Beinahe musste Keller seine Sachen beim FC Schalke 04 packen, doch der Vorstand gewährte ihm trotz appetitloser Leistungen und Negativresultaten wie beim Pokalaus gegen... Die Mittelfelddreierkette als Lösung der Schalker Probleme?

FC Schalke 04Beinahe musste Keller seine Sachen beim FC Schalke 04 packen, doch der Vorstand gewährte ihm trotz appetitloser Leistungen und Negativresultaten wie beim Pokalaus gegen Hoffenheim eine allerletzte Chance. Im letzten Hinrundenspiel gegen den 1. FC Nürnberg kamen die Knappen mit einem blauen Auge davon, da sie gemessen am Chancenplus des Clubs durchaus hätten verlieren können, wenn nicht sogar müssen. Keller hat einige Baustellen aufzuarbeiten, welche in diesem Artikel genauer untersucht werden.

Die Probleme

Fragt man im Ruhrpott nach den Problemen des Revierklubs, bekommt man verschiedene Antworten: Einige sehen das enorme Verletzungspech als Hauptgrund für die Krise des ambitionierten Champions-League-Achtelfinalisten, andere vermissen „einen Ebbe Sand, der die Dinger mal reinhaut„. Tatsächlich würde sich auch die Legende achselzuckend über mangelnde Vorlagen beschweren:

Der Spielaufbau

Man könnte meinen, der FC Schalke 04 besäße mit Roman Neustädter die Allzweckwaffe im Spielaufbau. Als balancegebender Ballverteiler hat der 25-Jährige vor allem in der Hinrunde der seiner ersten Amtszeit bei den Knappen auf sich aufmerksam gemacht. In dieser Spielzeit fällt er allerdings nicht mehr so auf und wirkt zurzeit überlastet, dennoch ist man vom Spielertyp überzeugt und mit Jan Kirchhoff wurde ein Back-Up ähnlichen Schlags verpflichtet.

Alles in allem muss man konstatieren, dass Schalke durch monotone Flügelüberladungen und die Überstrapazierung der rechten Angriffsseite zu vorhersehbare Angriffe fährt und deswegen leicht zu durchschauen ist. Außerdem sind sie im Pressing zu inkonsequent und nicht gut genug aufeinander abgestimmt. Besonders wenn der Gegner die erste Pressingwelle überwunden hat, kommt die lückenhafte Mittelfeldstaffelung zum Vorschein.

Kaderanalyse

Es scheint so, als hätte S04 vor allem im Mittelfeld ein Problem mit der ungleichen Verteilung in der Zusammenstellung ihres Kaders: während man bis zu 10(!) erwägbare Spieler für die Besetzung des Zentrums hat, sieht das Ganze auf den Außenpositionen anders aus: Wenn man davon ausgeht, dass Max Meyer den Rest der Runde auf der Zehn bestreiten wird, bleiben für die Außen nur Draxler und Farfan als echte Alternativen. Selbstverständlich ist das teilweise der bereits angeschnittenen Verletzungsthematik geschuldet, aber dennoch kann man von einem Ungleichgewicht sprechen, was allerdings nicht immer von Nachteil sein muss.

Eine unkonventionelle Lösung?

Gegen Hannover wurde es bereits in Ansätzen angewandt, allerdings anders ausgeführt: Die Mittelfelddreierkette. Während man in diesem Spiel eher in einer 4-3-3-Formation spielte, könnte man nun den Schritt zu einer gewagteren Aufteilung machen und mit einem 4-3-1-2 das Zentrum komplett überladen. Auf Kosten des intensiven Pressings könnte diese Variante den Schalkern vor allem gegen spielstarke Mannschaften zu Vorteilen verhelfen. Man würde die Mitte mit vier Spielern besetzen und verdichten. Durch die geringen Abstände zwischen den Mittelfeldspielern ist Spielraum für schnelle Kurzpassstafetten gegeben, was besonders im Umschaltmoment und bei der Ausspielung von Kontern hilfreich ist.

Die lange Verletztenliste bleibt im Folgenden unberücksichtigt, da es ausschließlich um die Idee geht.

Die Dreierreihe

Das Zentrum der Dreierreihe sollte dabei von einem geschickten ballverteilenden Akteur wie dem bereits angesprochenen Neustädter oder Kirchhoff besetzt werden. Beide könnten als abkippende Sechser im Spielaufbau im ersten Drittel die Innenverteidiger entlasten und hätten dennoch Bindung zum Zentrum, das mit zwei weiteren Spielern in Ballnähe, den nominellen Achtern besetzt ist.

Für diese Position wären Marco Höger und Leon Goretzka als Verbindungsspieler und Entlastungs- bzw. Ablagestation der Sechs gut geeignet. Zudem könnten sie bei gegnerischem Ballbesitz das Zentrum verengen und die Angriffe auf Außen lenken und so eine Art „Pressingfalle“ aufbauen.

Der Zehner

Als nominellen Zehner könnte man den jungen, aber dennoch außergewöhnlich spielstarken Max Meyer aufstellen, der vor allem durch seine technischen Stärken sowie seiner Entscheidungsfindung glänzt. Selbst in engen Räumen schafft er es, Lücken in der gegnerischen Formation auszumachen und schreckt nicht davor zurück, sie notfalls selbst durch intelligente Bewegungen zu reißen. Daher wäre er besonders im Konterspiel als zentrale Achse des Angriffes gefragt.

Die Sturmspitzen

Als Angreifer scheint Klaas-Jan Huntelaar gesetzt. Doch neben einem nominellen „Torjäger“, der sich die Bälle eher liefern lässt braucht man einen spielintelligenten, flexiblen und gelegentlich zurückfallenden Angreifer, den man mit Kevin-Prince Boateng zur Verfügung hat. Bereits in der Hinrunde hat er einige Male als eine Art falsche Neun agiert und so sich selber und die Mitspieler in Szene gesetzt, jedoch hat ihm bislang die Unterstützung gefehlt, die nun mit einer zweiten nominellen Spitze gegeben ist.

Mögliche Nachteile

Zugegebenermaßen würde man ein enorm hohes Risiko gehen, allein in Anbetracht der Tatsache, dass man Farfan und Draxler als Außenspieler komplett außen vor lässt. Abgesehen davon wären die Außenverteidiger in vielen Situationen auf ihrer Position festgepinnt und müssten ihr Zweikampftiming verbessern, um die Flügelangriffe, zu denen man den Gegner drängt zu kompensieren.

Trotzdem würde man Schwächen geschickt kaschieren und die vermisste Durchschlagskraft wiederfinden, weil man viel mehr Abschlüsse generieren würde, aber gleichzeitig weniger Angriffsfläche bieten bzw. diese klug verlagern.

Shahin Bazani, abseits.at

Shahin Bazani

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