Gelsenkirchen liegt bei Schalke (1/2) – Die Geschichte von S04
Deutschland 20.Mai.2017 Marie Samstag 2
„Wir stehen schon vor einem halben Leichnam, jetzt müssen wir uns nur noch für einen Arzt entscheiden“, hat ein Schalke-Mitglied ironisch anlässlich einer Jahreshauptversammlung in den 80ern gemeint. Schalke 04 – Stolz von Gelsenkirchen, zweitgrößter deutsche Sportverein nach Mitgliederzahlen, als Westfalia Schalke mit den Vereinsfarben Rot-Gelb 1904 aus der Taufe gehoben, Kreiseldreher und Serienmeister der 30er, Malocherklub mit heimlicher Leidenschaft für Österreicher (Frühwirth, Hasil, Swatosch, Wieser, Jara, Burgstaller (!), Merkel – ok, der war hier nicht ganz so glücklich) – steht vor der Pleite. Der gefundene Arzt ist Klinikbesitzer und heißt Günter Eichberg. Er kommt aus Gütersloh, hat aber einen Opa, der in Gelsenkirchen unter Tage Kohle abbaute. Der millionenschwere Eichberg führt die Schalker als Präsident wieder in die Bundesliga. Der schöne Schein trügt jedoch. Die Fans haben ihre Mannschaft zwischenzeitlich schon aufgegeben: „Wir sind Schalker und ihr nicht!“, rufen sie ihren Spielern nach einer besonders peinlichen Niederlage zu. Schalke steht für eine lange und bewegte Geschichte: Fest verwurzelt im Ruhrgebiet, in den Zechen geschmiedet, lebt der Klub heute noch vom Mythos des Knappenzusammenhaltes und das obwohl man sich längst zu einem Globalplayer entwickelt hat.
Zeche-Zentrum-Zelle
Als Amerika und Europa noch zu einem Kontinent verschmolzen waren, wurde der Grundstein des FC Schalke 04 gelegt. Im Paläozoikum, vor über 300 Millionen Jahre, entstehen dort, wo heute 5,1 Millionen Menschen leben, große Sumpfwälder, die durch den Prozess der Inkohlung schließlich zu Steinkohle werden. Jahrhunderte vergehen bis die „Siedlung in schädelförmiger Gegend“ mit „Scadeleke“ oder „Scedelike“ erstmals einen Namen trägt, der dem heutigen „Schalke“ ähnelt. 1758 wird die Antony-Hütte nördlich von Oberhausen zum Eisenabbau gegründet. Nach 1830 kann man mit der Dampfmaschine auch in tiefere Erdschichten vordringen und so wird im Pott überall gebohrt. Die Hütten wachsen wie Schwammerln aus der Erde. 1840 findet Ludwig von Oven die erste Kohle in Gelsenkirchen und begründet die „Zechenzeit“. Schalke ist wie Bulmke oder Hüllen damals nur ein Vorort der Stadt Gelsenkirchen. Friedrich Grillo, deutscher Unternehmer mit italienischen Wurzeln, gründet mit anderen Industriellen den „Schalker Verein“ – keinen Sportklub, sondern ein Stahlwerk. Im selben Jahr nimmt der erste Hochofen seinen Betrieb auf. Grillos Zeche „Consolidation“ ist die Keimzelle des Mythos Schalke 04. Sie wird zum Zentrum des Dorfes Schalke. 1892 bringen englische Gastarbeiter der Duisburger Kabelwerke den Fußball in den Ruhrpott. Vier Jahre später gründet sich mit „Spiel und Sport Schalke 1896“ der erste Schalker Fußballverein. 1909 verlieren diese das erste „Derby“ gegen den Ballspielverein Dortmund mit 1:6. Heute erinnern nur mehr die Straßennamen an jene vergangenen Zeiten: Die Grillo-Straße kreuzt sich mit der Schalkerstraße, wo im Vereinsheim „Eintracht“ der letzte Meistertitel im Jahre 1958 begossen wurde. Der Schalker Markt ist heute ein Parkplatz. Damals steigt die Einwohneranzahl rasant an: Aus Ostpreußen, Polen und Russland kommen innerhalb von 40 Jahren 25.000 Menschen nach Gelsenkirchen, die trotz harter Werktätigkeit schlecht leben. „Arbeit und Armut sind in Schalke Geschwister.“, weiß Schalke-Legende Ernst Kuzorra. Auch aus diesem Grund soll der Verein zum Mittelpunkt der Region werden: Er sorgt für Abwechslung. Am 28. April 2000 endet Schalkes Zechenzeit: Die letzte Zeche, die Zeche Hugo, schließt in Buer.
Um die Jahrhundertwende vergnügen sich Schalker Jungs beim Fußballspielen und gründen schließlich einen Verein: Rot-Gelb sollen seine Farben sein, denn diese Kombination haben sie bei einem niederländischen Team gesehen. Ein Name ist auch schnell gefunden. Damals ist es üblich einen latinisierten Heimatbezug herzustellen: Borussia, Germania oder Westfalia. Westfalia Schalke, rot-gelb – wird aus der Taufe gehoben. Wilhelm Gieß, ein 14-jähriger Schlosserlehrling ist der erste Vorsitzende. Im Frühling 1905 kauft man sich für 11 Reichsmark den ersten Ball und kickt auf holpriger Wiese vor dem Haus Goor. Im Wirtshaus Heining trifft man sich regelmäßig und verfügt über so viel Zulauf, dass schon ein Jahr nach der offiziellen Gründung eine „Reserve“ für die vielen Kicker hermuss. Versuche in den Westdeutschen Sportverein aufgenommen zu werden, scheitern noch. Trotzdem sagt Willi Gieß dem Klub eine glorreiche Zukunft voraus – behauptet zumindest die Legende. Offiziell wird der Klub 1909 von der Stadt als Verein anerkannt. Heinrich Hilgert, Wiegemeister der Consoldation, ist der erste amtliche Vorsitzende. Schalke wird als Fußballabteilung Mitglied des hiesigen Turnvereins und endlich in den WSV aufgenommen. Wie erfolgreich oder unerfolgreich die ersten Spiele abgeschlossen werden, ist nicht bekannt. Einem Bankier ist es zu verdanken, dass Schalke auch während des Ersten Weltkrieges weiterexistiert: Robert Schuermann kümmert sich um die noch nicht wehrfähigen Kicker. Als er selbst einrücken muss, macht seine Frau Christine weiter. 1917 wird der Spielbetrieb letztendlich doch eingestellt. Im Mai 1919 kommt es zum ersten Nachkriegsspiel und zur offiziellen Vereinigung zum „Turn- und Sportverein Schalke“. Schalke wächst und wächst: Ein Jahr später gibt es fünf Seniorenmannschaften und eine Jugendabteilung. Später kommen auch eine Herren- und Damenhandballsektion dazu. Die Stars der Mannschaft sind die Brüder Hans und Fred Ballmann, zwei gebürtige Dortmunder, die in England als Bergarbeiter britischen Fußball von der Pike auf gelernt haben. Ihr Mitspieler Kühne hat sie in der Kriegsgefangenschaft kennengelernt und nach Gelsenkirchen gelotst. Die Ballmannbrüder (nomen ist omen!) legen mit ihrem „schottischen Flachpass“ den Grundstein für den späteren Schalker Kreisel: Doppelpass, Fallrückzieher, Drop-Kick – das alles bringen sie ihren Kollegen bei. Schalkes Aufstieg verläuft parallel zur großen Wirtschaftskrise: 75% der Stadt sind von Inflation und Arbeitslosigkeit betroffen und so vertreiben sich besonders junge Männer ihre Zeit in den lokalen Fußballvereinen.
Blau und Weiß, wie lieb ich dich…
Der 5. Jänner 1924 ist ein wichtiges Datum in der Geschichte von S04. Die Turnabteilung spaltet sich von der Fußballsektion ab und die Kicker wählen als neuen Namen „Fußballklub Schalke 04 e.v.“ und die Vereinsfarben Blau-Weiß. Die Geschichte dahinter hat wieder mit der Migration im Ruhrpott zu tun: Die Einwanderer aus Ost-Preußen tragen ihre wenigen Habseligkeiten oft gebündelt in gleichfarbiger Bettwäsche und stiften so die neue Farb-Identität der Kicker. Hans König schreibt Text und Musik der dazu passenden Vereinshymne. Der Kohlenhändler Fritz Unkel sorgt als erster Vereinspräsident für professionelle Strukturen. 1925 wird Schalke Kreismeister und soll eigentlich in die Liga des Ruhrgaus aufsteigen, doch der WSV hat schon zwei Jahre zuvor eine zweijährige Aufstiegssperre beschlossen. Gegen die anderen Kreismeister zeigt Schalke seine Überlegenheit: „Kurz und flach wandert der Ball von Mann zu Mann.“. Borussia Dortmund, Preußen 07 Bochum, Bielefeld 06 – alle Nachbarklubs haben keine Chance. Mit von der Partie ist der 20-jährige Ernst Kuzorra, ein torgefährlicher Dribbelkönig, der ursprünglich für Gelsenkirchen 97 kicken wollte. Im nächsten Jahr fällt die Sperre und die Blau-Weißen verpflichten zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Trainer: Heinz Ludewig, Versicherungsdirektor und Fußballpionier. 1927 werden Kuzorra und sein genialer Sturmpartner Szepan mit Schalke 04 Ruhrbezirksmeister: Dribbeln, täuschen, freilaufen – die Gelsenkirchner spielen überragenden Fußball. Erstmals begreifen sich alle als Angreifer, nicht nur der jeweils Ballführende. Mit Gustav „Kucki“ Wieser, Ex-Rapid- und Austria-Spieler, kommt 1927 ein Österreicher ins Ruhrgebiet. Die Wiener Schule ist damals viel erfolgreicher als die Spielweise der deutschen Klubs und Trainer Wieser bringt den Schalkern die Feinheiten des Systems bei. Er legt so den Grundstein für erfolgreiche Jahre. Am 8. August desselben Jahres wird mit dem Bau der Glückauf-Kampfbahn begonnen. Der Verein kommt ins Gerede. Ein Arbeiterverein, der sein Stadion selbstbaut: Wird er sich damit nicht übernehmen? Die Mitglieder erwerben „Bausteine“ im Wert von 1,- bis 10,- Reichsmark und beteiligen sich so an der Errichtung. Die Zeche Consolidation stellt das Bauland zur Verfügung. Ihr Verbindungsmann ist mit Fritz Unkel eine lebende Vereinslegende. Er ist wie schon sein Vater und sein Sohn bei Consolidation beschäftigt. „Papa Unkel“ ist Ansprechpartner für viele Spieler. Unkels weibliches Gegenstück ist die Wirtin des Lokals „Kaiserhalle“ am Schalker Markt, wo die Spieler nun regelmäßig einkehren. Im selben Gebäude richtet der Verein seine Geschäftsstelle ein: Die Wirtin „Mutter Thiemeyer“ kümmert sich um die Kicker, als wären sie ihre eigenen Söhne. Die meisten von ihnen stammen aus dem eingemeindeten Dorf und sind auch oft miteinander verwandt. Bestes Beispiel dafür ist Stürmer Ernst Kuzorra: Eine seiner Schwestern heiratet Kollege Fritz Thelen, eine andere Sturmpartner Fritz Szepan. Verteidiger Karl Ambriss ist wiederum mit Szepans Schwester verheiratet. „Wir kennen uns alle von Jugend an, wir haben zusammen geknickert, wir waren zusammen auf der Schule […]“, erzählt Kuzorra. 1929 wird die blau-weiße Familie erstmals westdeutscher Meister: Punktegleich besiegen sie den Meidericher SV am Essener Uhlenkrug. Für die Deutsche Meisterschaft reicht es aber noch nicht. Fritz Szepan wird als zweiter Schalker in die Nationalmannschaft einberufen.
Offiziell sind alle Spieler Amateure. Kuzorra bestätigt jedoch, dass ab 1927 kein Kicker der Kampfmannschaft mehr körperliche Arbeit verrichtete. Er selbst habe unter Tage meistens geschlafen, die Kumpels boten ihm einen Tauschhandel an: „Wir holen für dich die Kohle raus und du für uns die Meisterschaft!“ Für jeden Einsatz werden die Bergmänner freigestellt. Außerdem zahlt der Verein heimlich Handgelder: 10,- RM pro Tag. Der DFB und der WSV gehen ab 1930 gegen diese Praxis vor. Schalke wird als einziger Klub verurteilt. „Proleten- und Polackenverein“, schimpfen die anderen und haben ihren Sündenbock gefunden, obwohl eigentlich die Süddeutschen Pioniere im Schmieren sind. Die gesamte Erste wird vom Spielbetrieb des WSV ausgeschlossen, acht Funktionäre werden gesperrt. Einer von ihnen, der allseits beliebte Finanzobmann Willi Nier, ertränkt sich aus Kummer im Rhein-Herne-Kanal. Er, der pflichtbewusste Bankbeamte, kann die Schmach nicht ertragen und fürchtet Konsequenzen in seinem Beruf. Seine Trauerfeier wird zur beeindruckenden Solidaritätskundgebung der Schalker. Kuzorra und Szepan unterschreiben bei der Vienna einen Profivertrag, den sie nie erfüllen werden, denn der DFB formuliert seinen Amateurstatus neu und signalisiert Amnestiebestrebungen in Richtung Gelsenkirchen. Tatsächlich wird die Strafe aufgehoben, die Meisterschaftsspiele müssen jedoch von einer neuen Mannschaft ausgetragen werden. Torwart Sobottka coacht diese. Am 1. Juni werden die gesperrten Spieler rehabilitiert. Kuzorra und Szepan haben ihre Verträge mit der Vienna aufgelöst und Schalke startet einen Rückzahlungsplan für die Schulden. Zum ersten Spiel kommen 70.000 Zuschauer auf die Glück-Auf-Kampfbahn. Es ist zu diesem Zeitpunkt das meistbesuchte Fußballspiel Deutschlands: „Berittene Polizei musste den Mannschaften durch die Zuschauerreihen einen Weg bahnen.“ Die Sperre und die Amnestie verstärken Schalkes mythische Geschichte in der strukturschwachen Region und machen sie zum unsterblichen Stehaufmännchen in Blau-Weiß.
Unpolitisch
Schalkes Glanzzeit fällt in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Gelsenkirchen hat mit Emil Kirdorf und Fritz Thyssen zwei Industrielle, die das maßgebliche Großkapital für die braune „Arbeiter“partei bereitstellen. Während des Nazi-Regimes räumen die Blau-Weißen offiziell mit ihrem Image als „Polackenverein“ auf: Sämtliche Spieler hätten masurische und somit altdeutsche Vorfahren. Schwachsinn natürlich. In den elf Jahren der Gaumeisterschaft belegt Schalke elf Mal den ersten Platz im Ruhrgau. Als neuer Trainer wird 1933 der Franke Hans Schmidt verpflichtet, der als rau aber herzlich gilt und maßgeblich zum Erfolg beiträgt. Im Halbfinale machen alle fünf Stürmer ein Tor, im Endspiel wird der damalige Rekordmeister Nürnberg mit 2:1 besiegt. Zum Finale in Berlin reisen viele Schalker sogar mit dem Fahrrad an. Szepan und Kuzorra, der trotz Leistenproblemen aufläuft, sind die Garanten für den Erfolg der Ruhrpottkicker: Nur Sekunden nachdem Kuzorra in der 90. Minute den Ball über die Linie drückt, bricht er wegen Schmerzen in der Leiste ohnmächtig zusammen. Die Schalker sind Meister und Ernst Kuzorra macht sich durch diesen Auftritt unsterblich. Der dribbelstarke Angreife schafft es trotzdem unter Otto Nerz nie in die Nationalmannschaft. Er hat dem gestrengen Herrn einst das Götz-Zitat vor die Füße gespuckt und gilt seitdem als unaufstellbar.
Schalke wird und lässt sich in dieser Zeit vereinnahmen. Der Nationalsozialismus, der sich selbst als Arbeiterbewegung sieht, betrachtet die Schalker Legende als Parallele zur ihrer eigenen Entstehungsgeschichte. „Die Entwicklung von unten herauf, das Leben mit dem Volk und in dem Volke, die zähe Aufbauarbeit durch viele Jahre, das Sich-Nicht-Entmutigen-Lassen durch Niederlagen und Rückschläge, der fanatische Wille zum Sieg, das haben die Schalker mit Adolf Hitler gemeinsam, das verbindet sie ohne viele Worte einfach praktisch mit dem Nationalsozialismus.“ Natürlich vollkommen falsch, aber der Verein wehrt sich nicht gegen seine Darstellung in der Presse, die aus den Gelsenkirchnern einen sympathischen Arbeiterklub, der in Bahnabteilen der 3. Klasse zu Auswärtsspielen reist, macht. Schalkes Historie ist nicht jüdisch geprägt. Obwohl es immer mehr proletarische Juden als reiche Bankiers gab, verfügt der Ruhrpott nur über verhältnismäßig kleine semitische Gemeinden. In der blau-weißen Geschichte finden sich jüdische Mitglieder, wie Rosinen im Apfelstrudel: Es gab einen Dr. Eichengrün, der bis 1933 zweiter Vorsitzender war, oder einen gewissen Nathan, der als Pressesprecher für die Knappen arbeitete. Die koscheren Metzger Sauer und Kahn versorgten die Spieler nach ihren Matches. In wieweit Szepan und Kuzorra ihre lobenden Worte für das Nazi-Regime in den Mund gelegt worden waren, kann nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden. Besonders Fritz Szepan muss damals als blonder Bergmannssohn – trotz slawischem Nachnamen – als Parade-Germane herhalten. Die gleichgeschaltete Presse macht aus ihm einen Hans Albers mit Fußballschuhen, der 1938 das Kaufhaus Julius Rode & Co. arisiert. Sowohl Szepan als auch sein Schwager genossen ihre Popularität und die daraus resultierenden Privilegien. Beide traten auch gemeinsam in die NSDAP ein.
Die Mission „Dritter Meistertitel in Folge“ scheitert 1936 nur knapp. 1937 gelingt das Double im neu geschaffenen Tschammer-Cup, indem die Blau-Weißen bereits zweimal im Endspiel standen. Die Schalker Spielkunst überrascht auch die Berufsspieler von Brentford, die bei einem Gastspiel mit 6:2 paniert werden. Im Meisterschaftsfinale 1939 muss die damals noch in der Wiener Vorstadt beheimatete Admira eine empfindliche 9:0-Niederlage hinnehmen. Kalwitzki, Urban, Tibulski, Szepan und Kuzorra sind die glorreichen Protagonisten des Schalker Kreisels. Im Tor spielt der hiesige Hans Klodt, die Abwehr wird von den Jugendspielern Bornemann und Schweißfurth gesteuert. Mit Tibulski hat man einen Kopfballspezialisten, den Mittelstürmer gibt Kalwitzki, Linksaußen spielt Urban, Rechtsaußen Eppenhof. Selbst als diese Herren im Landser-Dress an einer wirklichen Front kämpfen, wird Schalke noch mit einer Rumpfmannschaft 1940 Meister, Kriegsmeister. In Gelsenkirchen herrscht um 1939 noch gute Laune: Das heimische Fußballteam siegt und der einfache Arbeiter hat in der Rüstungsindustrie genug zu tun. Wieder einmal: Vollbeschäftigung. 1941 verliert Schalke das Meisterschaftsfinale mit 4:3 gegen Rapid Wien. Ein gebürtiger Österreicher ist darüber so verärgert, dass er noch vor dem Schlusspfiff das Stadion verlässt: Adolf Hitler. Der Führer schwört, nie wieder einem Match beizuwohnen. Ja, Hitler ist Schalke-Fan. Schon aufgrund dieser Anekdote ist es beinahe auszuschließen, dass die Aufholjagd der Wiener politisch diktiert wurde. An diesem Tag besiegte der Rapid-Geist den Schalke Mythos. 1942 rächen sich die Blau-Weißen indirekt gegen die Vienna und sind mit einem 2:0-Sieg zum sechsten Mal Deutscher Meister. Dieser Triumph ist im Ruhrpott Balsam für die Seele und Ablenkung vom Alltag. Die Sympathien für die braunen Machthaber sind schon lange geschmolzen. Viele Arbeiter gelten als unabkömmlich und sterben nur deswegen nicht an der Front, muss aber dennoch um Angehörige bangen. Der Alltag im Berg, die verlängerten Arbeitszeiten, die häufigen Bombenangriffe und die rationierten Lebensmittel drücken jedenfalls die Stimmung.
Aus der Meistermannschaft stirbt „Ala“ Urban im Mai 1943 in russischer Kriegsgefangenschaft. Auch der hoffnungsvolle Jugendspieler Bernhard „Natz“ Füller kommt an der Front ums Leben. Die meisten Schalker-Kicker retten sich auf kriegswichtigen Positionen das Leben, so leisten Szepan und Kuzorra am Flughafen Essen-Kray ihren Wehrdienst. Zweieinhalb Monate nach der Befreiung Gelsenkirchens spielen die Schalker mit Genehmigung der britischen Besatzer das erste Nachkriegsmatch. Post-1945 geht es bei den Spielen vorrangig um Nahrungsmittel. S04 schafft es jedoch nicht an die sportlich großen Zeiten anzuknüpfen. Einem möglichen Abstieg der Knappen wird nur durch eine Ligaaufstockung vorgebeugt. Als 1950 das Duo Kuzorra-Szepan in den Ruhestand verabschiedet wird, bricht noch einmal eine gute Zeit an: Nachdem man mehrmals an Meisterschaft- und/oder Pokalsieg geknabbert hat, ist die Schale 1958 zum siebenten Mal im Pott. Edi Frühwirth trainiert ein Team, das nicht mehr vom Kreisel sondern von Kampfkraft geprägt ist. Bernhardt Klodt ist der Letzte von den „Alten“ und holt mit einer blutjungen Mannschaft (Durchschnittsalter: 22,5) den Titel. Die letzte Meisterschaft 1958 läutet die Kohlenkrise ein. Wieder einmal sind die Zeiten schwierig, hinzu kommen Finanzprobleme und die neugegründete Bundesliga. Das blau-weiße Herz schlägt schneller denn je.
Marie Samstag, abseits.at
Marie Samstag
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