In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Wir wollen die Winterpause nutzen, um ein Zwischenfazit zu ziehen und die Leistungen der einzelnen Legionäre noch einmal im Detail zu analysieren. Nachdem wir gestern die Leistungen von Julian Baumgartlinger analysierten, schauen wir jetzt seinem Mannschaftskollegen Andreas Ivanschitz auf die Beine.
So wie Julian Baumgartlinger darf auch Andi Ivanschitz auf eine durchaus gelungene Hinrunde zurückblicken. Im Gegensatz zur vergangenen Saison blieb er diesmal von Verletzungen verschont und absolvierte in 16 Einsätzen 1186 Spielminuten. Der offensive Mittelfeldspieler stand in 15 Runden in der Startaufstellung seiner Mannschaft und wurde einmal aus- und neunmal eingewechselt.
Vier Tore und drei Assists
Ivanschitz steuerte in der bisherigen Saison vier Treffer und drei Torvorlagen bei und steht nach 17 Runden bei sieben Scorerpunkten. Im vergangenen Jahr kam er über die gesamte Saison auf sechs Tore und vier Assists. Insgesamt feuerte der Österreicher 43 Torschüsse ab und war an 74 Schussversuchen beteiligt. Ihm gelang es oftmals seine Mannschaftskollegen in Szene zu setzen – pro Partie kam er immerhin auf eineinhalb Schlüsselpässe. Während der österreichische Nationalspieler im vergangenen Jahr einen kicker-Notenschnitt von 3,47 erreichte, steht er nun auf einem Schnitt von 3,10 – eine erfreuliche Steigerung. So wie Julian Baumgartlinger weist auch Ivanschitz eine große Konstanz auf und bekam in keiner einzigen Pflichtpartie eine schlechtere Bewertung als eine 4.
Diskussionen um Effektivität
Trainer Thomas Tuchel und Manager Christian Heidel forderten trotz der zumeist starken Leistungen mehr vom kreativen Mittelfeldspieler, vor allem was seine Effektivität betrifft. „Er hat die Technik, schafft im Spiel aber nicht die Abschlussquote, die er drauf hat. Das zog sich aber schon durch die ganze letzte Saison“, meinte etwa sein Coach, der weiters betonte, dass er im Training seine Chancen besser nützen würde. Ivanschitz hat in diesem Bereich sicherlich noch Luft nach oben, man darf allerdings nicht außer Acht lassen, dass er nach Adam Szalai gemeinsam mit Nicolai Müller die meisten Treffer der Mainzer erzielte. Die Aussage von Tuchel ist auch weniger als böse Kritik zu verstehen, sondern als Ansporn, dass Ivanschitz noch einmal einen Schritt nach vorne macht und weiter hart an sich arbeitet. Die Worte des Trainers verfehlten nicht ihre Wirkung, denn Ivanschitz bestritt nach derartiger Kritik meist seine besten Spiele. So erzielte er beispielsweise nach der obigen Aussage seines Trainers prompt einen Treffer beim 2:1-Sieg gegen den FC Nürnberg.
Weitere Statistiken
In 1186 Spielminuten kam der offensive Mittelfeldspieler auf 595 Ballkontakte, was einen Schnitt von 45,2 Berührungen pro 90 Minuten ergibt. Im Vergleich zum letzten Jahr berührte er das Spielgerät zwar ein wenig öfter, dennoch ist hier noch ein wenig Raum nach oben. Dafür wird es öfters brenzlig für den Gegner, wenn Ivanschitz den Ball am Fuß hat, was an der Anzahl seiner Schussversuche (3,3 pro 90 Minuten) und Schlüsselpässe (1,5 pro 90 Minuten) ersichtlich ist. Von 16 Flanken fanden 31,3% einen Mannschaftskollegen, was einen guten Wert darstellt. Auch die erfolgreiche Passquote von 76,4% kann sich sehen lassen, insbesondere da Ivanschitz oft den schwierigen, letzten Pass versucht. Im Vorjahr kamen 74,9% seiner Pässe an, es gelang ihm also auch in diesem Bereich eine kleine Steigerung. Ivanschitz sucht in Strafraumnähe immer wieder 1-gegen-1-Situationen, wobei er im Schnitt 1,1 Mal pro Partie an seinen Gegenspielern vorbeikam, während er 1,4 Mal nach einer Einzelaktion den Ball verlor. Der Österreicher beging zwar 30 Fouls, sah jedoch kein einziges Mal eine gelbe oder rote Karte. Er selbst konnte 21 Mal nur mit unfairen Mitteln gestoppt werden.
Fazit
In der vergangenen Saison startete Ivanschitz gut in die Meisterschaft, wurde jedoch durch eine Knieverletzung ausgebremst durch die er nicht nur die Vorbereitung in der Winterpause, sondern auch seinen Rhythmus und Stammplatz verlor. In der aktuellen Saison blieb er komplett von Verletzungen verschont und es gelang ihm größtenteils gut, die in ihn gesetzten hohen Erwartungen zu erfüllen. Während er in der vergangenen Saison immer wieder lange untertauchte und sich am Spielfeld häufig Auszeiten nahm, sieht man nun, dass der österreichische Nationalspieler, so wie seine Mainzer Teamkollegen, richtig beißt und sich nicht nur auf seine Kreativität verlässt, sondern auch viel Drecksarbeit erledigt. Die Mainzer Spielanlage lebt davon, dass jeder Spieler an seine Grenzen gehen muss und da gibt es auch keine Ausnahmen für Kreativspieler wie Ivanschitz. Tuchel hat was die Effektivität betrifft nicht ganz unrecht und es wäre schön, wenn Ivanschitz vor dem gegnerischen Tor ein wenig kaltschnäuziger werden würde – ob er dann jedoch noch lange in Mainz kicken würde ist eine andere Frage.
Stefan Karger, www.abseits.at
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