Kommentar zur Unterbrechung der deutschen Bundesliga: Finanzen stehen über dem Gemeinwohl
Deutschland 14.März.2020 Ral
Mit ihrer zögerlichen Politik bei der Bewältigung der Corona-Krise, hat die deutsche Fußball Liga mal wieder bewiesen, wo die Prioritäten im Fußballgeschäft liegen.
Jürgen Klopp wandte sich am Freitagnachmittag im Zuge der Unterbrechung des Spielbetriebs in der Premier League mit einem Statement an die Fans des FC Liverpool. „Wenn es eine Wahl zwischen Fußball der Gesellschaft ist, ist das kein Wettbewerb“, beurteilte er die Lage. Falls die Maßnahmen auch nur einer Person das Leben retten könnten, dann sollten keine Fragen gestellt werden, so Klopp weiter.
Klopp formuliert damit eine Tatsache, die eigentlich nicht in Frage gestellt werden sollte: Wenn es um das Gemeinwohl geht, muss der Fußball und seine wirtschaftlichen Interessen hinten an stehen. Leider haben das in den vergangene Tagen nicht alle so gesehen. Vor allem die deutsche Bundesliga hat sich in diesem Punkt nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Bis zuletzt wollte man daran festhalten, den am Wochenende anstehenden Spieltag durchzuführen – obwohl alle großen Ligen den Wettbewerb für unterbrochen erklärt hatten und in jedem Bereich der Gesellschaft Maßnahmen getroffen wurden, um die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus möglichst einzudämmen.
„Es geht natürlich am Ende des Tages auch im Profifußball um Finanzen. Es steht noch eine hohe Zahlung der TV-Broadcaster aus. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen“, verteidigte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge den Plan der deutschen Fußball Liga, den Spielbetrieb erst nach dem kommenden Spieltag einstellen zu wollen.
Ausgerechnet ein Verantwortlicher des FC Bayern bemüht das Argument Solidarität mit den Kleinen – was um so mehr verwundert, da genau die beim deutschen Branchenprimus in der Vergangenheit nicht gerade an erster Stelle stand. Wie es um die Solidarität mit der Risikogruppe in der Gesellschaft steht, sollte man lieber nicht fragen bzw. zeigt Rummenigge deutlich, wo die Prioritäten im Fußballgeschäft liegen.
Einem Geschäft, das zumindest in Deutschland offensichtlich dem Irrglauben verfallen ist, außerhalb gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zu operieren. Sonst wäre man sicher schon früher davon abgerückt, die Corona-Krise durch Geisterspiele aussitzen zu wollen. Erst als der Druck im Laufe des Freitags immer größer wurde, sah sich auch die Bundesliga gezwungen, die aktuelle Spielzeit zu unterbrechen.
Auch einige Spieler meldeten sich ob der ursprünglichen Strategie kritisch zu Wort. „Das ist verrückt. Hört auf herumzualbern und kommt in der Realität an“, twitterte Bayern-Profi Thiago. Genau schien der deutsche Elite-Fußballbetrieb bis zuletzt vermeiden zu wollen. Damit zeigte man auch, dass zunächst scheinbar ein großer Wille herrschte, zum Wohle der Kranken, Schwachen und Alten ein Opfer zu bringen. Eine traurige Erkenntnis.
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