FC Bayern München: Ein Jahrzehnt „Mia san Mia“ (2)
Deutschland 23.August.2020 Ral
Der FC Bayern München hat zwischen 2010 und 2020 ein ganzes Jahrzehnt des europäischen Fußballs mitgeprägt. Nun könnte am Sonntag im Finale der Champions League gegen Paris St. Germain die Krönung folgen. Ein Rückblick auf die Höhen, Tiefen und Entwicklungen der letzten zehn Jahre.
Missverständnis Ancelotti und Retter Heynckes
Nachfolger von Guardiola wurde der Italiener Carlo Ancelotti. Der forderte taktisch weit weniger von seinem Team, als es sein Vorgänger tat. Es war nicht zu übersehen, dass mancher Spieler damit eher weniger einverstanden war. Immerhin reichte es 2017 noch zur deutschen Meisterschaft, in der Champions League war dafür schon im Viertelfinale gegen Real Madrid Schluss.
Es war jedoch zu beobachten, dass bei den Bayern unter Ancelotti spielerisch eine Rückentwicklung stattfand. Auch den Bayern-Bossen blieb diese Tatsache nicht verborgen. Das Fass zum Überlaufen brachte eine deutliche 0:3-Niederlage bei Paris St. Germain in der Gruppenphase der Champions League 2017/18. Der Italiener musste gehen, für ihn holten die Bayern Jupp Heynckes aus dem Ruhestand zurück.
Das Spiel der Mannschaft verbesserte sich daraufhin sichtlich. Heynckes holte die Meisterschaft und zog ins Halbfinale der Champions League ein. Dort scheiterte man jedoch erneut an Real Madrid. Trotz aller Überredungsversuche von Uli Hoeneß, ließ sich Heynckes in seinem Vorhaben nicht umstimmen, nach Ablauf der Saison endgültig in Rente zu gehen.
Der Übergang von Kovac zu Flick
Ab der Saison 2018/19 saß nun Niko Kovac auf der Trainerbank des FC Bayern. Kovac hatte zuvor mit Eintracht Frankfurt die Bayern im Finale des DFB-Pokals besiegt und eine Vergangenheit als Spieler in München. Der Kroate gewann zwar wie alle seine Vorgänger seit 2013 den Meistertitel, doch wurden recht bald Zweifel an seiner Eignung für das Amt als Bayern-Trainer laut.
Neben den sportlichen Aspekten kam hinzu, dass Kovac manch seiner öffentlichen Aussagen nicht immer das nötige Fingerspitzengefühl bewies. Nach dem Ausscheiden im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Liverpool ließ er sich zum Beispiel zu der Äußerung hinreißen, ja gerne wie die Reds spielen zu wollen, das Personal aber nicht dafür geeignet sei. Auch Thomas Müller hatte er nicht nur mit dessen Verbannung aus der Startelf gegen sich aufgebracht, sondern ebenfalls mit geringschätzigen Äußerungen.
Nach einer deutlichen 1:5-Niederlage gegen seinen Ex-Verein Eintracht Frankfurt muss Kovac im Herbst 2019 gehen. Trotz aller Fehler, muss Kovac fairerweise zugestanden werden, dass er eine Mannschaft im Umbruch übernahm. Diesen zu moderieren, gelang ihm jedoch nicht.
Für ihn übernahm Co-Trainer Hans-Dieter „Hansi“ Flick. Er brachte das unter Kovac verschollene Pressing in die Spielweise der Mannschaft zurück und legte somit den Grundstein für die kommenden Erfolge. Flick verhalf Spielern wie eben Müller oder Jerome Boateng, die bei Kovac keine Rolle mehr spielten, zu einer Renaissance und verwandelte die Mannschaft in eine echte Tormaschine (100 Tore in der Bundesliga-Saison). Das nationale Double war folgerichtig.
Seit der durch das Corona-Virus bedingten Pausen, sind die Bayern nicht aufzuhalten: Sie gewannen seitdem alle Pflichtspiele und spielten im gesamten Kalenderjahr 2020 nur einmal Unentschieden (0:0 gegen RB Leipzig Anfang Februar). Mit Spielern wie Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Leon Goretzka oder Alphonso Davis hat sich zudem ein Gerüst für eine neue Bayern-Generation herausgebildet. Sie wird von den erfahrenen Akteuren Robert Lewandowski, David Alaba, Thomas Müller oder Manuel Neuer angeführt.
Heute wartet nun das Champions-League-Finale gegen Paris St. Germain. Gewinnen die Bayern das Spiel, würden sie zum zweiten Mal innerhalb von nur sieben Jahren das Triple gewinnen. Es wäre ein grandioser Schlussakt für ein außergewöhnliches Jahrzehnt.
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