Die neuen ÖFB-Legionäre in der 2.Bundesliga: Trimmel, Gartler und Zulj
Deutschland 12.Juli.2014 Alexander Semeliker 0
Deutschland zählt für österreichische Spieler mittlerweile als erste Option wenn es darum geht, ins Ausland zu wechseln – aus nachvollziehbaren Gründen. Auch in der aktuellen Transferperiode zog es bisher den einen oder anderen Österreicher ins Nachbarland.
Keine andere Nation hatte in der abgelaufenen Saison mehr Legionäre in der 2.Bundesliga als Österreich. Insgesamt standen 14 Spieler bei Vereinen der zweithöchsten deutschen Spielklasse unter Vertrag. In der kommenden Saison werden es Stand heute 17 sein. In diesem Artikel wollen wir einen Blick auf die neuen Legionäre in der 2.Bundesliga werfen. Nachdem wir zuletzt die Transfers von Lukas Hinterseer und Stefan Hierländer, sowie von Alessandro Schöpf und Rubin Okotie ansahen, wollen wir uns nun Christopher Trimmel, Rene Gartler und Robert Zulj widmen.
Christopher Trimmel (27 Jahre, 1. FC Union Berlin, Abwehr)
Bereits im Winter wurde der Transfer von Christopher Trimmel vom SK Rapid Wien zu Union Berlin fixiert. Der 27-Jährige unterschrieb nach sechs grünweißen Jahren bei den Hauptstädtern einen Vertrag bis Sommer 2017. Das Transferfenster verlief für die „Eisernen“ im Allgemeinen recht ruhig und stand im Zeichen der Kaderverjüngung. So musste auch der 33-jährige Marc Pfertzel, der Vorgänger von Trimmel auf der Rechtsverteidigung, gehen.
Sportlich getragen wurde das Team in den letzten Jahren in erster Linie von Kapitän Torsten Mattuschka. Der 33-jährige Publikumsliebling ist seit 2005 an der Alten Försterei engagiert und ist in der Offensive variabel einsetzbar – vereinfacht gesagt: der Steffen Hofmann von Union Berlin. Die Führung in der Abwehr übernimmt der Schweizer Routinier Mario Eggimann.
Mit Norbert Düwel gibt es zudem einen neuen Chef auf der Trainerbank. Der 46-Jährige beerbte Uwe Neuhaus, unter dem sich die Berliner in der zweiten Liga etabliert haben und letzte Saison auch Aufstiegshoffnungen hegen durften. Am Ende konnte man das Leistungsniveau aber nicht halten und fiel letztlich auf Platz neun zurück. Mit dem neuen Trainer kommt für die neue Saison auch eine neue Philosophie.
„Ballbesitz-Fußball ist nicht meine Art von Fußball“, sagt Düwel, der auch der Sportchef der „Eisernen“ ist. In den bisherigen Testspielen setzte er auf eine 3-5-2-Grundordnung und folgt damit dem bei der WM gesehen Trend. Als rechter Flügelverteidiger agierte dabei erwartungsgemäß Trimmel – im Grund genommen die Paraderolle für den Burgenländer. Mit seiner Athletik und Laufstärke sollte er wenige Probleme haben, die Außenbahn in jeder Phase des Spiels auf der entsprechenden Höhe zu besetzen. Aufgrund dessen, dass als Absicherung drei Innenverteidiger fungieren werden, sollten sich auch seine Schwachpunkte im defensiven Stellungsspiel weniger Auswirkungen haben.
Rene Gartler (28 Jahre, SV Sandhausen, Angriff)
Kein österreichischer Spieler traf in der abgelaufenen Bundesligasaison öfter als Rene Gartler, der wie in der Spielzeit davor auf 15 Saisontore kam. Berücksichtigt man dazu noch seine elf Vorlagen war der 28-Jährige während diesem Zeitraum an rund 36% aller Treffer der SV Ried direkt beteiligt. Nach zwei Jahren im Innviertel wechselt der Stürmer nun nach Deutschland zum SV Sandhausen.
Die Entwicklung des SVS in den letzten Jahren ist durchaus kurios. 2012 schaffte man erstmals den Aufstieg in die zweite Bundesliga, belegte aber gleich in der ersten Zweitligasaison einen Abstiegsplatz. Erst der Lizenzentzug für den MSV Duisburg wurde sichergestellt, dass die Sandhäuser auch 2013/2014 in der 2.Bundesliga antreten durften. Die abgelaufene Saison verlief dann relativ unspektakulär. Die meiste Zeit hielt man sich im gesicherten Mittelfeld und belegte am Ende Platz zwölf – angesichts der Voraussetzungen kein schlechtes Ergebnis.
Im Kader des SV Sandhausen stehen neben Gartler mit Marco Knaller und Stefan Kulovits zwei weitere Österreicher. Ansonsten besteht das Teams weitestgehend aus hierzulande eher unbekannten Spielern. Fixpunkte sind beispielsweise Nicky Adler, ein routinierter und laufstarker Offensivspieler, der 2013/2014 mit neun Toren auch bester Torschütze war, oder Timo Achenbach auf der linken Außenbahn, ehemals DFB-Nachwuchsteamspieler. Mit Danny Blum verließ der wohl auffälligsten Spieler der letzten Saison den Verein in Richtung Nürnberg.
Der Transfer zu Sandhausen wird Gartler aufgrund des Skizzierten nicht überall positiv ausgelegt. Die Hoffnungen, die die Verantwortlichen in den Österreicher setzen sind aber klar: er soll die Durchschlagskraft in der Offensive erhöhen. Kein anderes Zweitligateam erzielten in der abgelaufenen Saison nämlich weniger Tore als die Sandhäuser (29). Hinsichtlich der Spielausrichtung muss sich Gartler kaum umstellen. Sandhausen kann sich aufgrund des Standings ohne weiteres auf ein konterorientiertes Spiel konzentrieren – und tut dies auch. Von den Anlagen her passt Gartler also sehr gut ins Profil und ist hinsichtlich Torgefahr und Technik wohl auch der stärkste Stürmer im Kader.
Robert Zulj (22 Jahre, SpVgg Greuther Fürth, Angriff)
Ebenfalls in Ried ins Rampenlicht spielte sich Robert Zulj, der die Oberösterreicher allerdings bereits im letzten Winter verließ und bei Red Bull Salzburg anheuerte. Vom Spielertyp passte der 22-Jährige durchaus gut zum Stil, den die Bullen unter Roger Schmidt zeigten. Zu einem Stammplatz reichte es für Zulj ob der großen Konkurrenz jedoch nicht. So brach der U21-Teamspieler seine Zelte in der Mozartstadt ab und wechselte zur SpVgg Greuther Fürth.
Die Franken zählen zu den Topteams der zweiten Liga und verpassten in der abgelaufenen Saison den direkten Wiederaufstieg erst in den Relegationsspielen gegen den Hamburger SV. Für die kommende Saison rüsteten die Fürther dementsprechend etwas auf. Dem Abgängen von Nikola Djurdjic und Zoltan Stieber, die beide in die Bundesliga wechselten, stehen neben Zulj mit Johannes Wurtz, Kacper Przybylko und Marco Stiepermann vier neue Optionen für den Angriff im Kader. Daneben gibt es in Ilir Azemi einen der torgefährlichsten Stürner der letzten Saison. Die Konkurrenz ist also vor allem in der Breite durchaus groß.
Vom Tempo her erwartet Zulj ein ähnliches Niveau wie in Salzburg, denn das Team von Frank Kramer spielt sehr geradlinig nach vorne und mit viel Dynamik. In Finish der letzten Saison setzte der 42-Jährige auf ein recht klassisches 4-4-2, wobei Djurdjic etwas hängend hinter Azemi zum Zug kam. Für die neue Saison könnte die Grundausrichtung der Fürther noch stärker einem 4-4-1-1 gleichkommen, wobei Zulj für die Rolle als hängende Spitze infrage käme.
Besonders in Ried brillierte Zulj auf dieser Position, vor allem im Umschalt- und Verbindungsspiel. Das ist auch der Punkt, der ihn von seinen Mitbewerbern unterscheidet. Stiepermann ist jemand, der das Offensivspiel vor sich braucht und wohl besser einem 4-2-3-1 aufgehoben, Przybylko eher ein Option für die vorderste Position. Wurtz ist vom Spielertyp durchaus mit Zulj zu vergleichen, jedoch unerfahrener und seine Qualitäten sind wohl nicht so stark ausgeprägt wie jene des ÖFB-Legionärs.
Alexander Semeliker, abseits.at
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