Die Lage beim BVB: Nicht alles gelb was glänzt
Deutschland 27.Januar.2023 Ral
Trotz sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen nach der WM-Pause, liegt bei Borussia Dortmund noch einiges im Argen.
Am Ende war es wieder Giovanni Reyna, der Borussia Dortmund drei Punkte bescherte. Wie schon beim 4:3-Erfolg gegen den FC Augsburg, erzielte der 20-jährige US-Amerikaner auch im Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05 am Ende den entscheidenden Treffer. Dieses Mal musste das Team von Trainer Edin Terzic jedoch bis zur dritten Minute der Nachspielzeit auf das erlösende Tor zum 2:1-Endstand warten.
Der BVB hat damit sechs Punkte aus den ersten beiden Partien nach der WM-Pause geholt. Sprich: das Maximum. Nach 17 Spielen stehen die Dortmunder mit nun 31 Zählern auf dem fünften Platz der Tabelle. Punktgleich mit den Frankfurtern, die momentan auf Rang vier stehen, der ja bekanntermaßen zur Qualifikation für die Champions League berechtigt.
Keine schlechte Ausgangsposition – für die Ansprüche der Borussia aber wohl dennoch zu wenig. Es ist bislang eine merkwürdige Saison; wirklich greifen kann man die Mannschaft nicht. Auch die beiden letzten Spiele haben dabei nicht weitergeholfen, die gegen zwei Teams aus der unteren Tabellenhälfte letztlich nur sehr knapp gewonnen wurden.
Bei wohlwollender Betrachtung könnte es heißen, wenigstens haben die Dortmunder diese Spiele gewonnen. In der jüngeren Vergangenheit wurden ja gerade in solchen Partien gerne Punkte liegen gelassen. Gegen den FC Augsburg erzielte der BVB nach dreimaligem – teilweise sofortigen – Ausgleich noch das 4:3; gegen Mainz fiel dann doch noch das Tor zum 2:1. Die Vorlage gab mit Sebastian Haller zudem ein Spieler, der aufgrund einer Krebserkrankung lange ausfiel. Eine wirklich schöne Geschichte.
Dortmund ist ein Team, das mit Widerständen offensichtlich umzugehen weiß. Meist ein Indiz dafür, dass es innerhalb des Kaders „zu stimmen scheint“, um sich hier mal einer Sportphrase zu bedienen. Das alles kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Borussia im Vergleich zur letzten Saison spielerisch, und in Sachen hard facts (Punkte, Tordifferenz etc.), einen Rückschritt gemacht hat.
In der vergangenen Spielzeit lag die Borussia nach 17 Begegnungen mit 34 Punkten und einem Torverhältnis von plus 15 auf dem zweiten Tabellenplatz. Das sind immerhin drei Punkte mehr als zum jetzigen Zeitpunkt – und eine Tordifferenz, die gleich um neun Tore besser ist.
„Wir wissen, dass noch viel Arbeit auf uns wartet“, sagte Trainer Terzic nach dem Spiel gegen Mainz. Etwas, dass er so oder in ähnlicher Form seit Beginn der Saison von sich gibt. Dennoch schneidet Terzic, der das Traineramt seit Anfang dieser Spielzeit bekleidet, im Vergleich zu seinem Vorgänger Marco Rose in so mancher Hinsicht schlechter ab.
Was nicht heißen soll, dass unter Terzic nicht gut gearbeitet wird – schließlich ist der BVB noch in allen drei Wettbewerben mehr oder weniger aussichtsreich im Rennen. Zudem muss der 40-Jährige auf die Dienste von Erling Haaland verzichten – die Tormaschine aus Norwegen wechselte im Sommer zu Manchester City. Damit fehlen im Vergleich zum letzten Jahr wettbewerbsübergreifend mal eben 29 Tore.
Dieses Vakuum konnte bislang nicht auch nur ansatzweise gefüllt werden. Bester Torjäger der Dortmunder in der Bundesliga ist bislang Youssoufa Moukoko – mit gerade einmal sechs Toren. Neuzugänge wie Karim Adeyemi erfüllten die Erwartungen bislang (noch) nicht. Die Rückkehr von Haller stimmt aber hoffnungsvoll, dass sich die Situation in der Offensive verbessern könnte. Einen ähnlich physischen Spieler gab es im Angriff bis dato nämlich keinen.
In der Abwehr kristallisierte sich ebenfalls noch keine Idealformation heraus. Die Neuzugänge Niklas Süle und Nico Schlotterbeck stabilisierten die Defensive bisher jedenfalls nicht. Vielmehr neigten beide im Verlauf der Saison zu einer von ihnen ungewohnten Fehleranfälligkeit. Zur Verteidigung von Süle und Schlotterbeck muss aber gesagt werden, dass durch das Fehlen eines Ankers im defensiven Mittelfeld die Statik im Spiel der Dortmunder generell nicht gut ist. Verlassen kann sich das Team dabei aber auf Gregor Kobel, den besten Goalie im BVB-Tor seit Roman Weidenfeller. Mindestens.
Ein weiterer Lichtblick ist die stetige Weiterentwicklung von Jude Bellingham, der noch einmal einen Sprung bezüglich der eigenen Leistungsfähigkeit gemacht hat. Der junge Engländer ist der mittlerweile überragende Spieler beim BVB – und der Einzige, der seit dem Abgang von Haaland das Prädikat Weltklasse verdient.
Doch Bellingham allein wird die Borussia nicht in die Champions League schießen können. Soll die Qualifikation für die Königsklasse trotz so starker wie zahlreicher Konkurrenz (VfL Wolfsburg, RB Leipzig, Union Berlin, SC Freiburg oder Eintracht Frankfurt) auch dieses Jahr gelingen, braucht es eine Steigerung – sowohl auf dem Platz, als auch auf der Trainerbank. Sollte die Champions League am Ende gar verpasst werden, dann dürfte in Dortmund nicht nur die Position von Terzic hinterfragt werden.
Ral
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