In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren,... Leistungscheck-Zwischenfazit (3) – Marko Arnautovic

In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Wir wollen die Winterpause nutzen, um ein Zwischenfazit zu ziehen und die Leistungen der einzelnen Legionäre noch einmal im Detail zu analysieren. Gestern stellten wir fest, dass Junuzovic im letzten halben Jahr einen gewaltigen Sprung nach vorne machen konnte, heute richten wir unsere Augen auf seinen Teamkollegen Marko Arnautovic, der ebenfalls auf eine erfolgreiche Hinrunde zurückblicken kann.

Die Zeiten in denen Marko Arnautovic für Skandale sorgte scheinen endgültig vorbei zu sein. Schon bei unserem letzten Saisonfazit stellten wir fest, dass er ruhiger und ausgeglichener wurde, obwohl er damals noch für kuriose Momente sorgte. Anfang März 2012 riss sein Innenband im rechten Knie, nachdem er mit seinem Hund spielte und der mittlerweile nach Wolfsburg abgewanderte Klaus Allofs meinte damals: „Ich bin seit 30 Jahren Hundehalter. Aber mir ist so etwas noch nie passiert. Ich gebe Marko keine Schuld, aber wo etwas passiert, ist er nicht weit.“  In der aktuellen Saison blieb der 23-Jährige von solchen Unglücken verschont, konzentrierte sich nur aufs Fußballspielen und fiel zum Glück nur am Platz auf.

Systemumstellung kam ihm zu Gute

Werder-Trainer Thomas Schaaf schickte im vergangenen Jahr meist ein 4-4-2-System mit einer Mittelfeldraute aufs Spielfeld, wobei die Flügelspieler recht defensiv und zentral agieren mussten. Marko Arnautovic zeigte in den Jahren davor seine besten Leistungen meist als offensiver Flügelspieler, eine Position, die es in der Saison 2011/12 bei den Bremern nicht gab. Im jetzigen System, das als 4-1-4-1- oder 4-3-3-Formation interpretiert werden kann, kann Arnautovic seine Stärken voll ausspielen.

Der österreichische Nationalspieler stand in den bisherigen 17 Spieltagen 16 Mal von Beginn an am Platz und musste nur am 14. Spieltag wegen einer Erkältung passen. Insgesamt neun Mal wechselte Trainer Thomas Schaaf den Österreicher vorzeitig aus, meistens aber erst in den letzten Minuten der Partie. Arnautovic kam so auf 1354 Spielminuten und stand somit sogar 47 Minuten länger am Platz, als Landsmann Zlatko Junuzovic. Der rechte Flügelspieler steuerte zehn Scorerpunkte bei, wobei er jeweils fünf Treffer und fünf Assists erzielte.

Chancenauswertung einziges Manko

Durch seine individuellen Stärken gelang es Marko Arnautovic sich viele hochklassige Chancen herauszuarbeiten, die er aber in den ersten zwölf Meisterschaftsrunden meist ausließ. Bis auf einen Treffer in der achten Runde gegen Borussia Mönchengladbach scheiterte er stets vor dem gegnerischen Tor und die Fans warteten sehnlichst darauf, dass der Knoten endlich platzen würde. Arnautovic verfügt über eine ausgezeichnete Technik, einen hervorragenden Schuss und eine große Portion Genialität, weshalb er eigentlich mit dem Tore schießen keine großen Probleme haben sollte. In den entscheidenden Momenten agierte er jedoch zum Teil überhastet, wobei auch das Pech ein wenig an seinen Schuhen klebte. In der 13.“ frameborder=“0″ allowfullscreen> Runde traf er zunächst gegen den VfL Wolfsburg, eine Runde später explodierte er beim 4:1-Sieg gegen Hoffenheim. Arnautovic zeigte seine beste Saisonleistung, schoss drei Tore und wurde vom kicker zum Spieler des Spieltags gewählt.

Weitere Statistiken

Marko Arnautovic kam insgesamt auf genau 800 Ballkontakte, womit er einen Schnitt von 53,3 Ballberührungen pro 90 Minuten vorweisen kann. Im Vergleich zum letzten Jahr berührte er das Spielgerät somit etwa sechs Mal öfter pro Partie. Pro 90 Minuten spielte er durchschnittlich 33,1 Pässe, von denen 76,1% bei seinen Mitspielern ankamen (vergangenes Jahr 77,5%). Der österreichische Nationalspieler schlug 63 Flanken, von denen 23,8% bei seinen Mitspielern landeten, was ein recht guter Wert ist. Vergangenes Jahr hatte er in dieser Hinsicht eine schwache Bilanz, denn von 17 Versuchen landete nur eine Flanke bei einem Teamkollegen. Er feuerte 46 Schüsse aufs gegnerische Tor ab, was bedeutet, dass etwa jeder neunte Schuss im Tor landete. Seine Zweikampfwerte gingen vergleichsweise zum Vorjahr um zwei Prozent in die Höhe und liegen nun bei 40,3%. Arnautovic arbeitet zumindest an guten Tagen viel nach hinten und setzt seinen Körper dabei geschickt ein. Dennoch ist was die Defensivarbeit angeht noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Pro Partie konnte der Flügelspieler im Schnitt 2,4 Mal per Dribbling einen Gegenspieler in einer 1-gegen-1-Situation überwinden. Martin Harnik, der eine ähnliche Rolle in seiner Mannschaft einnimmt, setzt sich im Schnitt nur 1.1 Mal pro Partie auf dieser Weise durch. Während er 24 Mal einen Gegenspieler foulte, wurde er nur 15 Mal mit unsauberen Mitteln gestoppt. Arnautovic sah im letzten Spiel vor der Winterpause seine fünfte gelbe Karte und wird das erste Meisterschaftsspiel nach der Winterpause nicht bestreiten können.

Nach 16 bewerteten Meisterschaftsspielen liegt sein kicker-Notendurchschnitt bei 3,03, womit er nach Junuzovic und Alaba (beide 3,00) den drittbesten Schnitt aller ÖFB-Legionäre in Deutschland hat. Die Leistungsschwankungen sind ein wenig höher als die von den beiden oben genannten Spielern, denn zwischen einer 5,5 und einer glatten 1 bekam der rechte Flügelspieler fast jedes Zeugnis ausgestellt. Zehn Scorerpunkte in 17 Meisterschaftsspielen können sich durchaus sehen lassen, aber Arnautovic und die Werder-Fans wissen, dass er noch weit mehr Potential hat. Das ist auch anderen Vereinen nicht entgangen, weshalb Marko Arnautovic auf dem Wunschzettel einiger Konkurrenten zu stehen scheint. Zuletzt bemühte sich der VfL Wolfsburg um den Ausnahmespieler.

Fazit

Für Marko Arnautovic lief es im vergangenen halben Jahr sehr gut in Bremen. Während er in der letzten Saison meist der dritte Stürmer hinter Claudio Pizarro und Markus Rosenberg war, darf er nun auf seiner Lieblingsposition am rechten Flügel zaubern und ist aus der Stammmannschaft der Bremer nicht mehr wegzudenken. Während der linke offensive Flügelspieler Eljero Elia mit Formschwierigkeiten kämpfen muss, hat Arnautovic diese längst überwunden. Wenn er vor dem gegnerischen Tor noch eine Spur effektiver wird und ein wenig an Konstanz zulegt, dann kann er die deutsche Liga noch viel stärker als bisher prägen. Der SV Werder Bremen hat mit dem österreichischen Nationalspieler viel Geduld gezeigt und darf nun die Früchte für das in ihn gesetzte Vertrauen ernten. Daran sollte Arnautovic vielleicht auch denken, bevor er ein Vertragsangebot eines Konkurrenten unterzeichnet. Der nächste Schritt sollte aus sportlicher Sicht schon eine deutliche Verbesserung zu Werder Bremen darstellen –  ansonsten empfiehlt es sich bei dem Verein zu bleiben, der den nicht immer einfachen, aber genialen Fußballer auf den richtigen Weg zurückbrachte.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

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