FCN kommt nicht auf Touren, neuerliche Pleite kostet Moniz den Job
Deutschland 27.September.2014 David Kühhas 0
Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalteamakteure, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom rund um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz.
Nürnberg findet nicht in die Spur – Ismaėl schwer angezählt
Bonjour tristesse – so könnte man ein kurzes Fazit nach sieben gespielten Runden aus Nürnberger Sicht wohl zusammenfassen. Zuletzt drei Niederlagen am Stück, fünf Pleiten aus den letzten sechs Duellen, alles in allem eine niederschmetternde Bilanz. Vor allem die Art und Weise wie man gegen den KSC und Aufsteiger Heidenheim unterlag, stimmt nachdenklich. Torhüter Raphael Schäfer musste in den letzten drei Partien acht Mal hinter sich greifen, der „Club“ konnte in diesem Zeitraum keinen einzigen Torerfolg bejubeln. Gegen abgebrühte Badener gab der Bundesligaabsteiger gar nur drei Torschüsse ab, lediglich ein einziger fand auch den Weg auf den Kasten von Orlishausen. Die Aktion der Ultras, die den Akteuren die Würde absprachen ein FCN-Trikot zu tragen, woraufhin diese ihnen die Dressen aushändigten und in die Kabinen verschwanden, sorgte für zusätzliche Diskussionen.
Gegen die Schmidt-Elf verschlief man die Anfangsphase völlig und lag nach gerade einmal neun Minuten bereits mit 0:2 im Hintertreffen. Die Heidenheimer verteidigten in der Folge geschickt, Nürnberg fand erst gegen Ende der ersten Hälfte etwas besser ins Spiel. Eine druckvolle und engagierte Drangperiode zu Beginn des zweiten Spielabschnitts brachte nichts ein, ehe Schäfer Niederlechner zu Fall brachte und Mayer den fälligen Elfer verwertete.
0:3 in Heidenheim – ein echter Nackenschlag für taumelnde Franken. Vor der Saison noch als Aufstiegsfavorit gehandelt, rangiert der FCN zurzeit nur auf Position 16, gleichbedeutend mit dem Relegationsplatz.
Bei der heutigen Vorstandssitzung wurde neben der Personalie Ismael mit Sicherheit auch jene des Sportvorstandes Bader diskutiert. Der von Bader zusammengestellte, nach dem Abstieg runderneuerte Kader findet nicht in die Spur, auch der vermeintliche Befreiungsschlag gegen Union Berlin verpuffte ohne große Wirkung. Das Potenzial nur fallweise anzudeuten, wird zu wenig sein. Der sportliche Leiter stand auch schon in der vorangegangenen Saison immer wieder im Zentrum der Kritik, Ismael ist der bereits fünfte Coach, der sich seit Dezember 2012 in Nürnberg versucht. Das alleine zeigt, dass es zu kurz greifen würde, die Negativserie nur am Trainer festzumachen.
Die „Clubberer“ müssen sich wohl oder übel eingestehen, dass die 2. deutsche Bundesliga ein hartes, umkämpftes und ausgeglichenes Pflaster ist. Nicht jeder Absteiger marschiert in so imposantem Stile gleich wieder zurück ins Oberhaus wie die Berliner Hertha, auch Fortuna Düsseldorf kann davon ein Lied singen. Natürlich ist der Kader der Nürnberger aber nicht mit jenem Luxusaufgebot zu vergleichen, das Jos Luhukay in der Spielzeit 12/13 zur Verfügung hatte.
Dennoch schlummert im Kader von Ismaėl unbestritten das Potenzial, den Aufstieg zu packen. In dieser Spielzeit nochmals in den Aufstiegskampf einzugreifen wird bei acht Punkten Rückstand auf die Spitze und angesichts der momentanen Verfassung alles andere als leicht. Die kommenden Aufgaben haben es mit Kaiserslautern, Bochum, RB Leipzig und Darmstadt so richtig in sich. Andererseits ist die Saison 2014/15 noch jung und ein Nürnberger Lauf nicht ausgeschlossen. Den nächsten Wochen kommt jedenfalls richtungsweisende Bedeutung zu.
Ricardo Moniz und der TSV 1860 München – ein einziges Missverständnis
Die Amtszeit von Moniz bei den Sechzgern dauerte nur sieben Spiele, der frische Wind, den seine Verpflichtung mit sich brachte, war schon früh wieder abgeflaut. Letzten Endes bürdete sich der streitbare Niederländer mit der großspurigen Ankündigung, um die Meisterschaft mitfighten zu wollen, selbst eine zu große, unnötige Last auf. Seine Entscheidung, den Jungprofi Weigl zum Kapitän zu ernennen, der nach dem kuriosen Auftakt in Lautern gemeinsam mit Teamkollegen sogleich für den ersten Aufreger abseits des Platzes sorgte, passt rückblickend betrachtet ins traurige Bild.
Ebenso wie die Tatsache, zuerst den Meistertitel anzustreben, um drei Matches später lautstark Verstärkungen zu fordern. Im Falle des TSV 1860 München lügt die Tabelle nicht, die „Löwen“ stehen mit sechs Punkten aus sieben Spielen vollkommen zu Recht dort, wo sie stehen. Die Münchner sind traditionell ein Zweitligist mit hohen Ansprüchen, denen man Jahr für Jahr konstant hinterher hechelt. Vor allem die mangelnde Konstanz stellt ein großes Problem dar, Berg- und Talfahrten stehen symptomatisch für Spielzeiten der „Sechzger“. Davon zeugen auch die Ränge sieben, sechs und sechs in den letzten Jahren. Den Sprung in die Top 3 verhinderten sowohl immer wieder aufkeimende Unruhe im Umfeld als auch beträchtliche Leistungsschwankungen über eine Saison hinweg.
Angesichts der Auftritte der Münchner, die von „heillos überfordert“ bis zu „bemüht aber weitgehend ungefährlich“ reichen, ist festzuhalten, dass bislang nur, Rubin Okotie und mit Abstrichen Yannick Stark ihr Potential ausschöpften und zu überzeugen wussten. Bisweilen werden Kreativität und Durchschlagskraft im Mittelfeld schmerzlich vermisst, es kommen zu wenige spielerische Impulse. Sowohl Leonardo als auch die beiden spanischen Neuzugänge präsentierten sich bislang nicht von ihrer besten Seite.
Auch bei Moniz‘ letztem Spiel auf der Trainerbank zeigten sich die „Löwen“ handzahm, entwickelten kaum Gefahr und waren für die Sandhausener leicht in Schach zu halten. Die Schwarz-Weißen, stets Herr der Lage, erarbeiteten sich vor allem in Hälfte zwei gute Chancen, Gartler ließ einen echten Sitzer aus.
Wie hart Fußball sein kann, verdeutlichte die Nachspielzeit, als Okoties an sich regelkonformem Tor die Anerkennung verweigert wurde und Wooten im Gegenzug doch noch den verdienten Sandhausener Erfolg sicherstellte. Hätten die „Sechzger“ den schmeichelhaften Sieg errungen, würde Moniz wohl noch auf dem Schleudersitz Platz nehmen. Alles in allem ist die Entscheidung in der Trainerfrage wohl als ein großes Missverständnis zu analysieren, der Holländer scheiterte letztlich mit Ansage.
Nun muss neuerlich Markus von Ahlen als Interimslösung in die Bresche springen. Im Kräftemessen mit Greuther Fürth kann er nur gewinnen.
Neben der sportlichen Trendwende ist dem TSV 1860 auch ein Umdenken in der Führungsetage zu wünschen. Nur ein ruhiges Umfeld und eine realistische Zielsetzung können langfristigen Erfolg gewährleisten. In diesem Bereich ist eine Veränderung zum Positiven ebenso durchaus möglich. Bestes Beispiel hierfür – der 1. FC Köln.
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David Kühhas
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