Jürgen Klinsmann ist nicht mehr Trainer des deutschen Bundesligisten Hertha BSC. Das hat er am Dienstagmorgen auf Facebook bekannt gegeben. Der Verein wusste offensichtlich nichts davon. Schon länger soll es intern zwei konträre Strömungen geben.
So schnell wie er kam, war er auch wieder weg: Jürgen Klinsmann gab am Dienstagmorgen seinen Rücktritt als Trainer vom deutschen Bundesligisten Hertha BSC bekannt. Erst vor zehn Wochen, Ende November hatte er überraschend für den entlassenen Ante Covic übernommen.
Den Verein hatte Klinsmann über seinen Schritt scheinbar nicht in Kenntnis gesetzt. „Wir sind von dieser Entwicklung am Morgen überrascht worden. Insbesondere nach der vertrauensvollen Zusammenarbeit hinsichtlich der Personalentscheidungen in der für Hertha BSC intensiven Wintertransferperiode gab es dafür keinerlei Anzeichen“, äußerte sich Manager Michael Preetz.
Die Berliner gaben im Winter für die Transfers von Lucas Tousart, Krysztof Piatek, Matheus Cunha und Santiago Ascacibar rund 75 Millionen Euro aus; so viel wie kein anderer Verein in Europa. Das passt zu den ambitionierten Plänen des Unternehmers Lars Windhorst, der im Sommer als Investor einstieg.
Windhorst war es auch, der Klinsmann im November in den Aufsichtsrat holte. Dorthin will er nach dem abrupten Ende seiner Trainertätigkeit wieder zurückkehren. Windhorst und Klinsmann wurden in den vergangenen Monaten nicht müde zu betonen, aus Hertha BSC einen europäischen Spitzenklub formen zu wollen.
Die sportliche Realität lautet jedoch Abstiegskampf. Aktuell belegt Hertha mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz den 14. Rang der Tabelle. Dabei zeigte das Team zuletzt vor allem in der Offensive teils unansehnliche Vorstellungen.
Klinsmann versuchte diese Tatsachen gerne einmal wegzulächeln, wirkte in Interviews stets etwas entrückt. Ob er als Trainer im klassischen Sinne bezeichnet werden konnte, stand zudem in Zweifel, wurde die taktische Ausrichtung doch vorwiegend Co-Trainer Alexander Nouri zugeschrieben.
Ein Modell, welches an Klinsmanns Zeit bei der deutschen Nationalmannschaft von 2004-2006 erinnerte, als er sich nach außen als Gesicht des Teams präsentierte, für die Taktik aber Joachim Löw zuständig war.
Nouri ist es dann auch, der zunächst das Amt des Cheftrainers bei Hertha BSC übernehmen soll. Über die Gründe seines Rücktritts sagt Klinsmann, er habe nicht das nötige Vertrauen der handelnden Personen gespürt. „Gerade im Abstiegskampf sind Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente“, schreibt Klinsmann in seinem Facebook-Statement. „Sind die nicht garantiert, kann ich mein Potenzial als Trainer nicht ausschöpfen und kann meiner Verantwortung somit nicht gerecht werden.“
Diese Äußerungen und die Art und Weise des Rücktritts lassen auf interne Probleme schließen. Wie der Tagesspiegel berichtet, soll es innerhalb des Vereins zwei Strömungen geben. Auf der einen Seite würden mit Präsident Werner Gegenbauer und Manager Michael Preetz die „Bewahrer“ stehen; auf der anderen Seite Windhorst und Klinsmann als „Erneuerer“.
Über die zukünftige Ausrichtung des Vereins scheint bei den handelnden Personen keine Klarheit zu herrschen. Auch bei der Beziehung zwischen Hertha BSC und dem neuen Investor zeichnet sich von außen betrachtet eine Entwicklung ab, die einst Johann Wolfgang von Goethe in seinem Zauberlehrling so treffend umschrieb: „Die ich rief die Geister, Werd ich nun nicht los.“
Ral, abseits.at
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