In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Wir wollen die Winterpause nutzen, um ein Zwischenfazit zu ziehen und die Leistungen der einzelnen Legionäre noch einmal im Detail zu analysieren. Wir widmen uns heute ganz Julian Baumgartlinger, der in der Hinrunde der aktuellen Meisterschaft so richtig explodierte und seinem Trainer und den Fans viel Freude bereitete.
Redakteur René Maric analysierte in dem gerade erschienenen Artikel über Julian Baumgartlinger unter anderem seine Stärken, wobei er insbesondere sein Zweikampfverhalten hervorhob, da er in dieser Statistik nun zu den allerbesten in der deutschen Bundesliga gehört. Letzte Saison sah es in dieser Wertung jedoch noch ganz anders aus, denn wenn wir uns das Fazit nach der Spielzeit 2011/12 ansehen, dann erkennen wir, dass er bereits damals fantastische Laufwerte hatte, in Sachen Zweikampfführung jedoch noch an Effektivität vermissen ließ.
Eingewöhnungszeit in der deutschen Bundesliga vorbei
Die meisten österreichischen Fußballfans werden sich an die Stärken des Mittelfeldmotors erinnern, als dieser noch in der österreichischen Bundesliga bei der Wiener Austria tätig war. Baumgartlinger galt als einer der besten Zweikämpfer im Land, der schnell hinter den Ball kam und die Duelle aggressiv und erfolgreich bestritt. In seiner ersten Saison in Mainz ließ er diese Qualitäten noch vermissen und zeigte in diesem Bereich bloß durchschnittliche Leistungen. Er entschied nur 50,5% der Duelle für sich, wobei er 55,7% der Zweikämpfe in der Luft gewann und am Boden mit 49,3% gewonnen Duellen sogar negativ bilanzierte. In der aktuellen Saison gewann er 60,3% seiner Duelle, wobei er stolze 67% der Zweikämpfe in der Luft gewann und 57,8% der Duelle am Boden für sich entschied.
Wir schlossen das damalige Fazit mit folgenden Worten: „Hoffen wir, dass er nach seiner Eingewöhnungszeit in der kommenden Saison voll durchstarten kann und zu einem unverzichtbaren Leistungsträger bei den Mainzern avanciert.“ Dass sich der Mittelfeldmotor der Mainzer in diesem Ausmaß steigerte, ist höchst erfreulich!
Vom Wackelkandidaten zum Spitzenspieler
In der gesamten Saison 2011/12 stand er 1471 Minuten lang am Platz, wobei er 14 Mal von Beginn an spielte und zwölf Mal eingewechselt wurde. In der Hinrunde der aktuellen Meisterschaft absolvierte er bis dato 1269 Spielminuten, wobei er ebenfalls 14 Mal von Beginn an am Platz stand. Diese Statistik zeigt, welchen Stellenwert sich der österreichische Nationalspieler in Mainz erarbeiten konnte. Julian Baumgartlinger gelang jedoch nicht nur der Sprung zum Stammspieler, sondern auch zum absoluten Leistungsträger. Verlässlichkeit, Konstanz, Lauffreudigkeit, eine starke Zweikampfführung und Ballsicherheit gehören zu seinen großen Stärken, die auch sein Trainer Thomas Tuchel zu schätzen lernte.
Wie René Maric bereits richtig analysierte ist Baumgartlinger im Mainzer-Spielaufbau meist die erste Anspielstation. Der 25-Jährige besticht hier mit einer großen Passsicherheit, denn 91,2% der Zuspiele landeten bei seinen Mitspielern. Pro 90 Minuten spielte der Mittelfeldspieler etwa 54 Pässe und hatte starke 73,1 Ballkontakte. Baumgartlinger berührte insgesamt 1031 Mal das Spielgerät und übertraf damit seinen Wert aus der ganzen vergangenen Saison bereits nach einem halben Jahr. Damals hatte der Österreicher nur 1014 Ballkontakte, obwohl er 202 Minuten länger am Platz stand. Ein weiteres Zeichen dafür, dass er weit dominanter auftritt und ihm eine größere Rolle im Spielaufbau zukommt.
Weitere Statistiken
Der Mittelfeldspieler machte im Schnitt 3,3 Tacklings pro Partie und fing 2,3 gegnerische Pässe ab. Er beging 32 Fouls, sah fünfmal die gelbe Karte und einmal Gelb-Rot. Er schoss sieben Mal aufs gegnerische Tor, erzielte dabei jedoch keinen Treffer. Daneben kam er auf 24 Torschussbeteiligungen, wobei ihm in der dritten Runde, bei der 1:3-Auswärtsniederlage gegen Bayern München, ein Assist gelang. Der kicker bewertete Baumgartlinger in 14 Meisterschafts- und drei DFB-Pokalspielen und es ist ein Zeichen seiner großen Konstanz, dass er kein einziges Mal eine schlechtere Note als eine 4 erhielt. Insgesamt liegt sein kicker-Notendurchschnitt in der aktuellen Hinrunde bei 3,25 und bei den Pokalspielen bei einer glatten 3. Im Pokalspiel gegen den Fünftligisten Roßbach erzielte er beim 4:0-Sieg seiner Mannschaft sein einziges Tor in einem Pflichstpiel.
In der kicker-Rangliste der Hinrunde 12/13 erreichte er in der Bewertung „Mittelfeld defensiv“ den starken neunten Platz und darf sich über eine Nominierung in der Kategorie „weiterer Kreis“ freuen. Der österreichische Nationalspieler rangiert hier vor Spielern wie Roman Neustädter, Jermaine Jones, Christian Gentner und William Kvist.
Fazit
Julian Baumgartlinger gelang in den letzten Monaten ein gewaltiger Sprung nach vorne. Die Frage ist nicht mehr ob der Österreicher in der Mainzer Startformation stehen wird, sondern ob die Mainzer den Mittelfeldmotor langfristig halten werden können. In den Bereichen Laufstärke und Zweikampfverhalten gehört er in der gesamten Liga zu den allerbesten Spielern, dazu kommen seine hohe Passsicherheit, seine Konstanz und die mannschaftsdienliche Spielweise. Wenn es dem sympathischen Nationalspieler in der Rückrunde gelingt seine Leistungen zu bestätigen, dann wird es für den 1. FSV Mainz 05 kein leichtes Unterfangen werden Jules in seinen Reihen zu behalten.
Stefan Karger, www.abseits.at
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