DFB-Pokal: Stuttgart scheitert an Bayern – kein Geburtstagsgeschenk für Labbadia
Deutschland 10.Februar.2012 Alexander Semeliker 0
Noch nie konnte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia gegen den FC Bayern München gewinnen. Sportdirektor Fredi Bobic fuhr mit seinen Mannschaften in 23 Spielen gegen den Rekordmeister ebenfalls noch keinen Sieg ein. Doch auch nach dem DFB-Pokal-Viertelfinale müssen die beiden auf ein Erfolgserlebnis warten. Am Mittwoch setzte es gegen die Bayern eine 0:2-Heimniederlage.
„Ich bin sehr zufrieden“, resümierte FCB-Coach Jupp Heynckes, „meine Mannschaft hat das Spiel beherrscht und gezeigt, dass sie in der Lage ist, klasse Fußball zu spielen.“ Keine Zweifel ließen seine Akteure aufkommen und gingen nach einer halben Stunde durch Ribery verdient in Führung, das zweite Tor erzielte Gomez. „In der Halbzeitpause haben wir versucht, die Mannschaft aufzubauen und daran appelliert, dass es ein Pokalspiel ist. Nach 33 Sekunden war das aber schon wieder erledigt“, spielte Labbadia nach dem Spiel auf das vorentscheidende 0:2 kurz nach dem Seitenwechsel an.
ÖFB-Legionäre auf der Bank
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An seinem 46. Geburtstag setzte der Ex-Profi auf die exakt selbe Formation wie am Wochenende beim 2:2 in Leverkusen. Das heißt für ÖFB-Angreifer Martin Harnik führte der Weg aus der Kabine zunächst auf die Ersatzbank. Neben ihm nahm dort auch U21-Teamspieler Raphael Holzhauser, der sich mit starken Leistungen in der Vorbereitung in den erweiterten Profikader gekämpft hat, Platz.
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Ebenfalls einen Sitzplatz in der Mercedes-Benz-Arena hatte zu Spielbeginn David Alaba. Österreichs Fußballer des Jahres wurde aber, nachdem sich Schweinsteiger in der Frühphase der Begegnung einen Außenbandriss zuzog, in der 17. Minute eingewechselt. Dies war ein deutliches Zeichen des Vertrauens seines Trainers, war doch auch Superdribbler Arjen Robben eine Alternative. Der Niederländer musste nach seinen bisher biederen Leistungen in der Rückrunde die gesamte Spielzeit über vom Spielfeldrand zusehen.
Müller am Flügel, Kroos auf der Zehn
Statt ihm beackerte Thomas Müller den rechten Flügel. Dort fühlt sich der 25-fache deutsche Teamspieler sichtlich wohler als im Zentrum, wo er in den letzten Spielen aufgeboten wurde. Mangelte es ihm dort an konstruktiven Aktionen, Torchancen und Vorbereitungen, blühte der 22-Jährige an der Seitenlinie wieder auf. Energisch marschierte Müller bis zur Grundlinie durch um in den Rückraum der Abwehr zu passen und stieß mit enormem Zug auch in die Spitze vor. Eine weitere Konsequenz des Herausnehmens von Robben war, dass Toni Kroos vom defensiven Mittelfeld vor auf die zentrale Position der offensiven Dreierreihe beordert wurde. Wie auch Müller profitierte Bayerns Nummer 39 von der Umstellung. Hinter Solostürmer Gomez konnte sich der 22-Jährige mit seinen erstklassigen gestalterischen Fähigkeiten entfalten, verteilte die Bälle um ein Vielfaches besser als Müller in den vorangegangenen Spielen und sorgte auch selbst für viel Torgefahr. So scheiterte er mit Distanzschüssen nach 20 Minuten zwei Mal nur knapp an der Führung.
Positionsrochaden und Überladen der rechten Seite
Noch auffälliger als Kroos war allerdings Franck Ribery. Der quirlige Franzose brach oft gegen mehrere Gegenspieler durch und war der Aktivposten in Bayerns Offensivspiel. Was besonders auffiel war, dass der Tempodribbler nicht stur auf Linie klebte, sondern sich auch oft in die Mitte orientierte oder sogar mit Müller den rechten Flügel doppelt besetzte. Dies führte dazu, dass die linke Abwehrseite der Stuttgarter überladen wurde und von dort viele gefährliche Aktionen ausgingen. So wurden zum Beispiel elf von 16 Flanken von der rechten Seite geschlagen. Die folgende Szene aus der 25. Minute ist ein Paradebeispiel für die Rechtslastigkeit.
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Von der linken Flanke zog Ribery nach innen und lief, nachdem er den Ball abgespielt hat, weiter seinem Pendant Müller entgegen. Mit diesem spielte er einen schnellen Doppelpass und schickte mit einem gut getimten Pass Kroos in die Tiefe. Dessen Rückpass in den Rückraum konnte Gomez allerdings nicht nutzen. Wie auch seine Offensivkollegen zeigte sich der Torjäger stark verbessert. Anstatt starr im Sturmzentrum zu verharren erweiterte der Ex-Stuttgarter seinen Aktionsradius und wich auch auf die Seiten aus.
VfB verschob, Bayern presste
Neben der verbesserten Bayern-Offensive fiel beim Ballbesitz der Münchner aber vor allem eines auf: der VfB bestritt kaum Zweikämpfe. Zwar verschob man kompakt und war bei Spielverlagerungen der Heynckes-Elf schnell wieder in Position, doch der Ballführende wurde kaum unter Druck gesetzt, womit die auch Balleroberungen Mangelware blieben. Hier eine Beispielszene:
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Im Mittelfeld haben die Schwaben zwar die Räume gut zugestellt, allerdings übt man kaum Druck gegen den Ball aus. Ibisevic steht zu weit weg von Kroos um diesen bei der Ballannahme zu behindern, desweitern müsste Cacau weiter einrücken um die Defensive bei einem Rückpass bedrängen zu können. Charakteristisch für dieses körperlose Verhalten sind die beiden Gegentore. Sowohl Ribery als auch Gomez erfuhren bei den jeweiligen Treffern keine Gegenwehr durch die VfB-Abwehrspieler.
Ganz anders legten die Gäste ihr Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz aus. War es in der Anfangsphase noch Schweinsteiger, der weit vorne attackierte, rückte später Kroos beim Pressing häufig als zweite Spitze neben Gomez vor und provozierte so Ballverluste. Selbst nachdem die Bayern früh in der zweiten Halbzeit für klare Verhältnisse sorgten schalteten sie in der Folge nicht in den Energiesparmodus, sondern pressten weiter hoch.
Keine Struktur in Stuttgarts Offensive
Neben den Defiziten in der Defensive offenbarte der VfB auch im Angriffs- und Aufbauspiel herbe Schwächen. Zwar lag das Hauptaugenmerk klar auf dem Verteidigen der Münchner Offensivmaschinerie, schnelle Gegenzüge über die Spitzen und Freistöße in aussichtsreicher Position sollten allerdings für empfindliche Nadelstiche sorgen. Das gelang jedoch überhaupt nicht. Oft wurde das Leder planlos nach vorne geschlagen, die anschließenden Kopfballduelle im Zentrum gewann man nicht. Kaum eine flüssige Kombination lief durch die Reihen der Hausherren. Wenn die Bayern trotz guter Defensivleistung Lücken zeigten, fehlte im letzten Angriffsdrittel die Genauigkeit und Zielstrebigkeit. Stuttgarts Angreifer lauerten oft an der Abseitsgrenze, die Offensivreihe hatte somit kaum einen Winkel, wodurch der Abstand zu den zentralen Mittelfeldspielern, Kvist und Gentner, maximiert wurde. So waren es ausschließlich Einzelaktionen, hauptsächlich durch den aufgerückten Molinaro, die Neuer & Co. in Bedrängnis brachte. Der Schlussmann verbrachte einen gemütlichen Abend im Tor des Rekordmeisters – nur drei Torschüsse gaben die Stuttgarter ab – und fing sämtliche Flanken ab.
Die Rolle David Alabas und die restlichen Legionäre
Wie bereits eingangs erwähnt, wurde ÖFB-Legionär Alaba nach etwas mehr als einer Viertelstunde eingewechselt. Der Wiener übernahm die Rolle von Antreiber Schweinsteiger eins zu eins und interpretierte sich gleich wie der DFB-Leistungsträger. Viele Aktionen liefen über Youngster, der viel Sicherheit ausstrahlte und die Bälle klug verteilte. Als offensiver Spieler der Doppelsechs konnte er sich vorrangig auf den Spielaufbau konzentrieren, während ihm der Brasilianer Luiz Gustavo den Rücken freihielt. Doch Alaba zog nicht nur aus der Tiefe heraus die Fäden, sondern fand sich oft neben Spielmacher Kroos wieder. Weniger in Szene setzen konnte sich Martin Harnik. Obwohl er seinem Team am letzten Wochenende mit einem späten Tor einen Punkt rettete, war der 24-Jährige nur erster Einwechselspieler. Knapp vor 60-Minuten-Marke kam Harnik für den blassen Okazaki, konnte jedoch keine Akzente setzen. Raphael Holzhauser wurde erst in der Schlussphase eingewechselt, als die Partie bereits entschieden war und nur noch müde dem Ende entgegen plätscherte.
Fazit
Der Aufstieg des FC Bayern, der in allen Belangen höchstüberlegen war, geht ausnahmslos in Ordnung. Die Spieler des Rekordmeisters zeigten sich stark verbessert, die Offensivachse harmonierte und mit intensivem Pressing hielt man das Geschehen weit vom eigenen Tor entfernt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass der Sieg lediglich gegen die zweitschlechteste Rückrundenmannschaft gelang. Selbst diese zeigte, nach Überspielen der ersten Pressingreihe, dass sich dahinter Lücken öffneten. Dass der VfB daraus kein Kapital schlugen konnte, zeigt wie verunsichert die Truppe von Bruno Labbadia derzeit agiert. „Ich hätte mir einen Auftritt von meiner Mannschaft gewünscht, der ein Stück mehr Mut gezeigt hätte“, war das Geburtstagskind geknickt. Sportdirektor Bobic fand deutlichere Worte. „Das, was wir heute abgeliefert haben, war eine absolute Frechheit, da war null Leidenschaft da“, kritisierte er die Einstellung der Spieler, „das war eine absolute Enttäuschung vor heimischem Publikum.“
axl, abseits.at
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