In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Wir wollen die Winterpause nutzen, um ein Zwischenfazit zu ziehen und die Leistungen der einzelnen Legionäre noch einmal im Detail zu analysieren. Im neunten Teil unserer Serie nehmen wir die bisherige Saisonleistung von Christian Fuchs unter die Lupe.
Schalke 04 rutscht in eine Krise
Am elften Spieltag war die Welt auf Schalke noch in Ordnung. Die Königsblauen gewannen gegen den SV Werder Bremen mit 2:1 und lachten vom zweiten Tabellenplatz auf die Konkurrenz hinunter. Ab diesem Zeitpunkt sollte nur noch der 1:0-Sieg in der Champions League gegen Olympiakos die Herzen der Schalke-Fans höher schlagen lassen, denn aus den übrigen sechs Meisterschaftsspielen holte der Verein nur zwei Punkte, sodass der ambitionierte Bundesligist auf den siebenten Tabellenplatz zurückfiel. Unter dem neuen Trainer Jens Keller wurde dann auch noch das letzte Pflichtspiel des Jahres 2012 verloren, nämlich die so wichtige DFB-Pokalpartie gegen den 1. FSV Mainz 05. Trotzdem blickt der umstrittene Neo-Coach gegen Ende der Winterpause optimistisch auf die kommenden Aufgaben und spricht von einem äußerst erfolgreichen Trainingslager.
Fuchs im Dauereinsatz
Obwohl Christian Fuchs im Laufe der Saison nicht durchgehend überzeugen konnte, stand er in allen 17 Runden in der Startaufstellung und wurde nur zweimal vorzeitig ausgewechselt. Fuchs absolvierte ein dichtes Programm, denn neben den Meisterschafsspielen und den Einsätzen in der Nationalmannschaft bestritt er zwei DFB-Pokalpartien und kam fünfmal in der Champions League zum Einsatz. In der Meisterschaft spielte er genau 1516 Minuten und steuerte fünf Assists bei. Einen Torerfolg konnte er nur in der Champions League feiern, als er, wie bereits oben erwähnt, gegen Olympiakos das einzige Tor der Partie erzielte und seinen Verein in das Achtelfinale schoss.
Ein wenig schwächer Leistungsdaten als im Vorjahr
Vergleicht man seine Leistungsdaten mit jenen der Saison 2011/12, dann muss man feststellen, dass sich Fuchs in einigen Bereichen verschlechterte. Das liegt einerseits daran, dass er sich in den letzten Monaten sicherlich nicht in Bestform befand, andererseits passte die Abstimmung und die Chemie innerhalb der Mannschaft Ende des vergangenen Jahres nicht mehr, da sie sich vom nervösen Umfeld anstecken ließ. Stevens schien sein Team nicht mehr zu erreichen und die Verunsicherung innerhalb der Mannschaft wurde immer größer. Unter solchen Voraussetzungen fehlt es nicht leicht fehlerlos zu spielen, wobei Fuchs, der in der Schalker-Mannschaft aufgrund seiner Erfahrung schon als Routinier gelten kann, gerade in diesen Situationen stärker Verantwortung übernehmen muss. Seine stärkste Phase hatte der linke Außenverteidiger zwischen der fünften und der elften Runde. In diesen sieben Spielen steuerte er alle fünf Assists bei und zeigte überwiegend auch in der Defensive solide Leistungen. Insgesamt kam es in dieser Saison jedoch viel zu oft vor, dass der Abwehrspieler von seinen Gegenspielern überdribbelt wurde. Das liegt einerseits daran, dass die linken Mittelfeldspieler von Schalke, Julian Draxler und Ibrahim Afelley, aufgrund ihres Offensivdrangs manchmal auf die Abwehrarbeit vergessen und Christian Fuchs so mit Überzahlsituationen konfrontiert wurde, die nicht einfach zu lösen waren. Zudem muss er selbst oft weite Wege gehen, um nach einem Ballverlust seines Teams wieder hinter den Ball zu kommen, da sein Offensivspiel davon lebt, die Mitspieler zu hinterlaufen und seine durchschnittlicher Position recht hoch ist. Im Schnitt wurde er pro Spiel 1,8 Mal ausgespielt, was ein eindeutig zu hoher Wert ist. Alaba verliert beispielsweise etwa ein 1-gegen-1-Duell pro Partie. In der Champions League weist Fuchs einen besseren Wert auf, denn in der Königsklasse gingen seine Gegenspieler pro Partie im Schnitt nur 0,8 Mal an ihm vorbei.
Schwache Zweikampfbilanz und zahlreiche Flanken
Fuchs gewann vergangene Saison 59,6% seiner Zweikämpfe, wobei er in der Luft 71,8% seiner Duelle gewann und am Boden immerhin noch 55,9% der Zweikämpfe für sich entschied. Heuer sieht es in dieser Statistik weitaus schlechter aus, denn der Außenverteidiger weist mit 52% gewonnen Zweikämpfen eine nur knapp positive Bilanz aus, wobei er 62,2% der Luftduelle gewann, aber nur 49% seiner Zweikämpfe am Boden. Seine Passgenauigkeit verbesserte sich immerhin von 78,4% auf 80,1%, die Anzahl seiner Pässe pro 90 Minuten blieb mit 44 pro 90 Minuten genau gleich. In der vergangenen Saison schlug Christian Fuchs 91 Flanken, ein Wert an den kaum ein anderer Außenverteidiger aus der Bundesliga herankam. Diese Statistik schraubt er heuer noch einmal in die Höhe, denn in den bisherigen 17 Partien schlug der österreichische Nationalspieler bereits 62 Flanken – man kann also davon ausgehen, dass er am Ende der Saison in dieser Statistik dreistellig sein wird. Die beiden Dortmunder Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek produzierten zusammen mit 73 Flanken nur knapp mehr als Christian Fuchs alleine. Was die Genauigkeit seiner Flanken betrifft kann man Fuchs keine Vorwürfe machen, denn 24,2% seiner Versuche landeten bei einem Mitspieler, was ein recht guter Wert ist. Auffallend ist, dass es bei Christian Fuchs´ Flanken qualitativ meistens kein Mittelding gibt. Entweder sie landen hinter dem gegnerischen Tor, oder sie kommen sehr gefährlich angeschnitten in den Strafraum hinein. In der Meisterschaft glückte dem Außenverteidiger kein Treffer, obwohl er 16 Schüsse abfeuerte. Er war an 47 Torschüssen beteiligt, womit er etwa im Vorjahresschnitt liegt. Wie oben bereits erwähnt steuerte er fünf Assists bei, alle zwischen der fünften und der elften Meisterschaftsrunde. Der Abwehrspieler beging 17 Fouls, sah dreimal die gelbe Karte und wurde selbst 15 Mal mit unsauberen Mitteln gestoppt. Pro Partie machte er 3,1 Tacklings und fing 2,5 Mal einen gegnerischen Pass ab.
Fazit
Nach 17 Spielen steht Christian Fuchs auf einem kicker-Notenschnitt von 3,56, womit er sich gegenüber dem Vorjahr (3,38) ein wenig verschlechterte. Erfreulich ist, dass der Österreicher weiterhin unumstrittener Stammspieler ist, denn Mannschaftskollege Sergio Escudero stellt nach wie vor keine gleichwertige Alternative zu ihm dar. Fuchs fiel im Vergleich mit seinen Mitspielern während der jüngsten Krisensituation nicht ab, es gelang ihm aber auch nicht, als einer der erfahreneren Spieler eine Führungsrolle einzunehmen und für Ruhe und Ordnung am Spielfeld zu sorgen. Der Außenverteidiger zeigte einige Male Schwächen in 1-gegen-1-Situationen, sorgte ansonsten jedoch selten für Aufsehen, weder im negativen, noch im positiven Sinn. Sein persönlicher Höhepunkt war sicherlich der Treffer gegen Olympiakos, das wohl das wichtigste Tor seiner bisherigen Karriere war. Wir hoffen, dass der FC Schalke 04 im Frühjahr in der Defensive besser stehen wird und die gesamte Mannschaft an Stabilität dazugewinnt. Christian Fuchs wird dafür auch seinen Teil beitragen müssen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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