Die größten Comebacks der Fußballgeschichte (6) – Drama pur an der Castroper Straße
Deutschland 16.Januar.2014 Stefan Karger 1
In dieser neuen Artikelserie wollen wir euch die größten Comebacks der Fußballgeschichte vorstellen. Welche Mannschaften gaben komfortable Führungen aus der Hand, welche Teams schafften das Unmögliche und egalisierten mit großem Kampfgeist einen Rückstand? An einige Aufholjagden werdet ihr euch gut erinnern können, andere wiederum sind weniger bekannt. Sofern vorhanden, liefern wir euch zudem das passende Video zum jeweiligen Spiel, damit ihr die Comebacks noch einmal miterleben könnt.
VfL Bochum – FC Bayern München 5:6 (3:0)
Wir machen einen Sprung zurück in die Saison 1976/77, wo am sechsten Spieltag der deutschen Bundesliga der VfL Bochum den FC Bayern München empfing. 17.000 Zuschauer pilgerten ins Stadion an der Castroper Straße, doch sie wollten nicht nur dem prominenten Gegner auf die Beine sehen, sondern auch die Eröffnung der neuen Südtribüne miterleben. Die Bayern traten mit zahlreichen prominenten Namen an, denn in der Startaufstellung standen mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck, Uli Hoeneß und Gerd Müller gleich fünf Spieler, die Deutschland bei der Weltmeisterschaft zwei Jahre zuvor zum Titel führten.
Die Voraussetzungen vor der Partie
Der FC Bayern München feierte zwischen 1972 und 1976 zahlreiche Erfolge und dominierte sowohl den deutschen, als auch den europäischen Fußball. Zwischen 1972 und 1974 gewann der Klub dreimal in Folge den Meistertitel und zwischen 1974 und 1976 dreimal den Europapokal der Landesmeister. Dennoch befand sich der Verein in der Saison 1976/77 ein wenig am absteigenden Ast, oder zumindest in einer Phase des Umbruchs. Zwischen 1975 und 1977 dominierte Borussia Mönchengladbach das Geschehen in der deutschen Bundesliga. So wie die Bayern gewannen auch die Fohlen dreimal in Folge die deutsche Meisterschaft, während der FC Bayern München nur die Plätze 7, 12 und 4 belegte.
Der VfL Bochum mischte seit 1971 in der höchsten Spielklasse mit und sollte sich 22 Jahre lang in der ersten deutschen Bundesliga halten, bevor aus den Unabsteigbaren eine Fahrstuhlmannschaft wurde, die mehrmals zwischen den beiden höchsten Spielklassen pendelte. Dabei spielte der VfL mehrmals gegen den Abstieg und erreichte zwischen 1971 und 1993 nie eine bessere Platzierung als den achten Platz. Auch in der Saison 1976/77 war jedem Bochum-Fan klar, dass in dieser Spielzeit wieder ein harter Abstiegskampf bevorstehen würde, allerdings war die Euphorie aufgrund der Eröffnung der Südtribüne deutlich spürbar, was sich auch auf die Mannschaft zu übertragen schien.
Der Spielverlauf
Der VfL Bochum feuerte in den ersten 45 Minuten ein Offensivfeuerwerk ab und dominierte vollständig die erste Halbzeit. Die Zuschauer auf den Rängen konnten ihren Augen kaum trauen, denn ihr Verein kombinierte nach Belieben und ließ den favorisierten Gegner ganz schlecht aussehen. Diese Dominanz schlug sich auch in drei Toren nieder, für die sich Harry Elbracht (24., 43.) und Josef Kaczor (38.) verantwortlich zeichneten. Dieser komfortable Vorsprung wurde durch Stürmer Hans-Joachim Pochstein acht Minuten nach der Halbzeitpause weiter ausgebaut. Nach 53 Minuten führte die Heimmannschaft mit 4:0 und die drei wichtigen und unerwarteten Punkte für den Abstiegskampf schienen in trockene Tücher gebracht worden zu sein.
Nur zwei Minuten danach gelang Karl-Heinz Rummenigge der Anschlusstreffer zum 1:4 und sein Kollege Georg Schwarzenbeck verkürzte den Abstand unmittelbar danach um ein weiteres Tor. Die Bochumer schienen durch diese beiden Treffer paralysiert worden zu sein und die Partie nahm nun einen ganz anderen Verlauf. Die Heimmannschaft stellte ihre Offensivbemühungen ein und wollte nur noch den Vorsprung über die 90 Minuten bringen. Doch Gerd Müller, der auch im Finale der Weltmeisterschaft 1974 gegen die Niederlande den entscheidenden Treffer erzielte, stellte auch in Bochum seine Torgefährlichkeit unter Beweis und erzielte zwischen der 63. und 74. Minute einen Doppelpack. Nur eine Minute später traf Uli Hoeneß, womit das Spiel komplett gedreht wurde. Die Dramatik war damit jedoch noch nicht vorbei, denn Bochum-Stürmer Josef Kaczor erzielte in der 80. Minute das zehnte Tor der Partie, das den Ausgleich markierte. Uli Hoeneß hatte aber das letzte Wort in dieser Partie und traf in der 89. Minute erneut, womit die Bayern diesen spektakulären 5:6-Auswärtssieg einfuhren.
Nach der Partie
Auch wenn der FC Bayern München dieses Spiel schlussendlich doch noch gewann, sehen viele Bochum-Fans diese Partie als ihr Spiel des Jahrhunderts an, über das noch heute viel gesprochen wird. Der damalige VfL-Bochum-Spieler Jupp Tenhagen erzählte später, dass die Spieler nach dem Schlusspfiff fassungslos in der Kabine saßen und kein Wort herausbrachten. Auf den Tribünen sah man das gleiche Bild – die Bochum-Fans waren fassungslos und der Journalist und Buchautor Christoph Biermann erzählte, dass er nach Ende der Partie weinte. Einem anderen Fan erging es leider wesentlich schlimmer, denn die Aufregung war zu viel für diesen Anhänger, der noch auf der Tribüne an den Folgen eines Herzinfarkts starb. Aus sportlicher Sicht hatte dieses Spiel jedoch keine Konsequenzen, denn der VfL Bochum entging knapp dem Abstieg und der FC Bayern München beendete die Saison nur am siebten Rang. Dennoch eine Partie, die insbesondere die Bochum-Fans nie vergessen werden und die ihren Platz in den Fußball-Geschichtsbüchern verdiente.
VfL Bochum: Scholz; Gerland, Franke (11. Ellbracht), Herget, Lameck, Eggert, Miß, Tenhagen, Trimhold, Pochstein, Kaczor. Trainer: Höher.
FC Bayern München: Maier; Horsmann, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Andersson, Kapellmann, Torstensson (85. Künkel), Dürnberger, Hoeneß, Müller, Rummenigge. Trainer: Cramer
Zu diesem Spiel ist im Internet leider kein Video vorhanden
Stefan Karger, www.abseits.at
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