Ingolstadts imposante Serie, Wooten Mann der Stunde, Kaiser und Poulsen on fire
Deutschland 26.September.2014 David Kühhas 0
Neben der heimischen tipico-Bundesliga und der deutschen Eliteliga ist wohl keine Spielklasse für Marcel Koller derart interessant wie die 2. deutsche Bundesliga. Schließlich tummeln sich dort in zahlreichen Klubs (potentielle) Nationalteamakteure, denen es genau auf die Beine zu schauen gilt. Auch in der 41. Saison reißt der Boom rund um die Liga nicht ab, die extrem ausgeprägte Ausgeglichenheit verleiht der 2. deutschen Bundesliga ihren Reiz.
Ingolstadt mischt oben mit
Was Ralph Hasenhüttl in knapp einem Jahr bei den „Schanzern“ bewerkstelligte, verdient höchsten Respekt. Nach dem Katastrophenstart unter Marco Kurz – in neun Spielen setzte es sieben Niederlagen, der FCI holte nur vier Pünktchen – übernahm Hasenhüttl das Zepter. Der Österreicher hatte zuvor seine Qualitäten als Trainer bereits bewiesen, führte er doch den kleinen VfR Aalen sensationell in die 2. Liga und formte den Verein von der Ostalb zu einem Mittelständler. Nach der erfolgreichen Aufstiegssaison trennten sich die Wege, unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der weiteren Ausrichtung des Klubs zwischen Hasenhüttl und den Verantwortlichen verhinderten eine weitere Zusammenarbeit.
Die Chemie zwischen Coach und Trainer stimmte in Ingolstadt von Anfang an, unter dem 47-Jährigen verlor der Audi-Klub lediglich fünf Mal und holte starke weitere 37 Punkte.
Der Schwung konnte ungebremst in die neue Spielzeit mitgenommen werden, der FCI hat als einziges Team der Liga noch eine weiße Weste. Mit drei Siegen und vier Remis ist man mittendrin statt nur dabei im Aufstiegsrennen. Seit saisonübergreifend elf Ligabegegnungen sind die „Schanzer“ nun schon ohne Niederlage. Der Trumpf: Offensiver, aber dennoch kontrollierter und balancierter Fußball. Zudem ist die Verpflichtung von Mathew Leckie als kluger Schachzug anzusehen. Der australische Linksaußen, bisher eine Art Lebensversicherung für Ligakonkurrent FSV Frankfurt, wirbelt in Hasenhüttls 4-3-, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Zwei Tore sowie zwei Vorlagen können sich mehr als sehen lassen. Lukas Hinterseer trägt seit kurzem den Dress der Ingolstädter, ist neben Ramazan Özcan, der konstant starke Leistungen abliefert, der zweite ÖFB-Legionär. Der ehemalige Wacker-Akteur benötigte etwas Anlaufzeit, anfangs fehlte ihm auch ein wenig das nötige Glück. Hasenhüttl schenkt dem Stürmer allerdings das nötige Vertrauen, Hinterseer betreibt großen Aufwand, erarbeitet sich viele Chancen und netzte bis dato zweimal.
Einziges Problem der Schanzer zurzeit: Die Chancenverwertung. Die absolute Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor fehlt, zu viele Chancen werden leichtfertig vergeben. Sowohl im Derby gegen 1860 als auch gegen Erzgebirge Aue kamen die Ingolstädter als klar bessere Mannschaft nicht über ein Remis hinaus, in beiden Spielen konnte man die große Zahl an Tormöglichkeiten nicht zu seinem Vorteil nutzen. Der eingewechselte Hartmann scheiterte gegen Aue, etwas symptomatisch und in Malanda-Manier an sich selbst.
Legen die Hasenhüttl-Schützlinge ihren Ruf als Remiskaiser ab, ist ihnen durchaus zuzutrauen, dass sie bis zum Schluss ganz vorne mitmischen. Punkteteilungen zukünftig zu vermeiden, dürfte allerdings nicht ganz so leicht werden, schon am Ende der vergangenen Saison standen satte elf Unentschieden zu Buche.
Andrew Wooten und seine Serie
Alois Schwartz wird in den letzten Wochen mehr als froh sein, Andrew Wooten seit Juli dieses Jahres in seinem Team zu wissen. Der 24-jährige deutsch-amerikanische Doppelstaatsbürger wechselte vom 1. FC Kaiserslautern zum SV Sandhausen. Der schnelle Offensivallrounder, der von seinem Coach in den letzten Matches als Solospitze aufgeboten wurde, hat momentan einen tollen Lauf. Der Klub von Gartler, Kulovits und Knaller feierte drei knappe, hart umkämpfte 1:0-Triumphe in Serie, jedes Mal avancierte Wooten in der Schlussphase zum umjubelten Matchwinner. Gegen 1860 glückte ihm das game-winning goal gar erst in der Nachspielzeit!
Poulsen und Kaiser bringen RB Leipzig zurück auf die Siegerstraße
Nachdem der Motor der „Roten Bullen“ aus Leipzig zuletzt leicht ins Stocken geriet – gegen kriselnde Unioner bezog die Zorniger-Elf überraschend die erste Saisonniederlage – brachte das Duo Poulsen und Kaiser Leipzig wieder auf Kurs. Dank des überzeugenden 3:1-Sieges über den KSC hat RB nun Rang zwei inne, führt die Liga punktegleich mit der Sensationstruppe aus Darmstadt an.
Kaiser zeigte sich von der zwischenzeitlichen KSC-Führung so gar nicht beeindruckt und hämmerte kurz nach dem Rückstand einen wirklichen Prachtfreistoß in die Maschen. Der 26-Jährige erzielte sein erstes Zweitligator, zugleich markierte er so auch den ersten Leipziger Standard-Treffer dieser Saison.
In Hälfte eins extrem effizient auftretende Gäste – Micanski erzielte mit dem ersten Abschluss prompt die Führung – konnten den Punkt zur Halbzeit nicht bis zum Ende halten, da Kaiser Poulsen zweimal mit einem Zuckerpass genau in die Schnittstelle der Abwehr mustergültig bediente und die Sprintrakete Orlishausen beide Male problemlos umkurvte. Nichtsdestoweniger bitter für die Badener, dass der 20-Jährige bei seinem zweiten Tor von einer klaren Abseitsposition profitierte.
Der dänische Jungspund erzielte bisher fünf Treffer in sechs Partien und schnürte bereits seinen zweiten Doppelpack – erneut bewies Poulsen eindrucksvoll, dass er über hervorragende Stürmerqualitäten verfügt und alles andere als ein durchschnittlicher Zweitligakicker ist. Ganz so wie sein Klub, der mit dieser überzeugenden Leistung einmal mehr klarstellte, alles andere als ein gewöhnlicher Aufsteiger zu sein…
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David Kühhas
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