Der achte Abstieg aus der Bundesliga ging am 1. FC Nürnberg nicht spurlos vorüber. Die Franken vollzogen im Sommer nämlich einen radikalen Schnitt, tauschten... Im Aufschwung dank eines ÖFB-Legionärs: Das ist die Rolle von Alessandro Schöpf beim 1. FC Nürnberg

1.FC NürnbergDer achte Abstieg aus der Bundesliga ging am 1. FC Nürnberg nicht spurlos vorüber. Die Franken vollzogen im Sommer nämlich einen radikalen Schnitt, tauschten sowohl viele Spieler als auch den Trainer. Unter Valerian Ismael hatten sie einen schweren Start, mittlerweile geht es mit ihnen aber wieder bergauf – auch dank eines Österreichers.

Dass die ersten Spiele aufgrund der neu zusammengestellten Mannschaft keine leichten werden würden, war wohl jedem klar. Die Tatsache, dass sich Nürnberger aber zwischenzeitlich sogar auf einem Abstiegsplatz wiederfanden, sorgte bereits früh für Krisenstimmung im Frankenland. Nach drei ungeschlagenen Spielen Folge scheint sich die Situationen aber vorerst beruhigt zu haben.

Von Anfang an Stammspieler

Einen entscheidenden Teil an diesem Aufschwung trägt mit Alessandro Schöpf ein österreichischer Legionär. Der 20-Jährige kam im Sommer von den Amateuren des FC Bayern und war auf Anhieb ein fester Bestandteil im Gerüst von Ismael, wurde aber zunächst auf einer Position eingesetzt, wo er nicht perfekt zur Geltung kommt. In den ersten drei Spielen agierte er nämlich als Achter in einer 4-4-2-Grundformation – interessanterweise mit drei unterschiedlichen Partnern. Schöpf ist allerdings kein Spieler, der Akzente aus der Tiefe heraus ordnet, sondern vielmehr jemand, der mit seiner Dynamik und technischen Stärken den Zehnerraum bespielt.

Die Probleme auf der Achterposition

Sehen wir uns nun die Probleme, die es auf der Achterposition gab, genauer an. Dafür werfen wir einen Blick auf die entsprechenden Passschemen (jeweils nur die erfolgreichen Pässe) aus den betreffenden Spielen.

Am ersten Spieltag gegen Erzgebirge Aue hatte Schöpf noch die besten Aktionen – wohl auch deshalb, weil es mit Jan Polak den passendsten Nebenspieler gab. Der routinierte Tscheche ist kein klassischer Abräumer, aber dennoch laufstark und kann die erste Phase im Spielaufbau leiten. Dadurch konnte Schöpf höher spielen und auch die eine oder andere Aktion in die Tiefe setzen. Bei der 1:5-Niederlage gegen Greuther Fürth agierte mit Ondrej Petrak ein nomineller Innenverteidiger als Partner auf der Sechs. Schöpf musste viele spielerische Aufgaben über einen großen Raum übernehmen. Damit war er logischerweise überfordert.

Beim Heimspiel gegen den FSV Frankfurt war Schöpf dann enorm präsent, hatte 96 Ballkontakte – kein anderer Spieler hatte mehr. Mit Jürgen Mössmer spielte wieder ein eher destruktiver Spieler neben ihn, was gegen die abwartend agierenden Frankfurter aber weniger ein Problem war. Was vielmehr auffällt ist, dass Schöpf trotz der großen Präsenz kaum die Abwehr mit Steilpässen oder Aktionen im letzten Drittel penetrierte. Der Ball lief hauptsächlich quer, sodass man trotz der nominell durchschlagskräftigen Stürmer Peniel Mlapa und Jakub Sylvestr kein Tor erzielen konnte.

Weniger Präsenz, mehr Zählbares als Zehner

Alle seine sechs Scorerpunkte (je drei Assists und Tore) holte Schöpf, wenn er auf der Zehnerposition spielte. In den letzten drei Spielen war er an allen fünf Toren direkt beteiligt. Auch hier wollen wir die statistischen Daten heranziehen.

Gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte Schöpf wohl seinen besten Auftritt im Club-Dress, bereitete das erste Tor vor und traf anschließend zweimal. Gegen Bochum assierte er Sylvestr und am vergangenen Freitag erzielte er das Siegtor gegen RB Leipzig. Allesamt Teams, die gut in die Saison starteten. Dabei hatte Schöpf im Schnitt nur 39 Ballkontakte, was für einen Zehner ein relativ niedriger Wert ist. Trotz dieser scheinbar schlechten Zahlen und weniger Präsenz, war die Ausbeute höher und Schöpf in das Spiel der Nürnberger auch besser eingebunden.

Schöpf war weniger für die spielerischen Akzente verantwortlich, sondern sorgte mit seinen Bewegungen und Läufen für nötige Gefahr. Aus den Halbräumen startete er immer wieder mit Tempo in Richtung Strafraum, kam zu acht Abschlüssen – nur Sylvestr hatte von seinen Mitspielern in diesem Zeitraum mehr. Der erhöhte Fokus auf das Positionsspiel zeigt sich auch in den läuferischen Daten. Schöpf hatte verglichen mit den ersten drei Spielen nämlich nicht nur mehr Sprints, sondern legte im Schnitt auch eine weitere Distanz zurück: 12,9 km pro Spiel, was für einen Zehner ebenfalls kein besonders typischer Wert ist. Zum Vergleich: auf der Acht waren es 11,7 km.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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