Zwar rollt der Ball im deutschen Profifußball schon seit einem Monat, mit der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal bestritten am vergangenen Wochenende aber auch die... Favoritensterben in der ersten Runde des DFB-Pokals – sechs Bundesligisten ausgeschieden

Zwar rollt der Ball im deutschen Profifußball schon seit einem Monat, mit der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal bestritten am vergangenen Wochenende aber auch die Klubs der ersten Bundesliga ihre ersten Pflichtspiele. Dabei gab es neben gewohnten Schützenfesten auch einige ganz große Überraschungen. Für nicht weniger als sechs Erstligisten war schon in der Eröffnungsrunde des Traditionswettbewerbs Schluss. abseits.at lässt die Blamagen der Top-Vereine Revue passieren.

Immer wieder kommt es in den ersten Runden nationaler Pokalwettbewerbe zum Aufeinandertreffen zwischen kleinen Provinzklubs und Publikumsmagneten aus der Bundesliga. In aller Regel werden diese mit einem standesgemäßen Resultat auch beendet, wie es Borussia Dortmund (3:0 bei Oberneuland), der VfL Wolsburg (5:0 beim FC Schönberg), Hannover 96 (6:1 bei Nöttingen) oder Mainz 05 (4:0 beim SV Roßbach/Verscheid), aber es gibt auch Überraschungen. Allerdings sind diese meist an einer Hand abzuzählen. Heuer muss man die zweite zur Hilfe nehmen, denn insgesamt sechs Erstligisten schieden in der ersten Runde des DFB-Pokals aus. Zwar wird der Negativrekord von 1967, als sieben Top-Vereine ausschieden, nicht verbessert – auch ein Einstellen scheint ob der Tatsache, dass nur mehr Bayern München in Regensburg antreten muss, unrealistisch – einige Erstrundenpartien werden aber noch lange in Erinnerung bleiben.

Berliner AK 07 – TSG 1899 Hoffenheim 4:0

Den ersten und vor allem deutlichsten Bauchfleck zeigte am Samstagnachmittag die TSG Hoffenheim. Aufgerüstet um den Europacup nach Sinsheim zu holen traten die Kraichgauer gespickt mit Stars wie Tim Wiese oder Eren Derdiyok beim Vierligisten Berliner AK 07 an. In der deutschen Bundehauptstadt holten sich das Team von Markus Babbel aber eine 0:4-Klatsche ab. „Der Sieg des Berliner war auch in dieser Höhe absolut verdient. Und das Traurige daran ist, dass sie sich dafür nicht einmal besonders anstrengen mussten“, so der Trainer, der 1994 als Spieler mit Bayern München die Mutter aller Pokalsensationen gegen den TSV Vestenbergsgreuth miterlebte. Torhüter Wiese gehörte trotz der hohen Anzahl an Gegentoren noch zu den besten Spielern seiner Mannschaft. „Es war desolat. Wir müssen uns dafür schämen“, so der 30-Jährige.

Kickers Offenbach – SpVgg Greuther Fürth 2:0

Ebenfalls am Samstag verabschiedete sich Aufsteiger Greuther Fürth aus dem Pokal. Dem Zweitliga-Meister wurde neben der falschen Einstellung auch eine Fehlentscheidung von Schiedsrichter Dingert zum Verhängnis. Als Offenbachs Rathgeber einen Freistoß in die Mauer, oder besser gesagt an den Ellenbogen von Nehrig, hämmerte, entschied der Unparteiische nämlich auch Strafstoß. Nachdem dieser verwertet wurde, fanden die Kleeblätter gegen den wacker kämpfenden Drittligisten nicht aus dem Testspiel-Modus. Der OFC zog im Mittelfeld eine dichte Fünferreihe auf, ließ kaum Chancen zu und machte, nachdem der eingewechselte Baba ausgeschlossen wurde, in der Nachspielzeit den Sack zu. „Viele haben gedacht, dass es locker wird und alles so weitergeht, wie in der vergangenen Saison“, war Stürmer Asamoah bedient. „Aber das war nicht so. Die Kickers haben uns vorgemacht, wie man um jeden Zentimeter kämpft.

Karlsruher SC – Hamburger SV 4:2

Auf den Chaosklub HSV ist auch in der Saison 2012/2013 Verlass. Gegen den Drittligisten KSC schafften es die Hansestädter trotz zweimaliger Führung nicht Sicherheit ins eigene Spiel zu bekommen. „Wir hatten das Spiel eigentlich im Griff. Wir müssen das 3:1 oder 4:1 machen und bringen den Gegner mit einer Standardsituation zurück ins Spiel“, bemängelte Kapitän Westermann. „Dabei hatten wir vor dem Spiel angesprochen, dass das ihre einzige Chance ist.“ Nachdem Beister seine Farben kurz vor Seitenwechsel 2:1 in Führung brachte, ehe Alibaz mit einem sehenswerten Freistoßtor und Stoll per Abstauber nach einem Freistoß des Neo-Hamburgers Calhanoglu. Das 4:2 fünf Minuten vor Abpfiff war nur noch die Krönung einer miserablen Generalprobe für den Bundesligaauftakt. Die Abwehr wirkte unsicher, der Sturm ineffizient – schlechte Voraussetzungen eine Woche vor dem Ligastart.

TSV Havelse – 1. FC Nürnberg 3:2 n.V.

Ein Deja Vu erlebte der TSV Havelse gegen den 1. FC Nürnberg. Schon vor 21 Jahren warf der Viertligist die Franken im Elfmeterschießen raus, heuer gelang die Überraschung bereits in der Verlängerung. Zwar brachte Nachwuchsteamspieler Esswein den „Club“ nach sieben Minuten standesgemäß und früh in Front, Beismann und Posipal drehten die Partie jedoch innerhalb der ersten Stunde. In der Folge kam der FCN nicht in Tritt und die Amateure gaben weiter das Tempo an. Erst ein Tor des eingewechselten Mak in der 80. Minute rette den Bundesligisten in die Verlängerung. Dort erzielte Vucinovic, angetrieben von 3.500 Zuschauern, den umjubelten Siegtreffer. Auch konditionell konnte der TSV während der gesamten Spielzeit mit den Nürnbergern mithalten. „Das ist eine ganz herbe Geschichte. Diesen Rückschlag können wir nicht wiedergutmachen“, so Nürnbergs Balitsch.

Preußen Münster – Werder Bremen 4:2 n.V.

Auch der SV Werder Bremen musste nach der Verlängerung die Segel streichen. Dabei ist der Spielverlauf stark an jenem des HSV-Ausscheidens angelehnt. Wie der Nordrivale gingen auch die Weserkicker gegen Preußen Münster zweimal in Führung, verabsäumten es aber den Sack zuzumachen. Elia erzielte mit einem Traumtor das 1:0, Arnautovic legte Füllkrug das 2:1, nachdem Taylor zwischenzeitlich ausglich. Der US-amerikanische Stürmer war der Matchwinner für den Drittligisten, erzielte auch das 2:2 und das 4:2. „Wenn ich zweimal führe, gebe ich das nicht mehr. Da muss sich jeder mehr wehren“, kritisiert Vorstandschef Allofs die Einstellung der SVW-Profis. „Das ist nicht Pokal – das ist naiv gewesen.“ Trotz neuer Philosophie offenbarte Werder die alten Probleme – Defensivschwäche und Nachlässigkeiten. ÖFB-Verteidiger Prödl sieht dem Bundesliga-Eröffnungsspiel gegen Borussia Dortmund mit Wehmut entgegen: „Mit dieser Leistung wird das am Freitag nichts.

Erzgebirge Aue – Eintracht Frankfurt 3:0

Den Pleiten-Sonntag aus Sicht der Bundesligisten rundete Eintracht Frankfurt ab – 3:0 ging der Aufsteiger bei Erzgebirge Aue unter. Neben Unvermögen haderten die Hessen auch mit einer harten Elfmeterentscheidung von Referee Siebert, als Torhüter Trapp Aue-Stürmer Sylvestr im Strafraum marginal berührte und es als Draufgabe zum Strafstoß auch noch Rot für den Schlussmann gab. Mit einem Mann mehr zog sich der Zweitligist, bei dem Gercaliu 90 Minuten auf der Bank saß, in der Folge zurück und machte die Räume eng. Den Frankfurter gelang es bei brütender Hitze nicht das kompakte Defensivkonstrukt der Gastgeber zu durchbrechen und wurde knallhart ausgekontert. Sylvestr schnürte einen Doppelpack und kürte sich so zum Man of the  Match. „Wenn man hinten so steht, kann man nicht groß was holen“, war Eintracht-Coach Veh enttäuscht.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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