katastrophenstart unter Schubert jedoch eine sehr erfolgreiche Saison gespielt, was es dem Sportdirektor nun ungleich schwerer machen würde, Fans und Mannschaft einen Trainerwechsel zu vermitteln.
Überhaupt geht Augsburgs Sportdirektor Stefan Reuter wiederum von einem Verbleib des Erfolgscoachs in Oberschwaben aus, aufgrund der Tatsache, dass dieser noch über einen drei Jahre gültigen Vertrag verfügt. Die Aussagen Reuters entsprechen aber eher dem branchenüblichen Duktus, wohlwissend, dass Weinzierl nach vier Jahren Augsburg eine neue Herausforderung sucht.
Auch auf Schalke, wo die Vereinsführung mit der Arbeit des aktuellen Trainers Andre Breitenreiter nicht zufrieden zu sein scheint, gilt Weinzierl als heißester Kandidat für den Trainerposten in der neuen Saison. Zudem sind auch Villareals Marcelino und der ehemalige Gladbach Lucien Favre als mögliche neue Übungsleiter im Gespräch. Ein Verbleib Breitenreiters scheint hingegen, gerade nach den zuletzt gezeigten Vorstellungen, äußerst unwahrscheinlich.
Weinzierl selbst möchte sich zeitnah zu seiner Zukunft äußern. Als gesichert gilt jedoch die Tatsache, dass Augsburg für einen Wechsel seines Coaches eine stattliche Ablöse einstreichen würde, welche die bisherige Rekordablösesumme für einen Trainer in der Bundesliga übertreffen könnte.
Diese liegt derzeit bei den drei Millionen, die Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig für Ralph Hasenhüttl an Ingolstadt hinlegen muss. Der Österreicher führte die Oberbayern innerhalb von drei Jahren vom letzten Platz der 2. Liga zum souveränen Klassenerhalt in der Ersten. Hasenhüttl sieht seine Aufgabe somit als erfüllt und schließt sich dem Leipziger Retortenclub, und dessen enormer finanzieller Möglichkeiten, an. Entsprechend emotional gestaltete sich die Verabschiedung im Heimspiel gegen die Bayern, wobei auch einige Pfiffe zu hören waren.
Einen Nachfolger haben die Ingolstädter in Person von Markus Kauczinksi bereits gefunden. Nach dem letztjährigen dramatischen Scheitern in der Relegation mit dem Karlsruher SC gegen den Hamburger SV, überwarf sich Kauczinski mit der Vereinsführung und gab schon zu Saisonbeginn sein Ausscheiden nach dem Ende der aktuellen Spielzeit bekannt. Den KSC führte er nach schwachem Start wieder auf einen einstelligen Tabellenplatz, was nach den vielen Abgängen so nicht unbedingt zu erwarten war. Das Karlsruher Urgestein gilt als unaufgeregter Vertreter seiner Zunft, der das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten herauszukitzeln vermag.
Ein Trainer, dem dies in den letzten Jahren besonders gut gelang, ist Darmstadts Dirk Schuster. Falls Markus Weinzierl wie erwartet den FC Augsburg verlassen sollte, gilt Schuster als Wunschkandidat bei den Fuggerstädtern. Der „Wundermann“ selbst äußerte sich eher kryptisch zu seiner Zukunft: „Im Fußballgeschäft kannst du eine Trainertätigkeit schlecht planen. Es kann in beide Richtungen schnell gehen. Lasst uns die Situation genießen, wie sie ist.“
Am Trainer festhalten möchte, zumindest für das letzte Saisonspiel, der VfB Stuttgart. Trotz des eher unglücklichen Agierens, des zwar bemühten, aber in der Bundesliga überfordert wirkenden Jürgen Kramny. Falls der VfB absteigen sollte, wonach es derzeit aussieht, wird man im Schwabenland wohl auf den Reset-Knopf drücken.
Das Unterfangen sofortiger Wiederaufstieg darf Daniel Stendel mit Hannover 96 angehen. Nach dem der vorherige Jugendtrainer eine mehr als anständige Verabschiedung aus der 1. Liga zu Wege brachte und viele hoffnungsvolle Talente einband, konnte er sich gegen den hochgehandelten Mirko Slomka durchsetzen.
Ral, abseits.at
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